Und, voller Lust ob Deinen Wundern, o HErr! erheb und lob ich Dich. Noch mehr, als ich nachher so gar Noch in des Winter-Monats Mitte die Witterung im selben Jahr Nicht nur so leidlich bleiben sah, ja, daß ich gar am kürz- sten Tage Zwar etwas Eis und etwas Schnee, der hin und her zer- streuet lage, Doch selbes in der Mittags-Sonne so hell und schön bestrahlt erblickte, Daß sich der Acker überall, als wär er übersilbert, schmückte. Wobey ich denn, vom Sonnen-Strahl, in welchem ich bewundernd stand, Sowohl die stille Luft fast lau, als, mit der ausgestreckten Hand, Vom Sonnenschein bestrahlte Bretter recht warm, als wie im Sommer, fand. Es ließ dadurch sich auch der Schnee, der auf den brau- nen Kohl gefallen, Und in den krausen Ecken hing, zumtheil geschmolzen, wunderschön, Jn den durchstrahlten grossen Tropfen, als rein-geschlisne Berg-Krystallen, Bey auch durchstrahltem bunten Laub, in tausend bunten Blitzen seh'n.
Jch dacht hierüber bey mir selbst, wie kann doch dieses möglich seyn, Daß wir noch so viel Wärme spühren bey so entferntem Sonnenschein? Und fand, es sey dieß ein Beweis von unsrer Sonnen eignen Kraft,
Daß
Winter-Witterung in Ritzebuͤttel.
Und, voller Luſt ob Deinen Wundern, o HErr! erheb und lob ich Dich. Noch mehr, als ich nachher ſo gar Noch in des Winter-Monats Mitte die Witterung im ſelben Jahr Nicht nur ſo leidlich bleiben ſah, ja, daß ich gar am kuͤrz- ſten Tage Zwar etwas Eis und etwas Schnee, der hin und her zer- ſtreuet lage, Doch ſelbes in der Mittags-Sonne ſo hell und ſchoͤn beſtrahlt erblickte, Daß ſich der Acker uͤberall, als waͤr er uͤberſilbert, ſchmuͤckte. Wobey ich denn, vom Sonnen-Strahl, in welchem ich bewundernd ſtand, Sowohl die ſtille Luft faſt lau, als, mit der ausgeſtreckten Hand, Vom Sonnenſchein beſtrahlte Bretter recht warm, als wie im Sommer, fand. Es ließ dadurch ſich auch der Schnee, der auf den brau- nen Kohl gefallen, Und in den krauſen Ecken hing, zumtheil geſchmolzen, wunderſchoͤn, Jn den durchſtrahlten groſſen Tropfen, als rein-geſchliſne Berg-Kryſtallen, Bey auch durchſtrahltem bunten Laub, in tauſend bunten Blitzen ſeh’n.
Jch dacht hieruͤber bey mir ſelbſt, wie kann doch dieſes moͤglich ſeyn, Daß wir noch ſo viel Waͤrme ſpuͤhren bey ſo entferntem Sonnenſchein? Und fand, es ſey dieß ein Beweis von unſrer Sonnen eignen Kraft,
Daß
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Winter-Witterung in Ritzebuͤttel.
Und, voller Luſt ob Deinen Wundern, o HErr! erheb
und lob ich Dich.
Noch mehr, als ich nachher ſo gar
Noch in des Winter-Monats Mitte die Witterung im
ſelben Jahr
Nicht nur ſo leidlich bleiben ſah, ja, daß ich gar am kuͤrz-
ſten Tage
Zwar etwas Eis und etwas Schnee, der hin und her zer-
ſtreuet lage,
Doch ſelbes in der Mittags-Sonne ſo hell und ſchoͤn
beſtrahlt erblickte,
Daß ſich der Acker uͤberall, als waͤr er uͤberſilbert, ſchmuͤckte.
Wobey ich denn, vom Sonnen-Strahl, in welchem ich
bewundernd ſtand,
Sowohl die ſtille Luft faſt lau, als, mit der ausgeſtreckten
Hand,
Vom Sonnenſchein beſtrahlte Bretter recht warm, als
wie im Sommer, fand.
Es ließ dadurch ſich auch der Schnee, der auf den brau-
nen Kohl gefallen,
Und in den krauſen Ecken hing, zumtheil geſchmolzen,
wunderſchoͤn,
Jn den durchſtrahlten groſſen Tropfen, als rein-geſchliſne
Berg-Kryſtallen,
Bey auch durchſtrahltem bunten Laub, in tauſend bunten
Blitzen ſeh’n.
Jch dacht hieruͤber bey mir ſelbſt, wie kann doch dieſes
moͤglich ſeyn,
Daß wir noch ſo viel Waͤrme ſpuͤhren bey ſo entferntem
Sonnenſchein?
Und fand, es ſey dieß ein Beweis von unſrer Sonnen
eignen Kraft,
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 539. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/557>, abgerufen am 22.11.2024.
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