Und, wie sie uns des Schöpfers Hand, in solcher Fülle, giebet, seh, Derselben Vielheit immer grösser, die Schönheit immer schöner finde; So kommt es mir nicht anders vor, als wenn auf einem jeden stünde: "O Mensch, für dich gehöret alles! Komm, schlacht', und iß, und sey vergnügt! Wozu sich denn noch diese Lehre, die gleichfalls überzeug- lich, fügt: "Der Schöpfer, welcher nichts bedarf, hat aller Güte Nutz und Pracht "Zu Seinem eignen Nutzen nicht, zu deinem bloß, hervorgebracht. So machet euch doch selber glücklich, bringt eure Zeiten im Vergnügen, Und eure Tag' in Anmuht zu, sucht allen Unmuht zu be- siegen! Kommt, folgt der Stimme der Natur und ihrem wohlge- meynten Raht, Da GOtt ja Seinen Tisch für euch so herrlich zubereitet hat, Jndem die aufgesetzten Schätze selbst scheinen dazu einzu- laden! Beweiset eure Dankbarkeit durch die Begierden, Seiner Gnaden Bezeugungen recht zu geniessen. Jn unsern Herzen selber liegt Ein Grund, der diese Stimme hört, und, gleichsam selbst dadurch vergnügt, Darauf ein' Art von Echo giebt. Ein Trieb, der nimmer zu besiegen,
Und
Nuͤtzliche Betrachtung
Und, wie ſie uns des Schoͤpfers Hand, in ſolcher Fuͤlle, giebet, ſeh, Derſelben Vielheit immer groͤſſer, die Schoͤnheit immer ſchoͤner finde; So kommt es mir nicht anders vor, als wenn auf einem jeden ſtuͤnde: “O Menſch, fuͤr dich gehoͤret alles! Komm, ſchlacht’, und iß, und ſey vergnuͤgt! Wozu ſich denn noch dieſe Lehre, die gleichfalls uͤberzeug- lich, fuͤgt: „Der Schoͤpfer, welcher nichts bedarf, hat aller Guͤte Nutz und Pracht „Zu Seinem eignen Nutzen nicht, zu deinem bloß, hervorgebracht. So machet euch doch ſelber gluͤcklich, bringt eure Zeiten im Vergnuͤgen, Und eure Tag’ in Anmuht zu, ſucht allen Unmuht zu be- ſiegen! Kommt, folgt der Stimme der Natur und ihrem wohlge- meynten Raht, Da GOtt ja Seinen Tiſch fuͤr euch ſo herrlich zubereitet hat, Jndem die aufgeſetzten Schaͤtze ſelbſt ſcheinen dazu einzu- laden! Beweiſet eure Dankbarkeit durch die Begierden, Seiner Gnaden Bezeugungen recht zu genieſſen. Jn unſern Herzen ſelber liegt Ein Grund, der dieſe Stimme hoͤrt, und, gleichſam ſelbſt dadurch vergnuͤgt, Darauf ein’ Art von Echo giebt. Ein Trieb, der nimmer zu beſiegen,
Und
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Nuͤtzliche Betrachtung
Und, wie ſie uns des Schoͤpfers Hand, in ſolcher Fuͤlle,
giebet, ſeh,
Derſelben Vielheit immer groͤſſer, die Schoͤnheit immer
ſchoͤner finde;
So kommt es mir nicht anders vor, als wenn auf einem
jeden ſtuͤnde:
“O Menſch, fuͤr dich gehoͤret alles! Komm, ſchlacht’,
und iß, und ſey vergnuͤgt!
Wozu ſich denn noch dieſe Lehre, die gleichfalls uͤberzeug-
lich, fuͤgt:
„Der Schoͤpfer, welcher nichts bedarf, hat aller Guͤte
Nutz und Pracht
„Zu Seinem eignen Nutzen nicht, zu deinem bloß,
hervorgebracht.
So machet euch doch ſelber gluͤcklich, bringt eure Zeiten
im Vergnuͤgen,
Und eure Tag’ in Anmuht zu, ſucht allen Unmuht zu be-
ſiegen!
Kommt, folgt der Stimme der Natur und ihrem wohlge-
meynten Raht,
Da GOtt ja Seinen Tiſch fuͤr euch ſo herrlich zubereitet
hat,
Jndem die aufgeſetzten Schaͤtze ſelbſt ſcheinen dazu einzu-
laden!
Beweiſet eure Dankbarkeit durch die Begierden, Seiner
Gnaden
Bezeugungen recht zu genieſſen. Jn unſern Herzen ſelber
liegt
Ein Grund, der dieſe Stimme hoͤrt, und, gleichſam ſelbſt
dadurch vergnuͤgt,
Darauf ein’ Art von Echo giebt. Ein Trieb, der nimmer
zu beſiegen,
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 708. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/726>, abgerufen am 22.11.2024.
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