Zumahl ich, wie wir öfters sollten, an Schöpfer aller Dinge dachte, Und für die mir gegönnte Lust Jhm meinen Dank zum Opfer brachte. Bey dieser Andacht-vollen Lust, und sanften Freude, fiel mir bey: Daß alles, was auf Erden schön, nicht schön, ohn' Licht und Auge, sey. Man sieht demnach nicht nur, wie nöhtig, zu GOttes Ruhm, die dreyerley, Und da von ihnen keines fehlt, wie nöhtig unsre Kraft, das Denken Mit diesen dreyen zu verbinden: weil, wo dasselbe nicht geschicht, Und wir nicht unsrer Seele Sinnen auch zu des Cörpers Sinnen lenken; So siehet, auch mit offnen Augen, doch unsre Seele wirk- lich nicht, Einfolglich bleiben GOttes Werke unsichtbar, wenn wir nicht erwegen, Zu unsrer Lust, und in der Lust, daß ihre Schönheit, Ordnung, Pracht Von Dessen Lieb' und Weisheit zeugen, Der sie so wun- derschön gemacht, Und daß sie alle klare Proben von GOttes Allmacht in sich hegen.
Dieß thu ich nun, o grosser Schöpfer! und da ich, ausser- ordentlich, Jm Winter fast den Sommer sehe, und mancherley Ver- gnügen spühre; So fühl ich, daß die Creatur mich sanft zu ihrem Schöp- fer führe,
Und,
Beſchreibung einer lieblichen
Zumahl ich, wie wir oͤfters ſollten, an Schoͤpfer aller Dinge dachte, Und fuͤr die mir gegoͤnnte Luſt Jhm meinen Dank zum Opfer brachte. Bey dieſer Andacht-vollen Luſt, und ſanften Freude, fiel mir bey: Daß alles, was auf Erden ſchoͤn, nicht ſchoͤn, ohn’ Licht und Auge, ſey. Man ſieht demnach nicht nur, wie noͤhtig, zu GOttes Ruhm, die dreyerley, Und da von ihnen keines fehlt, wie noͤhtig unſre Kraft, das Denken Mit dieſen dreyen zu verbinden: weil, wo daſſelbe nicht geſchicht, Und wir nicht unſrer Seele Sinnen auch zu des Coͤrpers Sinnen lenken; So ſiehet, auch mit offnen Augen, doch unſre Seele wirk- lich nicht, Einfolglich bleiben GOttes Werke unſichtbar, wenn wir nicht erwegen, Zu unſrer Luſt, und in der Luſt, daß ihre Schoͤnheit, Ordnung, Pracht Von Deſſen Lieb’ und Weisheit zeugen, Der ſie ſo wun- derſchoͤn gemacht, Und daß ſie alle klare Proben von GOttes Allmacht in ſich hegen.
Dieß thu ich nun, o groſſer Schoͤpfer! und da ich, auſſer- ordentlich, Jm Winter faſt den Sommer ſehe, und mancherley Ver- gnuͤgen ſpuͤhre; So fuͤhl ich, daß die Creatur mich ſanft zu ihrem Schoͤp- fer fuͤhre,
Und,
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><lgtype="poem"><lgn="2"><pbfacs="#f0556"n="538"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Beſchreibung einer lieblichen</hi></fw><lb/><l>Zumahl ich, wie wir oͤfters ſollten, an Schoͤpfer aller</l><lb/><l><hirendition="#et">Dinge dachte,</hi></l><lb/><l>Und fuͤr die mir gegoͤnnte Luſt Jhm meinen Dank zum</l><lb/><l><hirendition="#et">Opfer brachte.</hi></l><lb/><l>Bey dieſer Andacht-vollen Luſt, und ſanften Freude, fiel</l><lb/><l><hirendition="#et">mir bey:</hi></l><lb/><l>Daß alles, was auf Erden ſchoͤn, nicht ſchoͤn, ohn’ Licht</l><lb/><l><hirendition="#et">und Auge, ſey.</hi></l><lb/><l>Man ſieht demnach nicht nur, wie noͤhtig, zu GOttes</l><lb/><l><hirendition="#et">Ruhm, die dreyerley,</hi></l><lb/><l>Und da von ihnen keines fehlt, wie noͤhtig unſre Kraft,</l><lb/><l><hirendition="#et">das Denken</hi></l><lb/><l>Mit dieſen dreyen zu verbinden: weil, wo daſſelbe nicht</l><lb/><l><hirendition="#et">geſchicht,</hi></l><lb/><l>Und wir nicht unſrer Seele Sinnen auch zu des Coͤrpers</l><lb/><l><hirendition="#et">Sinnen lenken;</hi></l><lb/><l>So ſiehet, auch mit offnen Augen, doch unſre Seele wirk-</l><lb/><l><hirendition="#et">lich nicht,</hi></l><lb/><l>Einfolglich bleiben GOttes Werke unſichtbar, wenn wir</l><lb/><l><hirendition="#et">nicht erwegen,</hi></l><lb/><l>Zu unſrer Luſt, und in der Luſt, daß ihre Schoͤnheit,</l><lb/><l><hirendition="#et">Ordnung, Pracht</hi></l><lb/><l>Von Deſſen Lieb’ und Weisheit zeugen, Der ſie ſo wun-</l><lb/><l><hirendition="#et">derſchoͤn gemacht,</hi></l><lb/><l>Und daß ſie alle klare Proben von GOttes Allmacht in</l><lb/><l><hirendition="#et">ſich hegen.</hi></l></lg><lb/><lgn="3"><l>Dieß thu ich nun, o groſſer Schoͤpfer! und da ich, auſſer-</l><lb/><l><hirendition="#et">ordentlich,</hi></l><lb/><l>Jm Winter faſt den Sommer ſehe, und mancherley Ver-</l><lb/><l><hirendition="#et">gnuͤgen ſpuͤhre;</hi></l><lb/><l>So fuͤhl ich, daß die Creatur mich ſanft zu ihrem Schoͤp-</l><lb/><l><hirendition="#et">fer fuͤhre,</hi></l><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Und,</fw><lb/></lg></lg></div></div></div></body></text></TEI>
[538/0556]
Beſchreibung einer lieblichen
Zumahl ich, wie wir oͤfters ſollten, an Schoͤpfer aller
Dinge dachte,
Und fuͤr die mir gegoͤnnte Luſt Jhm meinen Dank zum
Opfer brachte.
Bey dieſer Andacht-vollen Luſt, und ſanften Freude, fiel
mir bey:
Daß alles, was auf Erden ſchoͤn, nicht ſchoͤn, ohn’ Licht
und Auge, ſey.
Man ſieht demnach nicht nur, wie noͤhtig, zu GOttes
Ruhm, die dreyerley,
Und da von ihnen keines fehlt, wie noͤhtig unſre Kraft,
das Denken
Mit dieſen dreyen zu verbinden: weil, wo daſſelbe nicht
geſchicht,
Und wir nicht unſrer Seele Sinnen auch zu des Coͤrpers
Sinnen lenken;
So ſiehet, auch mit offnen Augen, doch unſre Seele wirk-
lich nicht,
Einfolglich bleiben GOttes Werke unſichtbar, wenn wir
nicht erwegen,
Zu unſrer Luſt, und in der Luſt, daß ihre Schoͤnheit,
Ordnung, Pracht
Von Deſſen Lieb’ und Weisheit zeugen, Der ſie ſo wun-
derſchoͤn gemacht,
Und daß ſie alle klare Proben von GOttes Allmacht in
ſich hegen.
Dieß thu ich nun, o groſſer Schoͤpfer! und da ich, auſſer-
ordentlich,
Jm Winter faſt den Sommer ſehe, und mancherley Ver-
gnuͤgen ſpuͤhre;
So fuͤhl ich, daß die Creatur mich ſanft zu ihrem Schoͤp-
fer fuͤhre,
Und,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 538. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/556>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.