Die Jahres-Zeiten geben uns den Regen, unsre Aecker reich, Den Wind, die Lüfte rein zu machen. Man sieht sie uns die Vögel bringen, Die von so sehr verschiedner Art, und welche so verschied- lich singen. Sie liefern uns so viele Thiere, die zahmen, welche sich bequehmen, Zu unserm Nutzen, uns zur Lust, bey uns den Aufenthalt zu nehmen, Und die sich gleichsam selbst gefallen, wenn sie verrichten, was wir wollen, Ja gar für die geringe Kost, zur Dankbarkeit, sich selbst uns zollen. Da sind die Thiere, die die Wälder für uns in solcher Menge nähren, Da sind die Fische, die die Seen, und die Gewässer uns beschehren. Hier sind die Flüsse, dort das Meer, in welches sie sich all' ergiessen, Auf welchem wir, durch Schiff' und Winde, von einem Ort zum andern fliessen, Um neue Völker, neue Pflanzen, auch neue Thiere, neue Früchte, Nicht minder neue Heilungs-Mittel, manch neuen Vor- wurf dem Gesichte, Auch für der Menschen andre Sinnen, viel' neue Schätze zu erhalten, Und sie, auf ungezählte Arten, zu unserm Nutzen zu ver- walten. Wenn ich, mit einem Ueberlegen, bey dieser Menge stille steh,
Und,
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der Schoͤnheit der Welt.
Die Jahres-Zeiten geben uns den Regen, unſre Aecker reich, Den Wind, die Luͤfte rein zu machen. Man ſieht ſie uns die Voͤgel bringen, Die von ſo ſehr verſchiedner Art, und welche ſo verſchied- lich ſingen. Sie liefern uns ſo viele Thiere, die zahmen, welche ſich bequehmen, Zu unſerm Nutzen, uns zur Luſt, bey uns den Aufenthalt zu nehmen, Und die ſich gleichſam ſelbſt gefallen, wenn ſie verrichten, was wir wollen, Ja gar fuͤr die geringe Koſt, zur Dankbarkeit, ſich ſelbſt uns zollen. Da ſind die Thiere, die die Waͤlder fuͤr uns in ſolcher Menge naͤhren, Da ſind die Fiſche, die die Seen, und die Gewaͤſſer uns beſchehren. Hier ſind die Fluͤſſe, dort das Meer, in welches ſie ſich all’ ergieſſen, Auf welchem wir, durch Schiff’ und Winde, von einem Ort zum andern flieſſen, Um neue Voͤlker, neue Pflanzen, auch neue Thiere, neue Fruͤchte, Nicht minder neue Heilungs-Mittel, manch neuen Vor- wurf dem Geſichte, Auch fuͤr der Menſchen andre Sinnen, viel’ neue Schaͤtze zu erhalten, Und ſie, auf ungezaͤhlte Arten, zu unſerm Nutzen zu ver- walten. Wenn ich, mit einem Ueberlegen, bey dieſer Menge ſtille ſteh,
Und,
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der Schoͤnheit der Welt.
Die Jahres-Zeiten geben uns den Regen, unſre Aecker
reich,
Den Wind, die Luͤfte rein zu machen. Man ſieht ſie uns
die Voͤgel bringen,
Die von ſo ſehr verſchiedner Art, und welche ſo verſchied-
lich ſingen.
Sie liefern uns ſo viele Thiere, die zahmen, welche ſich
bequehmen,
Zu unſerm Nutzen, uns zur Luſt, bey uns den Aufenthalt
zu nehmen,
Und die ſich gleichſam ſelbſt gefallen, wenn ſie verrichten,
was wir wollen,
Ja gar fuͤr die geringe Koſt, zur Dankbarkeit, ſich ſelbſt
uns zollen.
Da ſind die Thiere, die die Waͤlder fuͤr uns in ſolcher
Menge naͤhren,
Da ſind die Fiſche, die die Seen, und die Gewaͤſſer uns
beſchehren.
Hier ſind die Fluͤſſe, dort das Meer, in welches ſie ſich all’
ergieſſen,
Auf welchem wir, durch Schiff’ und Winde, von einem
Ort zum andern flieſſen,
Um neue Voͤlker, neue Pflanzen, auch neue Thiere, neue
Fruͤchte,
Nicht minder neue Heilungs-Mittel, manch neuen Vor-
wurf dem Geſichte,
Auch fuͤr der Menſchen andre Sinnen, viel’ neue Schaͤtze
zu erhalten,
Und ſie, auf ungezaͤhlte Arten, zu unſerm Nutzen zu ver-
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Wenn ich, mit einem Ueberlegen, bey dieſer Menge ſtille
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 707. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/725>, abgerufen am 22.11.2024.
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