Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746.Die Biesam-Bluhme. Der Knopf ist rund, und hart, und fest, Mit Schuppen rings umher bedeckt, als wären sie daran gepreßt, Und auf einander so gefüget, Daß auf zwo Fugen eine Schuppe, sie kräftig zu ver- decken, lieget. Derselben Farb' ist dunkel-grün, mit einem rothen Rand umher. Jch hatte jüngst, von ungefehr, Dergleichen Knopf, recht in der Mitten, Mit einem Messerchen durchschnitten; Und ward, in selbem, eine Schaar Von Fäserchen, die nicht zu zählen, durch ihre Meng' erstaunt, gewahr: Sie stehen allzumal gedrängt, auf einem Grunde, der so fest, Daß er sich kaum zerschneiden läßt. An jeder Spitze Fuß entspringt allhier der Saam': und hab' ich hier Zwey hundert Körnerchen gezählt, wovon um jedes funfzig Spitzen, Jn Silber-weissem Glanze sitzen; Die, weil sie kürzer, als die Blätter, allein den Bauch des Knopfes füllen, Und jedes Blattes Hüls' umhüllen. Da oberwärts aus ihm sodann, die Trichter-formgen Blätter steigen, Die alle, künstlich eingekerbt, am End', auf zwanzig Spitzen zeigen: So, daß dadurch an jeder Bluhme, wenn wir sie mit Bedacht besehn, Jn die vier tausend nette Spitzen, in einer richtgen Ord- nung, stehn. "Be- Q 4
Die Bieſam-Bluhme. Der Knopf iſt rund, und hart, und feſt, Mit Schuppen rings umher bedeckt, als waͤren ſie daran gepreßt, Und auf einander ſo gefuͤget, Daß auf zwo Fugen eine Schuppe, ſie kraͤftig zu ver- decken, lieget. Derſelben Farb’ iſt dunkel-gruͤn, mit einem rothen Rand umher. Jch hatte juͤngſt, von ungefehr, Dergleichen Knopf, recht in der Mitten, Mit einem Meſſerchen durchſchnitten; Und ward, in ſelbem, eine Schaar Von Faͤſerchen, die nicht zu zaͤhlen, durch ihre Meng’ erſtaunt, gewahr: Sie ſtehen allzumal gedraͤngt, auf einem Grunde, der ſo feſt, Daß er ſich kaum zerſchneiden laͤßt. An jeder Spitze Fuß entſpringt allhier der Saam’: und hab’ ich hier Zwey hundert Koͤrnerchen gezaͤhlt, wovon um jedes funfzig Spitzen, Jn Silber-weiſſem Glanze ſitzen; Die, weil ſie kuͤrzer, als die Blaͤtter, allein den Bauch des Knopfes fuͤllen, Und jedes Blattes Huͤlſ’ umhuͤllen. Da oberwaͤrts aus ihm ſodann, die Trichter-formgen Blaͤtter ſteigen, Die alle, kuͤnſtlich eingekerbt, am End’, auf zwanzig Spitzen zeigen: So, daß dadurch an jeder Bluhme, wenn wir ſie mit Bedacht beſehn, Jn die vier tauſend nette Spitzen, in einer richtgen Ord- nung, ſtehn. “Be- Q 4
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Die Bieſam-Bluhme.
Der Knopf iſt rund, und hart, und feſt,
Mit Schuppen rings umher bedeckt, als waͤren ſie daran
gepreßt,
Und auf einander ſo gefuͤget,
Daß auf zwo Fugen eine Schuppe, ſie kraͤftig zu ver-
decken, lieget.
Derſelben Farb’ iſt dunkel-gruͤn, mit einem rothen Rand
umher.
Jch hatte juͤngſt, von ungefehr,
Dergleichen Knopf, recht in der Mitten,
Mit einem Meſſerchen durchſchnitten;
Und ward, in ſelbem, eine Schaar
Von Faͤſerchen, die nicht zu zaͤhlen, durch ihre Meng’
erſtaunt, gewahr:
Sie ſtehen allzumal gedraͤngt, auf einem Grunde, der ſo feſt,
Daß er ſich kaum zerſchneiden laͤßt.
An jeder Spitze Fuß entſpringt allhier der Saam’:
und hab’ ich hier
Zwey hundert Koͤrnerchen gezaͤhlt, wovon um jedes
funfzig Spitzen,
Jn Silber-weiſſem Glanze ſitzen;
Die, weil ſie kuͤrzer, als die Blaͤtter, allein den Bauch
des Knopfes fuͤllen,
Und jedes Blattes Huͤlſ’ umhuͤllen.
Da oberwaͤrts aus ihm ſodann, die Trichter-formgen
Blaͤtter ſteigen,
Die alle, kuͤnſtlich eingekerbt, am End’, auf zwanzig
Spitzen zeigen:
So, daß dadurch an jeder Bluhme, wenn wir ſie mit
Bedacht beſehn,
Jn die vier tauſend nette Spitzen, in einer richtgen Ord-
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