Von Wasser-Fluhten, Feuers-Brünsten, wenn Erd- Erschütt'rungen entstehen, Von Donner, Hagel, Blitz und Stürmen, von Pest und Krankheit? Nennest du Denn dieß auch Ordnung? keine Plagen? Gemach! auch hier ist nichts verlohren. Die Ordnung bleibt in der Natur, die, für das Ganze nur, erkohren; Das Ganze bleibt in seinem Wesen, und aus den mehresten entspringt Ein Gut, das wir nur nicht begreifen. Was Ganz! versetzest du vielleicht, Jch leide ja dadurch nicht minder, bleibt gleich das Ganze ganz. Mich deucht, Wenn solch ein Unfall, solche Noht, auf mich und auf die Meinen dringt, Jch könne mich mit Recht beschwehren. So denke doch einmahl zurück. Was bist denn du, im Gegenhalt mit allen auf dem Kreis der Erden? Soll deinentwegen denn der Stoff der Elementen anders werden? Für dich ein Wunderwerk geschehn? Verdienest du ein stetes Glück? Ja ist dein ganzes Leben hier nicht gleichsam nur ein Au- genblick Mit jener Ewigkeit verglichen, in welcher Gottes Gna- den-Wille Den kleinen hiesigen Verlust des, welches dir doch nur geliehn,
Und
Aus denComplaintsoderNight-Thougts,
Von Waſſer-Fluhten, Feuers-Bruͤnſten, wenn Erd- Erſchuͤtt’rungen entſtehen, Von Donner, Hagel, Blitz und Stuͤrmen, von Peſt und Krankheit? Nenneſt du Denn dieß auch Ordnung? keine Plagen? Gemach! auch hier iſt nichts verlohren. Die Ordnung bleibt in der Natur, die, fuͤr das Ganze nur, erkohren; Das Ganze bleibt in ſeinem Weſen, und aus den mehreſten entſpringt Ein Gut, das wir nur nicht begreifen. Was Ganz! verſetzeſt du vielleicht, Jch leide ja dadurch nicht minder, bleibt gleich das Ganze ganz. Mich deucht, Wenn ſolch ein Unfall, ſolche Noht, auf mich und auf die Meinen dringt, Jch koͤnne mich mit Recht beſchwehren. So denke doch einmahl zuruͤck. Was biſt denn du, im Gegenhalt mit allen auf dem Kreis der Erden? Soll deinentwegen denn der Stoff der Elementen anders werden? Fuͤr dich ein Wunderwerk geſchehn? Verdieneſt du ein ſtetes Gluͤck? Ja iſt dein ganzes Leben hier nicht gleichſam nur ein Au- genblick Mit jener Ewigkeit verglichen, in welcher Gottes Gna- den-Wille Den kleinen hieſigen Verluſt des, welches dir doch nur geliehn,
Und
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><lgtype="poem"><pbfacs="#f0756"n="738"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Aus den</hi><hirendition="#aq">Complaints</hi><hirendition="#b">oder</hi><hirendition="#aq">Night-Thougts,</hi></fw><lb/><lgn="12"><l>Von Waſſer-Fluhten, Feuers-Bruͤnſten, wenn Erd-</l><lb/><l><hirendition="#et">Erſchuͤtt’rungen entſtehen,</hi></l><lb/><l>Von Donner, Hagel, Blitz und Stuͤrmen, von Peſt</l><lb/><l><hirendition="#et">und Krankheit? Nenneſt du</hi></l><lb/><l>Denn dieß auch Ordnung? keine Plagen? Gemach!</l><lb/><l><hirendition="#et">auch hier iſt nichts verlohren.</hi></l><lb/><l>Die Ordnung bleibt in der Natur, die, fuͤr das <hirendition="#fr">Ganze</hi> nur,</l><lb/><l><hirendition="#et">erkohren;</hi></l><lb/><l>Das <hirendition="#fr">Ganze</hi> bleibt in ſeinem Weſen, und aus den mehreſten</l><lb/><l><hirendition="#et">entſpringt</hi></l><lb/><l>Ein Gut, das wir nur nicht begreifen. Was Ganz!</l><lb/><l><hirendition="#et">verſetzeſt du vielleicht,</hi></l><lb/><l>Jch leide ja dadurch nicht minder, bleibt gleich das</l><lb/><l><hirendition="#et">Ganze ganz. Mich deucht,</hi></l><lb/><l>Wenn ſolch ein Unfall, ſolche Noht, auf mich und auf</l><lb/><l><hirendition="#et">die Meinen dringt,</hi></l><lb/><l>Jch koͤnne mich mit Recht beſchwehren. So denke doch</l><lb/><l><hirendition="#et">einmahl zuruͤck.</hi></l><lb/><l>Was biſt denn du, im Gegenhalt mit allen auf dem Kreis</l><lb/><l><hirendition="#et">der Erden?</hi></l><lb/><l>Soll deinentwegen denn der Stoff der Elementen anders</l><lb/><l><hirendition="#et">werden?</hi></l><lb/><l>Fuͤr dich ein Wunderwerk geſchehn? Verdieneſt du ein</l><lb/><l><hirendition="#et">ſtetes Gluͤck?</hi></l><lb/><l>Ja iſt dein ganzes Leben hier nicht gleichſam nur ein Au-</l><lb/><l><hirendition="#et">genblick</hi></l><lb/><l>Mit jener Ewigkeit verglichen, in welcher Gottes Gna-</l><lb/><l><hirendition="#et">den-Wille</hi></l><lb/><l>Den kleinen hieſigen Verluſt des, welches dir doch nur</l><lb/><l><hirendition="#et">geliehn,</hi></l></lg><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Und</fw><lb/></lg></div></div></div></div></body></text></TEI>
[738/0756]
Aus den Complaints oder Night-Thougts,
Von Waſſer-Fluhten, Feuers-Bruͤnſten, wenn Erd-
Erſchuͤtt’rungen entſtehen,
Von Donner, Hagel, Blitz und Stuͤrmen, von Peſt
und Krankheit? Nenneſt du
Denn dieß auch Ordnung? keine Plagen? Gemach!
auch hier iſt nichts verlohren.
Die Ordnung bleibt in der Natur, die, fuͤr das Ganze nur,
erkohren;
Das Ganze bleibt in ſeinem Weſen, und aus den mehreſten
entſpringt
Ein Gut, das wir nur nicht begreifen. Was Ganz!
verſetzeſt du vielleicht,
Jch leide ja dadurch nicht minder, bleibt gleich das
Ganze ganz. Mich deucht,
Wenn ſolch ein Unfall, ſolche Noht, auf mich und auf
die Meinen dringt,
Jch koͤnne mich mit Recht beſchwehren. So denke doch
einmahl zuruͤck.
Was biſt denn du, im Gegenhalt mit allen auf dem Kreis
der Erden?
Soll deinentwegen denn der Stoff der Elementen anders
werden?
Fuͤr dich ein Wunderwerk geſchehn? Verdieneſt du ein
ſtetes Gluͤck?
Ja iſt dein ganzes Leben hier nicht gleichſam nur ein Au-
genblick
Mit jener Ewigkeit verglichen, in welcher Gottes Gna-
den-Wille
Den kleinen hieſigen Verluſt des, welches dir doch nur
geliehn,
Und
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 738. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/756>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.