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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743.

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Demüt. Dank für die gnädig abgewandte
Doch alles wär umsonst gewesen, wenn nicht des Höchsten
Gnaden-Wille
Dem Sturm gebohten sich zu legen. Es ward ein' unver-
hoffte Stille,
Nebst einer kleinen Aenderung des Windes, allgemach
gefühlt.
Die Lohe stieg mehr über sich, die anfangs immer vor
sich fraß,
Und, durch der Dächer, die von Stroh, schnell fangende
Verbrennlichkeit,
Zuweilen, wie der Schwefel, brennt, ja oft sich selbst,
in kurzer Zeit,
Auch in der Nachbarschaft gebahr. Wir machten alle
Dächer naß.
Das war auch unsre ganze Macht, weil der zu schwachen
Sprützen Fluht
Den wilden Grimm der strengen Flammen, der heftig
glüh'nden Kohlen Wut,
Zu dämpfen nicht im Stande war, auch die zu schwank-
und schwachen Staken
Der sonst in solchem Fall so dienlich- mit Nutz gebrauchten
Feuer-Haken,
Die nahen Häuser abzureissen, uns keine Dienste leisten
wollten.
Weil aber, wie bereits gesagt, die Kraft des Windes sich
gelegt,
Die Luft mit abgerißnem Feuer sich seitenwerts nicht mehr
bewegt,
Und
Demuͤt. Dank fuͤr die gnaͤdig abgewandte
Doch alles waͤr umſonſt geweſen, wenn nicht des Hoͤchſten
Gnaden-Wille
Dem Sturm gebohten ſich zu legen. Es ward ein’ unver-
hoffte Stille,
Nebſt einer kleinen Aenderung des Windes, allgemach
gefuͤhlt.
Die Lohe ſtieg mehr uͤber ſich, die anfangs immer vor
ſich fraß,
Und, durch der Daͤcher, die von Stroh, ſchnell fangende
Verbrennlichkeit,
Zuweilen, wie der Schwefel, brennt, ja oft ſich ſelbſt,
in kurzer Zeit,
Auch in der Nachbarſchaft gebahr. Wir machten alle
Daͤcher naß.
Das war auch unſre ganze Macht, weil der zu ſchwachen
Spruͤtzen Fluht
Den wilden Grimm der ſtrengen Flammen, der heftig
gluͤh’nden Kohlen Wut,
Zu daͤmpfen nicht im Stande war, auch die zu ſchwank-
und ſchwachen Staken
Der ſonſt in ſolchem Fall ſo dienlich- mit Nutz gebrauchten
Feuer-Haken,
Die nahen Haͤuſer abzureiſſen, uns keine Dienſte leiſten
wollten.
Weil aber, wie bereits geſagt, die Kraft des Windes ſich
gelegt,
Die Luft mit abgerißnem Feuer ſich ſeitenwerts nicht mehr
bewegt,
Und
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[522/0540] Demuͤt. Dank fuͤr die gnaͤdig abgewandte Doch alles waͤr umſonſt geweſen, wenn nicht des Hoͤchſten Gnaden-Wille Dem Sturm gebohten ſich zu legen. Es ward ein’ unver- hoffte Stille, Nebſt einer kleinen Aenderung des Windes, allgemach gefuͤhlt. Die Lohe ſtieg mehr uͤber ſich, die anfangs immer vor ſich fraß, Und, durch der Daͤcher, die von Stroh, ſchnell fangende Verbrennlichkeit, Zuweilen, wie der Schwefel, brennt, ja oft ſich ſelbſt, in kurzer Zeit, Auch in der Nachbarſchaft gebahr. Wir machten alle Daͤcher naß. Das war auch unſre ganze Macht, weil der zu ſchwachen Spruͤtzen Fluht Den wilden Grimm der ſtrengen Flammen, der heftig gluͤh’nden Kohlen Wut, Zu daͤmpfen nicht im Stande war, auch die zu ſchwank- und ſchwachen Staken Der ſonſt in ſolchem Fall ſo dienlich- mit Nutz gebrauchten Feuer-Haken, Die nahen Haͤuſer abzureiſſen, uns keine Dienſte leiſten wollten. Weil aber, wie bereits geſagt, die Kraft des Windes ſich gelegt, Die Luft mit abgerißnem Feuer ſich ſeitenwerts nicht mehr bewegt, Und

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Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 522. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/540>, abgerufen am 26.06.2024.