Nach dem im Stall genoßnen Heu und dürren Stroh, mit neuen Freuden, Noch, und schon, alt- und junges Gras, mit fröhlicher Bewundrung, stehn. Ja, wie es oftermahl im Sommer, zur Abend-Zeit, pflegt zu gescheh'n; Hab ich, noch mitten im December, im Garten Kröten hüpfen seh'n. Der Aecker dunkel-braunen Grund war, in dem hellen Strahl der Sonnen, Mit Diamanten-gleichen Fäden bedecket mehr, als über- sponnen, Die, da sie, durch die sanfte Luft, fast unaufhörlich sich bewegten, Durch ihren wandelbaren Glanz, den Augen eine Lust erregten. Zumahl, wenn einige von ihnen getrennet, in die Höh' gezogen, Mit dem veränderlichen Schimmer bald hier, bald dorten schwebt- und flogen. Jm Garten sahe man, mit Anmuht, der meist gevierten Beeten Grenzen, Den glatten immer grünen Buxbaum nicht nur im hellen Schimmer glänzen; Jch hab ein klein Aurikelchen so gar in rohter Blühte steh'n, Und, von der Sonnen Licht durchstrahlet, fast mehr noch glüh'n, als blüh'n geseh'n.
Durch die so mannigfache Schönheit, und die so ausser- ordentlich, Ward, durchs Gesicht, mein Geist gerührt, recht ungemein ergetzt' ich mich,
Zumahl
L l 5
Winter-Witterung in Ritzebuͤttel.
Nach dem im Stall genoßnen Heu und duͤrren Stroh, mit neuen Freuden, Noch, und ſchon, alt- und junges Gras, mit froͤhlicher Bewundrung, ſtehn. Ja, wie es oftermahl im Sommer, zur Abend-Zeit, pflegt zu geſcheh’n; Hab ich, noch mitten im December, im Garten Kroͤten huͤpfen ſeh’n. Der Aecker dunkel-braunen Grund war, in dem hellen Strahl der Sonnen, Mit Diamanten-gleichen Faͤden bedecket mehr, als uͤber- ſponnen, Die, da ſie, durch die ſanfte Luft, faſt unaufhoͤrlich ſich bewegten, Durch ihren wandelbaren Glanz, den Augen eine Luſt erregten. Zumahl, wenn einige von ihnen getrennet, in die Hoͤh’ gezogen, Mit dem veraͤnderlichen Schimmer bald hier, bald dorten ſchwebt- und flogen. Jm Garten ſahe man, mit Anmuht, der meiſt gevierten Beeten Grenzen, Den glatten immer gruͤnen Buxbaum nicht nur im hellen Schimmer glaͤnzen; Jch hab ein klein Aurikelchen ſo gar in rohter Bluͤhte ſteh’n, Und, von der Sonnen Licht durchſtrahlet, faſt mehr noch gluͤh’n, als bluͤh’n geſeh’n.
Durch die ſo mannigfache Schoͤnheit, und die ſo auſſer- ordentlich, Ward, durchs Geſicht, mein Geiſt geruͤhrt, recht ungemein ergetzt’ ich mich,
Zumahl
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Winter-Witterung in Ritzebuͤttel.
Nach dem im Stall genoßnen Heu und duͤrren Stroh,
mit neuen Freuden,
Noch, und ſchon, alt- und junges Gras, mit froͤhlicher
Bewundrung, ſtehn.
Ja, wie es oftermahl im Sommer, zur Abend-Zeit, pflegt
zu geſcheh’n;
Hab ich, noch mitten im December, im Garten Kroͤten
huͤpfen ſeh’n.
Der Aecker dunkel-braunen Grund war, in dem hellen
Strahl der Sonnen,
Mit Diamanten-gleichen Faͤden bedecket mehr, als uͤber-
ſponnen,
Die, da ſie, durch die ſanfte Luft, faſt unaufhoͤrlich ſich
bewegten,
Durch ihren wandelbaren Glanz, den Augen eine Luſt
erregten.
Zumahl, wenn einige von ihnen getrennet, in die Hoͤh’
gezogen,
Mit dem veraͤnderlichen Schimmer bald hier, bald dorten
ſchwebt- und flogen.
Jm Garten ſahe man, mit Anmuht, der meiſt gevierten
Beeten Grenzen,
Den glatten immer gruͤnen Buxbaum nicht nur im hellen
Schimmer glaͤnzen;
Jch hab ein klein Aurikelchen ſo gar in rohter Bluͤhte
ſteh’n,
Und, von der Sonnen Licht durchſtrahlet, faſt mehr noch
gluͤh’n, als bluͤh’n geſeh’n.
Durch die ſo mannigfache Schoͤnheit, und die ſo auſſer-
ordentlich,
Ward, durchs Geſicht, mein Geiſt geruͤhrt, recht ungemein
ergetzt’ ich mich,
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 537. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/555>, abgerufen am 22.11.2024.
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