"Bewundre, Mensch! in dieser Menge der Blät- terchen, die Strichen gleich, "Wie die Natur an feiner Kunst, und an Erfindungen, so reich; "Und laß, in dieser schönen Bluhme, die drinn entdeckten Seltsamkeiten, "Dich doch zu ihrem ersten Urstand, zu einem weisen Schöpfer, leiten! "Noch mehr! Es blühet diese Bluhme nicht nur in einer weissen Zier; "Sie bringt, in eben dieser Form, auch purpurfarbene herfür. "Noch mehr! Sie ist mit süßem Duft, bewunderns- würdig, angefüllet, "Und es vergleicht sich der Geruch dem Biesam, wel- cher aus ihr quillet: "Wofür, wenn man vernünftig riecht, bey dem er- quickenden Genuß, "Ein jeder, der dadurch erquickt, dem Schöpfer billig danken muß.
Der
Die Bieſam-Bluhme.
“Bewundre, Menſch! in dieſer Menge der Blaͤt- terchen, die Strichen gleich, “Wie die Natur an feiner Kunſt, und an Erfindungen, ſo reich; “Und laß, in dieſer ſchoͤnen Bluhme, die drinn entdeckten Seltſamkeiten, “Dich doch zu ihrem erſten Urſtand, zu einem weiſen Schoͤpfer, leiten! “Noch mehr! Es bluͤhet dieſe Bluhme nicht nur in einer weiſſen Zier; “Sie bringt, in eben dieſer Form, auch purpurfarbene herfuͤr. “Noch mehr! Sie iſt mit ſuͤßem Duft, bewunderns- wuͤrdig, angefuͤllet, “Und es vergleicht ſich der Geruch dem Bieſam, wel- cher aus ihr quillet: “Wofuͤr, wenn man vernuͤnftig riecht, bey dem er- quickenden Genuß, “Ein jeder, der dadurch erquickt, dem Schoͤpfer billig danken muß.
Der
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><lgtype="poem"><pbfacs="#f0262"n="248"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Die Bieſam-Bluhme.</hi></fw><lb/><lgn="5"><l>“Bewundre, Menſch! in dieſer Menge der Blaͤt-<lb/><hirendition="#et">terchen, die Strichen gleich,</hi></l><lb/><l>“Wie die Natur an feiner Kunſt, und an Erfindungen,<lb/><hirendition="#et">ſo reich;</hi></l><lb/><l>“Und laß, in dieſer ſchoͤnen Bluhme, die drinn entdeckten<lb/><hirendition="#et">Seltſamkeiten,</hi></l><lb/><l>“Dich doch zu ihrem erſten Urſtand, zu einem weiſen<lb/><hirendition="#et">Schoͤpfer, leiten!</hi></l><lb/><l>“Noch mehr! Es bluͤhet dieſe Bluhme nicht nur in<lb/><hirendition="#et">einer weiſſen Zier;</hi></l><lb/><l>“Sie bringt, in eben dieſer Form, auch purpurfarbene<lb/><hirendition="#et">herfuͤr.</hi></l><lb/><l>“Noch mehr! Sie iſt mit ſuͤßem Duft, bewunderns-<lb/><hirendition="#et">wuͤrdig, angefuͤllet,</hi></l><lb/><l>“Und es vergleicht ſich der Geruch dem Bieſam, wel-<lb/><hirendition="#et">cher aus ihr quillet:</hi></l><lb/><l>“Wofuͤr, wenn man vernuͤnftig riecht, bey dem er-<lb/><hirendition="#et">quickenden Genuß,</hi></l><lb/><l>“Ein jeder, der dadurch erquickt, dem Schoͤpfer billig<lb/><hirendition="#et">danken muß.</hi></l></lg></lg></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#b">Der</hi></fw><lb/></div></div></body></text></TEI>
[248/0262]
Die Bieſam-Bluhme.
“Bewundre, Menſch! in dieſer Menge der Blaͤt-
terchen, die Strichen gleich,
“Wie die Natur an feiner Kunſt, und an Erfindungen,
ſo reich;
“Und laß, in dieſer ſchoͤnen Bluhme, die drinn entdeckten
Seltſamkeiten,
“Dich doch zu ihrem erſten Urſtand, zu einem weiſen
Schoͤpfer, leiten!
“Noch mehr! Es bluͤhet dieſe Bluhme nicht nur in
einer weiſſen Zier;
“Sie bringt, in eben dieſer Form, auch purpurfarbene
herfuͤr.
“Noch mehr! Sie iſt mit ſuͤßem Duft, bewunderns-
wuͤrdig, angefuͤllet,
“Und es vergleicht ſich der Geruch dem Bieſam, wel-
cher aus ihr quillet:
“Wofuͤr, wenn man vernuͤnftig riecht, bey dem er-
quickenden Genuß,
“Ein jeder, der dadurch erquickt, dem Schoͤpfer billig
danken muß.
Der
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746, S. 248. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746/262>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.