Die unten sich in einem Winkel, nicht aber oberwerts, berühren. Die Farbe dieser Bluhm' ist mancherley, Doch immer gelb, mit röhtlich meist gemenget.
Es läßt, als ob aus ihr ein kräftig Feu'r sich drenget, Jm kräftigen Geruch, der streng' und ungemein. Es fiel, indem ich jüngst denselben roch, mir ein: Wer weiß, ob, wie aus Bluhmen in die Lüfte, Die Gluht in dem Geruch, der Menschen Feu'r und Gluht, Nicht etwan, in Gedanken, düfte? Man kann an dieser Bluhm was mehrers noch entdecken, Als wie fast an den andern allen, Jndem sie uns nicht weniger im Schmecken, Als wie durch ihren Schmuck und den Geruch, gefallen, Wenn man sie auf den säu'rlichen Salat, Deß Grün sie sonderlich mit ihrem Golde zieren, So, daß sie unsern Blick auf sich allein fast führen. Ja, es ergetzt die Zung' an ihr sich nicht allein, Da auch das Laub an dieser Bluhme, ja selbst die Sten- gel, eßbar seyn. Ein gleichsam feines Feur wird von der Zung' empfunden, Das, sonder Schmerzen, doch nicht sonder Anmuht, brennt, So, daß in dieser Bluhm' uns die Natur, verbunden, Jm Schmecken, Riechen, Sehn besonder' Anmuht gönnt. Noch mehr, so sich annoch in dieser Bluhme zeiget, Jst, daß sie sich erhebt und in die Höhe steiget, Wenn man ihr etwas hilft, weit höher, als sie alle. Es scheint, sie sey dazu beschieden, Damit sie uns von weitem auch gefalle. Jn hoch-erhab'nen Pyramiden
Jst
oder Jndianiſche Kreſſe.
Die unten ſich in einem Winkel, nicht aber oberwerts, beruͤhren. Die Farbe dieſer Bluhm’ iſt mancherley, Doch immer gelb, mit roͤhtlich meiſt gemenget.
Es laͤßt, als ob aus ihr ein kraͤftig Feu’r ſich drenget, Jm kraͤftigen Geruch, der ſtreng’ und ungemein. Es fiel, indem ich juͤngſt denſelben roch, mir ein: Wer weiß, ob, wie aus Bluhmen in die Luͤfte, Die Gluht in dem Geruch, der Menſchen Feu’r und Gluht, Nicht etwan, in Gedanken, duͤfte? Man kann an dieſer Bluhm was mehrers noch entdecken, Als wie faſt an den andern allen, Jndem ſie uns nicht weniger im Schmecken, Als wie durch ihren Schmuck und den Geruch, gefallen, Wenn man ſie auf den ſaͤu’rlichen Salat, Deß Gruͤn ſie ſonderlich mit ihrem Golde zieren, So, daß ſie unſern Blick auf ſich allein faſt fuͤhren. Ja, es ergetzt die Zung’ an ihr ſich nicht allein, Da auch das Laub an dieſer Bluhme, ja ſelbſt die Sten- gel, eßbar ſeyn. Ein gleichſam feines Feur wird von der Zung’ empfunden, Das, ſonder Schmerzen, doch nicht ſonder Anmuht, brennt, So, daß in dieſer Bluhm’ uns die Natur, verbunden, Jm Schmecken, Riechen, Sehn beſonder’ Anmuht goͤnnt. Noch mehr, ſo ſich annoch in dieſer Bluhme zeiget, Jſt, daß ſie ſich erhebt und in die Hoͤhe ſteiget, Wenn man ihr etwas hilft, weit hoͤher, als ſie alle. Es ſcheint, ſie ſey dazu beſchieden, Damit ſie uns von weitem auch gefalle. Jn hoch-erhab’nen Pyramiden
Jſt
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><lgtype="poem"><pbfacs="#f0527"n="509"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">oder Jndianiſche Kreſſe.</hi></fw><lb/><lgn="4"><l>Die unten ſich in einem Winkel, nicht aber oberwerts,</l><lb/><l><hirendition="#et">beruͤhren.</hi></l><lb/><l>Die Farbe dieſer Bluhm’ iſt mancherley,</l><lb/><l>Doch immer gelb, mit roͤhtlich meiſt gemenget.</l></lg><lb/><lgn="5"><l>Es laͤßt, als ob aus ihr ein kraͤftig Feu’r ſich drenget,</l><lb/><l>Jm kraͤftigen Geruch, der ſtreng’ und ungemein.</l><lb/><l>Es fiel, indem ich juͤngſt denſelben roch, mir ein:</l><lb/><l><hirendition="#fr">Wer weiß, ob, wie aus Bluhmen in die Luͤfte,</hi></l><lb/><l><hirendition="#fr">Die Gluht in dem Geruch, der Menſchen Feu’r und</hi></l><lb/><l><hirendition="#fr"><hirendition="#et">Gluht,</hi></hi></l><lb/><l><hirendition="#et">Nicht etwan, in Gedanken, duͤfte?</hi></l><lb/><l>Man kann an dieſer Bluhm was mehrers noch entdecken,</l><lb/><l>Als wie faſt an den andern allen,</l><lb/><l>Jndem ſie uns nicht weniger im Schmecken,</l><lb/><l>Als wie durch ihren Schmuck und den Geruch, gefallen,</l><lb/><l>Wenn man ſie auf den ſaͤu’rlichen Salat,</l><lb/><l>Deß Gruͤn ſie ſonderlich mit ihrem Golde zieren,</l><lb/><l>So, daß ſie unſern Blick auf ſich allein faſt fuͤhren.</l><lb/><l>Ja, es ergetzt die Zung’ an ihr ſich nicht allein,</l><lb/><l>Da auch das Laub an dieſer Bluhme, ja ſelbſt die Sten-</l><lb/><l><hirendition="#et">gel, eßbar ſeyn.</hi></l><lb/><l>Ein gleichſam feines Feur wird von der Zung’ empfunden,</l><lb/><l>Das, ſonder Schmerzen, doch nicht ſonder Anmuht, brennt,</l><lb/><l>So, daß in dieſer Bluhm’ uns die Natur, verbunden,</l><lb/><l>Jm Schmecken, Riechen, Sehn beſonder’ Anmuht goͤnnt.</l><lb/><l>Noch mehr, ſo ſich annoch in dieſer Bluhme zeiget,</l><lb/><l>Jſt, daß ſie ſich erhebt und in die Hoͤhe ſteiget,</l><lb/><l>Wenn man ihr etwas hilft, weit hoͤher, als ſie alle.</l><lb/><l>Es ſcheint, ſie ſey dazu beſchieden,</l><lb/><l>Damit ſie uns von weitem auch gefalle.</l><lb/><l>Jn hoch-erhab’nen Pyramiden</l></lg><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Jſt</fw><lb/></lg></div></div></div></body></text></TEI>
[509/0527]
oder Jndianiſche Kreſſe.
Die unten ſich in einem Winkel, nicht aber oberwerts,
beruͤhren.
Die Farbe dieſer Bluhm’ iſt mancherley,
Doch immer gelb, mit roͤhtlich meiſt gemenget.
Es laͤßt, als ob aus ihr ein kraͤftig Feu’r ſich drenget,
Jm kraͤftigen Geruch, der ſtreng’ und ungemein.
Es fiel, indem ich juͤngſt denſelben roch, mir ein:
Wer weiß, ob, wie aus Bluhmen in die Luͤfte,
Die Gluht in dem Geruch, der Menſchen Feu’r und
Gluht,
Nicht etwan, in Gedanken, duͤfte?
Man kann an dieſer Bluhm was mehrers noch entdecken,
Als wie faſt an den andern allen,
Jndem ſie uns nicht weniger im Schmecken,
Als wie durch ihren Schmuck und den Geruch, gefallen,
Wenn man ſie auf den ſaͤu’rlichen Salat,
Deß Gruͤn ſie ſonderlich mit ihrem Golde zieren,
So, daß ſie unſern Blick auf ſich allein faſt fuͤhren.
Ja, es ergetzt die Zung’ an ihr ſich nicht allein,
Da auch das Laub an dieſer Bluhme, ja ſelbſt die Sten-
gel, eßbar ſeyn.
Ein gleichſam feines Feur wird von der Zung’ empfunden,
Das, ſonder Schmerzen, doch nicht ſonder Anmuht, brennt,
So, daß in dieſer Bluhm’ uns die Natur, verbunden,
Jm Schmecken, Riechen, Sehn beſonder’ Anmuht goͤnnt.
Noch mehr, ſo ſich annoch in dieſer Bluhme zeiget,
Jſt, daß ſie ſich erhebt und in die Hoͤhe ſteiget,
Wenn man ihr etwas hilft, weit hoͤher, als ſie alle.
Es ſcheint, ſie ſey dazu beſchieden,
Damit ſie uns von weitem auch gefalle.
Jn hoch-erhab’nen Pyramiden
Jſt
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 509. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/527>, abgerufen am 16.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.