Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746.

Bild:
<< vorherige Seite
Neu-Jahrs-Gedicht,
Jnzwischen ist unstreitig wahr, und bleibet es bey
unsern Schlüssen,

Die ich annoch, mit wenigem, hier werde wiederholen müssen.
"Es ist der Endzweck aller Menschen, das große Welt-
Buch zu studieren,

"Als welches uns den Schöpfer zeigt, und Sein all-
mächtiges Regieren;

"Das Buch, worinn die wahre Weisheit, die Furcht
des Herrn, sehr klar geschrieben,

"Und dessen Jnhalt deutlich zeigt: Man soll Jhn ehren,
fürchten, lieben.

"Dieß ist der Endzweck unsers Hierseyns: Daß, durch
das Sinnliche, die Seelen,

"Da sie sich, nach des Schöpfers Ordnung, mit der
Materie vermählen,

"Zu einer brünstigen Bewundrung des Schöpfers in
den Creaturen,

"Geschickt und fähig werden möchten, die überzeuglich
hellen Spuhren,

"Daß Gott, und was Er sey, zu sehn;
"Jn den Betrachtungen der vielen darinn enthaltnen
Herrlichkeiten,

"Des Schöpfers anzubetend Wesen, in froher Ehrfurcht,
zu erhöhn,

"Und uns zugleich, nach dieser Zeit, zum ewgen Preise
zu bereiten.

"Ach möchte doch hievon die Menschheit, auf an-
der' Art, belehret werden!

"Ach möchten wir, wozu wir hier, warum uns Gott,
auf dieser Erden,

"Zu Seinen Ehren nämlich, schuff, recht überzeuglich
einzusehn,
"Ver-
Neu-Jahrs-Gedicht,
Jnzwiſchen iſt unſtreitig wahr, und bleibet es bey
unſern Schluͤſſen,

Die ich annoch, mit wenigem, hier werde wiederholẽ muͤſſen.
“Es iſt der Endzweck aller Menſchen, das große Welt-
Buch zu ſtudieren,

“Als welches uns den Schoͤpfer zeigt, und Sein all-
maͤchtiges Regieren;

“Das Buch, worinn die wahre Weisheit, die Furcht
des Herrn, ſehr klar geſchrieben,

“Und deſſen Jnhalt deutlich zeigt: Man ſoll Jhn ehren,
fuͤrchten, lieben.

“Dieß iſt der Endzweck unſers Hierſeyns: Daß, durch
das Sinnliche, die Seelen,

“Da ſie ſich, nach des Schoͤpfers Ordnung, mit der
Materie vermaͤhlen,

“Zu einer bruͤnſtigen Bewundrung des Schoͤpfers in
den Creaturen,

“Geſchickt und faͤhig werden moͤchten, die uͤberzeuglich
hellen Spuhren,

“Daß Gott, und was Er ſey, zu ſehn;
“Jn den Betrachtungen der vielen darinn enthaltnen
Herrlichkeiten,

“Des Schoͤpfers anzubetend Weſen, in froher Ehrfurcht,
zu erhoͤhn,

“Und uns zugleich, nach dieſer Zeit, zum ewgen Preiſe
zu bereiten.

“Ach moͤchte doch hievon die Menſchheit, auf an-
der’ Art, belehret werden!

“Ach moͤchten wir, wozu wir hier, warum uns Gott,
auf dieſer Erden,

“Zu Seinen Ehren naͤmlich, ſchuff, recht uͤberzeuglich
einzuſehn,
“Ver-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <lg type="poem">
              <pb facs="#f0344" n="330"/>
              <fw place="top" type="header">Neu-Jahrs-Gedicht,</fw><lb/>
              <lg n="32">
                <l>Jnzwi&#x017F;chen i&#x017F;t un&#x017F;treitig wahr, und bleibet es bey<lb/><hi rendition="#et">un&#x017F;ern Schlu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en,</hi></l><lb/>
                <l>Die ich annoch, mit wenigem, hier werde wiederhol&#x1EBD; mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en.</l><lb/>
                <l>&#x201C;Es i&#x017F;t der Endzweck aller Men&#x017F;chen, das große Welt-<lb/><hi rendition="#et">Buch zu &#x017F;tudieren,</hi></l><lb/>
                <l>&#x201C;Als welches uns den Scho&#x0364;pfer zeigt, und Sein all-<lb/><hi rendition="#et">ma&#x0364;chtiges Regieren;</hi></l><lb/>
                <l>&#x201C;Das Buch, worinn die wahre Weisheit, die Furcht<lb/><hi rendition="#et">des Herrn, &#x017F;ehr klar ge&#x017F;chrieben,</hi></l><lb/>
                <l>&#x201C;Und de&#x017F;&#x017F;en Jnhalt deutlich zeigt: Man &#x017F;oll Jhn ehren,<lb/><hi rendition="#et">fu&#x0364;rchten, lieben.</hi></l><lb/>
                <l>&#x201C;Dieß i&#x017F;t der Endzweck un&#x017F;ers Hier&#x017F;eyns: Daß, durch<lb/><hi rendition="#et">das Sinnliche, die Seelen,</hi></l><lb/>
                <l>&#x201C;Da &#x017F;ie &#x017F;ich, nach des Scho&#x0364;pfers Ordnung, mit der<lb/><hi rendition="#et">Materie verma&#x0364;hlen,</hi></l><lb/>
                <l>&#x201C;Zu einer bru&#x0364;n&#x017F;tigen Bewundrung des Scho&#x0364;pfers in<lb/><hi rendition="#et">den Creaturen,</hi></l><lb/>
                <l>&#x201C;Ge&#x017F;chickt und fa&#x0364;hig werden mo&#x0364;chten, die u&#x0364;berzeuglich<lb/><hi rendition="#et">hellen Spuhren,</hi></l><lb/>
                <l>&#x201C;Daß Gott, und was Er &#x017F;ey, zu &#x017F;ehn;</l><lb/>
                <l>&#x201C;Jn den Betrachtungen der vielen darinn enthaltnen<lb/><hi rendition="#et">Herrlichkeiten,</hi></l><lb/>
                <l>&#x201C;Des Scho&#x0364;pfers anzubetend We&#x017F;en, in froher Ehrfurcht,<lb/><hi rendition="#et">zu erho&#x0364;hn,</hi></l><lb/>
                <l>&#x201C;Und uns zugleich, nach die&#x017F;er Zeit, zum ewgen Prei&#x017F;e<lb/><hi rendition="#et">zu bereiten.</hi></l><lb/>
                <l>&#x201C;Ach mo&#x0364;chte doch hievon die Men&#x017F;chheit, auf an-<lb/><hi rendition="#et">der&#x2019; Art, belehret werden!</hi></l><lb/>
                <l>&#x201C;Ach mo&#x0364;chten wir, wozu wir hier, warum uns Gott,<lb/><hi rendition="#et">auf die&#x017F;er Erden,</hi></l><lb/>
                <l>&#x201C;Zu Seinen Ehren na&#x0364;mlich, &#x017F;chuff, recht u&#x0364;berzeuglich<lb/><hi rendition="#et">einzu&#x017F;ehn,</hi></l>
              </lg><lb/>
              <fw place="bottom" type="catch">&#x201C;Ver-</fw><lb/>
            </lg>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[330/0344] Neu-Jahrs-Gedicht, Jnzwiſchen iſt unſtreitig wahr, und bleibet es bey unſern Schluͤſſen, Die ich annoch, mit wenigem, hier werde wiederholẽ muͤſſen. “Es iſt der Endzweck aller Menſchen, das große Welt- Buch zu ſtudieren, “Als welches uns den Schoͤpfer zeigt, und Sein all- maͤchtiges Regieren; “Das Buch, worinn die wahre Weisheit, die Furcht des Herrn, ſehr klar geſchrieben, “Und deſſen Jnhalt deutlich zeigt: Man ſoll Jhn ehren, fuͤrchten, lieben. “Dieß iſt der Endzweck unſers Hierſeyns: Daß, durch das Sinnliche, die Seelen, “Da ſie ſich, nach des Schoͤpfers Ordnung, mit der Materie vermaͤhlen, “Zu einer bruͤnſtigen Bewundrung des Schoͤpfers in den Creaturen, “Geſchickt und faͤhig werden moͤchten, die uͤberzeuglich hellen Spuhren, “Daß Gott, und was Er ſey, zu ſehn; “Jn den Betrachtungen der vielen darinn enthaltnen Herrlichkeiten, “Des Schoͤpfers anzubetend Weſen, in froher Ehrfurcht, zu erhoͤhn, “Und uns zugleich, nach dieſer Zeit, zum ewgen Preiſe zu bereiten. “Ach moͤchte doch hievon die Menſchheit, auf an- der’ Art, belehret werden! “Ach moͤchten wir, wozu wir hier, warum uns Gott, auf dieſer Erden, “Zu Seinen Ehren naͤmlich, ſchuff, recht uͤberzeuglich einzuſehn, “Ver-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746/344
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746, S. 330. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746/344>, abgerufen am 23.11.2024.