Jndem ich neulich, mit Vergnügen, auf dem Getrayde- Boden stand, Und ihn, ob gleich derselbige von einer ungemeinen Länge, Dennoch von Rocken, Weizen, Gersten und Habern in recht schwehrer Menge, Theils selbst gebaut, und theils zum Zehnden geliefert, angefüllet fand; Verehrt' ich, meinen Pflichten nach, zuerst den Geber dieser Gabe, Von Dem ich dieses, wie wir alles, als ein Geschenk em- pfangen habe, Bewunderte die Zeugungs-Kraft, die GOtt dem Saamen eingesenket, Bewunderte die Kraft der Erde, den Sonnen-Schein, Luft, Regen, Wind, Derselben ordentlichen Wechsel, die alle dazu nöhtig sind; Jmgleichen, daß auch uns dazu so viel Verstand und Kraft geschenket, So Saat, als Acker zu besorgen, der Saat Kraft, unser Fleisch zu nähren, Und überdem, zu unserm Nutzen, so Segen-reich sich zu vermehren.
Nachhero fiel mir, da mein Blick noch einst den Haufen überlief, Die baldige Veränderung, der es wird unterworfen seyn, Und die so sonderlich, als nützlich, von dieser Menge Korn, mir ein. Daher ich, dieser Ordnung Weisheit erwegend, bey mir selber rief:
Welch
7 Theil. S s
Der Korn-Boden.
Jndem ich neulich, mit Vergnuͤgen, auf dem Getrayde- Boden ſtand, Und ihn, ob gleich derſelbige von einer ungemeinen Laͤnge, Dennoch von Rocken, Weizen, Gerſten und Habern in recht ſchwehrer Menge, Theils ſelbſt gebaut, und theils zum Zehnden geliefert, angefuͤllet fand; Verehrt’ ich, meinen Pflichten nach, zuerſt den Geber dieſer Gabe, Von Dem ich dieſes, wie wir alles, als ein Geſchenk em- pfangen habe, Bewunderte die Zeugungs-Kraft, die GOtt dem Saamen eingeſenket, Bewunderte die Kraft der Erde, den Sonnen-Schein, Luft, Regen, Wind, Derſelben ordentlichen Wechſel, die alle dazu noͤhtig ſind; Jmgleichen, daß auch uns dazu ſo viel Verſtand und Kraft geſchenket, So Saat, als Acker zu beſorgen, der Saat Kraft, unſer Fleiſch zu naͤhren, Und uͤberdem, zu unſerm Nutzen, ſo Segen-reich ſich zu vermehren.
Nachhero fiel mir, da mein Blick noch einſt den Haufen uͤberlief, Die baldige Veraͤnderung, der es wird unterworfen ſeyn, Und die ſo ſonderlich, als nuͤtzlich, von dieſer Menge Korn, mir ein. Daher ich, dieſer Ordnung Weisheit erwegend, bey mir ſelber rief:
Welch
7 Theil. S s
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Der Korn-Boden.
Jndem ich neulich, mit Vergnuͤgen, auf dem Getrayde-
Boden ſtand,
Und ihn, ob gleich derſelbige von einer ungemeinen Laͤnge,
Dennoch von Rocken, Weizen, Gerſten und Habern in
recht ſchwehrer Menge,
Theils ſelbſt gebaut, und theils zum Zehnden geliefert,
angefuͤllet fand;
Verehrt’ ich, meinen Pflichten nach, zuerſt den Geber
dieſer Gabe,
Von Dem ich dieſes, wie wir alles, als ein Geſchenk em-
pfangen habe,
Bewunderte die Zeugungs-Kraft, die GOtt dem Saamen
eingeſenket,
Bewunderte die Kraft der Erde, den Sonnen-Schein,
Luft, Regen, Wind,
Derſelben ordentlichen Wechſel, die alle dazu noͤhtig ſind;
Jmgleichen, daß auch uns dazu ſo viel Verſtand und Kraft
geſchenket,
So Saat, als Acker zu beſorgen, der Saat Kraft, unſer
Fleiſch zu naͤhren,
Und uͤberdem, zu unſerm Nutzen, ſo Segen-reich ſich zu
vermehren.
Nachhero fiel mir, da mein Blick noch einſt den Haufen
uͤberlief,
Die baldige Veraͤnderung, der es wird unterworfen ſeyn,
Und die ſo ſonderlich, als nuͤtzlich, von dieſer Menge Korn,
mir ein.
Daher ich, dieſer Ordnung Weisheit erwegend, bey mir
ſelber rief:
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7 Theil. S s
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 641. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/659>, abgerufen am 22.11.2024.
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