Was mich bey diesem Unglück nun mehr, als das Un- glück selber, schreckte, Und allen Eingesessenen die allergrößte Furcht erweckte, War ein gefährlich strenger Wind, der in die grosse Lohe blies, Und gleichsam ihr geschwinde Wege, sich schleunig zu vergrössern, wies.
Hier hätte man ein ängstlichs Schreyen, ein allgemeines Klag-Getön, Des Viehes jämmerliches Brüllen, ein Wasser! Wasser! rufen hören, Ein Lermen, Retten, Schleppen, Wühlen, sich mit der Gluht die Furcht vermehren, Mehr, als man tragen konnte, tragen, die hellen Thränen fliessen seh'n, Und lauter Elend schauen sollen! Jch eilte, nebst der Wasser-Sprützen, Den Flammen Widerstand zu thun, und das für ihrer Wut zu schützen, Was sich noch wollte retten lassen. Jch überlegte, rief, befahl, Bedrohte, bat, gebot, versprach, war bald an dem, bald diesem Orte, Veränderte Befehl und Anstalt, veränderte den Wasser- Strahl Der unaufhörlich regen Sprütze, nachdem ich es für nöhtig hielt.
Doch
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Einaͤſcherung des Fleckens Ritzebuͤttel.
Was mich bey dieſem Ungluͤck nun mehr, als das Un- gluͤck ſelber, ſchreckte, Und allen Eingeſeſſenen die allergroͤßte Furcht erweckte, War ein gefaͤhrlich ſtrenger Wind, der in die groſſe Lohe blies, Und gleichſam ihr geſchwinde Wege, ſich ſchleunig zu vergroͤſſern, wies.
Hier haͤtte man ein aͤngſtlichs Schreyen, ein allgemeines Klag-Getoͤn, Des Viehes jaͤmmerliches Bruͤllen, ein Waſſer! Waſſer! rufen hoͤren, Ein Lermen, Retten, Schleppen, Wuͤhlen, ſich mit der Gluht die Furcht vermehren, Mehr, als man tragen konnte, tragen, die hellen Thraͤnen flieſſen ſeh’n, Und lauter Elend ſchauen ſollen! Jch eilte, nebſt der Waſſer-Spruͤtzen, Den Flammen Widerſtand zu thun, und das fuͤr ihrer Wut zu ſchuͤtzen, Was ſich noch wollte retten laſſen. Jch uͤberlegte, rief, befahl, Bedrohte, bat, gebot, verſprach, war bald an dem, bald dieſem Orte, Veraͤnderte Befehl und Anſtalt, veraͤnderte den Waſſer- Strahl Der unaufhoͤrlich regen Spruͤtze, nachdem ich es fuͤr noͤhtig hielt.
Doch
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Einaͤſcherung des Fleckens Ritzebuͤttel.
Was mich bey dieſem Ungluͤck nun mehr, als das Un-
gluͤck ſelber, ſchreckte,
Und allen Eingeſeſſenen die allergroͤßte Furcht erweckte,
War ein gefaͤhrlich ſtrenger Wind, der in die groſſe Lohe
blies,
Und gleichſam ihr geſchwinde Wege, ſich ſchleunig zu
vergroͤſſern, wies.
Hier haͤtte man ein aͤngſtlichs Schreyen, ein allgemeines
Klag-Getoͤn,
Des Viehes jaͤmmerliches Bruͤllen, ein Waſſer! Waſſer!
rufen hoͤren,
Ein Lermen, Retten, Schleppen, Wuͤhlen, ſich mit der
Gluht die Furcht vermehren,
Mehr, als man tragen konnte, tragen, die hellen Thraͤnen
flieſſen ſeh’n,
Und lauter Elend ſchauen ſollen! Jch eilte, nebſt der
Waſſer-Spruͤtzen,
Den Flammen Widerſtand zu thun, und das fuͤr ihrer
Wut zu ſchuͤtzen,
Was ſich noch wollte retten laſſen. Jch uͤberlegte, rief,
befahl,
Bedrohte, bat, gebot, verſprach, war bald an dem, bald
dieſem Orte,
Veraͤnderte Befehl und Anſtalt, veraͤnderte den Waſſer-
Strahl
Der unaufhoͤrlich regen Spruͤtze, nachdem ich es fuͤr
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 521. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/539>, abgerufen am 23.11.2024.
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