Die Biesam-Bluhme fehlt mir noch, zum Ruhm des Schöpfers, zu betrachten. Jhr gleichfals ganz besondrer Bau verdient mit Recht, ihn zu beachten.
Mich rührt ihr kräftiger Geruch. Doch das, so wir an ihr ersehn, Jst auch nicht weniger beträchtlich, und, auf besondre Weise, schön. Sie scheint, aus lauter Linien, aus lauter Strichen, zu bestehn, Wenn man sie obenhin besieht: Bemerkt mans aber eigentlich; So sind die Blätter Trichter-formig. Der Obertheil ist, bis zur Mitten, So wunderkünstlich eingeschnitten, Als wenn es, mit der feinsten Scheere, So richtig eingekerbet wäre. Daher scheint jedes Blatt ein Strich, Die ganze Bluhm' aus Fäserchen, theils weiß-, theils purprichten, formieret, Und also, vor den andern Bluhmen, auf eine neue Art, gezieret: Die, weil sie alle mit einander aus einem runden Knopfe steigen, Der ebenfals betrachtenswerth, sich all' in netter Ründe zeigen.
Der
Die Bieſam-Bluhme.
Die Bieſam-Bluhme fehlt mir noch, zum Ruhm des Schoͤpfers, zu betrachten. Jhr gleichfals ganz beſondrer Bau verdient mit Recht, ihn zu beachten.
Mich ruͤhrt ihr kraͤftiger Geruch. Doch das, ſo wir an ihr erſehn, Jſt auch nicht weniger betraͤchtlich, und, auf beſondre Weiſe, ſchoͤn. Sie ſcheint, aus lauter Linien, aus lauter Strichen, zu beſtehn, Wenn man ſie obenhin beſieht: Bemerkt mans aber eigentlich; So ſind die Blaͤtter Trichter-formig. Der Obertheil iſt, bis zur Mitten, So wunderkuͤnſtlich eingeſchnitten, Als wenn es, mit der feinſten Scheere, So richtig eingekerbet waͤre. Daher ſcheint jedes Blatt ein Strich, Die ganze Bluhm’ aus Faͤſerchen, theils weiß-, theils purprichten, formieret, Und alſo, vor den andern Bluhmen, auf eine neue Art, gezieret: Die, weil ſie alle mit einander aus einem runden Knopfe ſteigen, Der ebenfals betrachtenswerth, ſich all’ in netter Ruͤnde zeigen.
Der
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Die Bieſam-Bluhme.
Die Bieſam-Bluhme fehlt mir noch, zum Ruhm des
Schoͤpfers, zu betrachten.
Jhr gleichfals ganz beſondrer Bau verdient mit Recht,
ihn zu beachten.
Mich ruͤhrt ihr kraͤftiger Geruch. Doch das, ſo wir
an ihr erſehn,
Jſt auch nicht weniger betraͤchtlich, und, auf beſondre
Weiſe, ſchoͤn.
Sie ſcheint, aus lauter Linien, aus lauter Strichen,
zu beſtehn,
Wenn man ſie obenhin beſieht: Bemerkt mans aber
eigentlich;
So ſind die Blaͤtter Trichter-formig. Der Obertheil
iſt, bis zur Mitten,
So wunderkuͤnſtlich eingeſchnitten,
Als wenn es, mit der feinſten Scheere,
So richtig eingekerbet waͤre.
Daher ſcheint jedes Blatt ein Strich,
Die ganze Bluhm’ aus Faͤſerchen, theils weiß-, theils
purprichten, formieret,
Und alſo, vor den andern Bluhmen, auf eine neue Art,
gezieret:
Die, weil ſie alle mit einander aus einem runden Knopfe
ſteigen,
Der ebenfals betrachtenswerth, ſich all’ in netter Ruͤnde
zeigen.
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746, S. 246. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746/260>, abgerufen am 22.11.2024.
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