Hieraus entstehet Gegenliebe, ein Opfer, das allein nur wehrt Dem grossen Vater darzubiethen. Nur dadurch wird Er recht geehrt, Zumahl aus diesem holden Feuer die Glaubens- volle Zu- versicht, Er werd' uns künftig auch noch lieben, in schon halbsel'gen Flammen, bricht. Dieß ist ein ander Bild der Welt, als wie das deinige. Nun sage, Ob über die Natur und GOtt ein Sterblicher mit Recht wohl klage? Die Noth, die du vom Kriege, Morden, Empörung, Raub und Blutvergiessen, Verfolgung, Ungerechtigkeit, Betriegen und Verrätherey, Verwundung, Vergewaltigung, Vergiftung, Mord-Brand, Tiranney, Erzehlst, und die mit solchem Feur aus deiner scharfen Feder fliessen, Sind ja nicht der Natur, nicht GOtt, nur bloß den Men- schen zuzuschreiben, Die, ihrer eigenen Natur und Art nach, freye Wesen bleiben, Die Bös- und Gutes wirken können, und, leider! meistens Böses thun. Hierbey nun lässet, wie ich hoffe, dein Einwurf es ja wohl beruhn. Doch halt! mich deucht, du rufest mir, mit schnellem Eifer, beissend zu: Was sagst du denn von Unglücks-Fällen, die, sonder unsre Schuld, geschehen,
Von
7 Theil. A a a
nebſt der Beantwortung.
Hieraus entſtehet Gegenliebe, ein Opfer, das allein nur wehrt Dem groſſen Vater darzubiethen. Nur dadurch wird Er recht geehrt, Zumahl aus dieſem holden Feuer die Glaubens- volle Zu- verſicht, Er werd’ uns kuͤnftig auch noch lieben, in ſchon halbſel’gen Flammen, bricht. Dieß iſt ein ander Bild der Welt, als wie das deinige. Nun ſage, Ob uͤber die Natur und GOtt ein Sterblicher mit Recht wohl klage? Die Noth, die du vom Kriege, Morden, Empoͤrung, Raub und Blutvergieſſen, Verfolgung, Ungerechtigkeit, Betriegen und Verraͤtherey, Verwundung, Vergewaltigung, Vergiftung, Mord-Brand, Tiranney, Erzehlſt, und die mit ſolchem Feur aus deiner ſcharfen Feder flieſſen, Sind ja nicht der Natur, nicht GOtt, nur bloß den Men- ſchen zuzuſchreiben, Die, ihrer eigenen Natur und Art nach, freye Weſen bleiben, Die Boͤſ- und Gutes wirken koͤnnen, und, leider! meiſtens Boͤſes thun. Hierbey nun laͤſſet, wie ich hoffe, dein Einwurf es ja wohl beruhn. Doch halt! mich deucht, du rufeſt mir, mit ſchnellem Eifer, beiſſend zu: Was ſagſt du denn von Ungluͤcks-Faͤllen, die, ſonder unſre Schuld, geſchehen,
Von
7 Theil. A a a
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nebſt der Beantwortung.
Hieraus entſtehet Gegenliebe, ein Opfer, das allein nur
wehrt
Dem groſſen Vater darzubiethen. Nur dadurch wird
Er recht geehrt,
Zumahl aus dieſem holden Feuer die Glaubens- volle Zu-
verſicht,
Er werd’ uns kuͤnftig auch noch lieben, in ſchon halbſel’gen
Flammen, bricht.
Dieß iſt ein ander Bild der Welt, als wie das deinige.
Nun ſage,
Ob uͤber die Natur und GOtt ein Sterblicher mit Recht
wohl klage?
Die Noth, die du vom Kriege, Morden, Empoͤrung, Raub
und Blutvergieſſen,
Verfolgung, Ungerechtigkeit, Betriegen und Verraͤtherey,
Verwundung, Vergewaltigung, Vergiftung, Mord-Brand,
Tiranney,
Erzehlſt, und die mit ſolchem Feur aus deiner ſcharfen
Feder flieſſen,
Sind ja nicht der Natur, nicht GOtt, nur bloß den Men-
ſchen zuzuſchreiben,
Die, ihrer eigenen Natur und Art nach, freye Weſen
bleiben,
Die Boͤſ- und Gutes wirken koͤnnen, und, leider! meiſtens
Boͤſes thun.
Hierbey nun laͤſſet, wie ich hoffe, dein Einwurf es ja wohl
beruhn.
Doch halt! mich deucht, du rufeſt mir, mit ſchnellem
Eifer, beiſſend zu:
Was ſagſt du denn von Ungluͤcks-Faͤllen, die, ſonder
unſre Schuld, geſchehen,
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 737. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/755>, abgerufen am 22.11.2024.
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