Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746.

Bild:
<< vorherige Seite
bey einer gefährlichen Wasser-Fahrt.
Durch alle Schiffe glücklich trieb, und wir auf stiller
Wasser kamen,

Recht wie es eben Mitternacht. Ob, für die Huld, die
wir verspührt,

Da uns der Schöpfer, wunderbar,
Jm Dunkeln selbst, durch Sturm und Fluht, und durch
so mancherley Gefahr,

Beschirmet, in den Port geführt,
Nun nicht dem HERRN der Wind' und Wellen Lob, Ehre,
Preis und Dank gebührt,

Daran wird ja wohl niemand zweifeln, am wenigsten die
wir erhalten,

Und wovon keiner nicht einmal die Mittel der Erhaltung
weiß.
Dir sey denn, HErr, für Deinen Schutz und für
Dein väterliches Walten
Lob, Ehre, Ruhm, und Dank, und Preis!


Ueberlegung.
Jn der Gefahr, worinn wir waren,
Hatt ich, auf mich, und andre, Acht,
Und fand, daß jeder die Gefahren,
So viel ihm möglich, kleiner macht.
Man schien, bey so bestalten Sachen,
Sich selber dreist, für Angst, zu machen.
Wir suchten uns zu übertäuben,
Und zwungen uns selbst, was zu gläuben,
Das ohne den geringsten Grund.
Ob
bey einer gefaͤhrlichen Waſſer-Fahrt.
Durch alle Schiffe gluͤcklich trieb, und wir auf ſtiller
Waſſer kamen,

Recht wie es eben Mitternacht. Ob, fuͤr die Huld, die
wir verſpuͤhrt,

Da uns der Schoͤpfer, wunderbar,
Jm Dunkeln ſelbſt, durch Sturm und Fluht, und durch
ſo mancherley Gefahr,

Beſchirmet, in den Port gefuͤhrt,
Nun nicht dem HERRN der Wind’ und Wellen Lob, Ehre,
Preis und Dank gebuͤhrt,

Daran wird ja wohl niemand zweifeln, am wenigſten die
wir erhalten,

Und wovon keiner nicht einmal die Mittel der Erhaltung
weiß.
Dir ſey denn, HErr, fuͤr Deinen Schutz und fuͤr
Dein vaͤterliches Walten
Lob, Ehre, Ruhm, und Dank, und Preis!


Ueberlegung.
Jn der Gefahr, worinn wir waren,
Hatt ich, auf mich, und andre, Acht,
Und fand, daß jeder die Gefahren,
So viel ihm moͤglich, kleiner macht.
Man ſchien, bey ſo beſtalten Sachen,
Sich ſelber dreiſt, fuͤr Angſt, zu machen.
Wir ſuchten uns zu uͤbertaͤuben,
Und zwungen uns ſelbſt, was zu glaͤuben,
Das ohne den geringſten Grund.
Ob
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <lg type="poem">
              <pb facs="#f0205" n="191"/>
              <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">bey einer gefa&#x0364;hrlichen Wa&#x017F;&#x017F;er-Fahrt.</hi> </fw><lb/>
              <lg n="11">
                <l>Durch alle Schiffe glu&#x0364;cklich trieb, und wir auf &#x017F;tiller<lb/><hi rendition="#et">Wa&#x017F;&#x017F;er kamen,</hi></l><lb/>
                <l>Recht wie es eben Mitternacht. Ob, fu&#x0364;r die Huld, die<lb/><hi rendition="#et">wir ver&#x017F;pu&#x0364;hrt,</hi></l><lb/>
                <l>Da uns der Scho&#x0364;pfer, wunderbar,</l><lb/>
                <l>Jm Dunkeln &#x017F;elb&#x017F;t, durch Sturm und Fluht, und durch<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;o mancherley Gefahr,</hi></l><lb/>
                <l>Be&#x017F;chirmet, in den Port gefu&#x0364;hrt,</l><lb/>
                <l>Nun nicht dem HERRN der Wind&#x2019; und Wellen Lob, Ehre,<lb/><hi rendition="#et">Preis und Dank gebu&#x0364;hrt,</hi></l><lb/>
                <l>Daran wird ja wohl niemand zweifeln, am wenig&#x017F;ten die<lb/><hi rendition="#et">wir erhalten,</hi></l><lb/>
                <l>Und wovon keiner nicht einmal die Mittel der Erhaltung<lb/><hi rendition="#et">weiß.</hi></l>
              </lg><lb/>
              <lg n="12">
                <l> <hi rendition="#fr">Dir &#x017F;ey denn, HErr, fu&#x0364;r Deinen Schutz und fu&#x0364;r</hi> </l><lb/>
                <l> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#et">Dein va&#x0364;terliches Walten</hi> </hi><lb/> <hi rendition="#et">Lob, Ehre, Ruhm, und Dank, und Preis!</hi> </l>
              </lg>
            </lg>
          </div><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Ueberlegung.</hi> </head><lb/>
            <lg type="poem">
              <lg n="1">
                <l><hi rendition="#in">J</hi>n der Gefahr, worinn wir waren,</l><lb/>
                <l>Hatt ich, auf mich, und andre, Acht,</l><lb/>
                <l>Und fand, daß jeder die Gefahren,</l><lb/>
                <l>So viel ihm mo&#x0364;glich, kleiner macht.</l><lb/>
                <l>Man &#x017F;chien, bey &#x017F;o be&#x017F;talten Sachen,</l><lb/>
                <l>Sich &#x017F;elber drei&#x017F;t, fu&#x0364;r Ang&#x017F;t, zu machen.</l><lb/>
                <l>Wir &#x017F;uchten uns zu u&#x0364;berta&#x0364;uben,</l><lb/>
                <l>Und zwungen uns &#x017F;elb&#x017F;t, was zu gla&#x0364;uben,</l><lb/>
                <l>Das ohne den gering&#x017F;ten Grund.</l>
              </lg><lb/>
              <fw place="bottom" type="catch">Ob</fw><lb/>
            </lg>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[191/0205] bey einer gefaͤhrlichen Waſſer-Fahrt. Durch alle Schiffe gluͤcklich trieb, und wir auf ſtiller Waſſer kamen, Recht wie es eben Mitternacht. Ob, fuͤr die Huld, die wir verſpuͤhrt, Da uns der Schoͤpfer, wunderbar, Jm Dunkeln ſelbſt, durch Sturm und Fluht, und durch ſo mancherley Gefahr, Beſchirmet, in den Port gefuͤhrt, Nun nicht dem HERRN der Wind’ und Wellen Lob, Ehre, Preis und Dank gebuͤhrt, Daran wird ja wohl niemand zweifeln, am wenigſten die wir erhalten, Und wovon keiner nicht einmal die Mittel der Erhaltung weiß. Dir ſey denn, HErr, fuͤr Deinen Schutz und fuͤr Dein vaͤterliches Walten Lob, Ehre, Ruhm, und Dank, und Preis! Ueberlegung. Jn der Gefahr, worinn wir waren, Hatt ich, auf mich, und andre, Acht, Und fand, daß jeder die Gefahren, So viel ihm moͤglich, kleiner macht. Man ſchien, bey ſo beſtalten Sachen, Sich ſelber dreiſt, fuͤr Angſt, zu machen. Wir ſuchten uns zu uͤbertaͤuben, Und zwungen uns ſelbſt, was zu glaͤuben, Das ohne den geringſten Grund. Ob

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746/205
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746, S. 191. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746/205>, abgerufen am 03.12.2024.