Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743.

Bild:
<< vorherige Seite
Zum Walde.
Da sie der Lauben-Thür
Gerad' entgegen steht, so giebt sie ihr,
Recht als ein Perspectiv, noch fast die größte Zier.
Sechs, in gerader Linie,
Gepflanzte Bäum', und meist von einer Höh',
Beschränken, an den beyden Seiten,
Den Zugang dergestalt,
Daß sie uns, vor den andern in dem Wald,
Am fertigsten den Schritt in diese Laube leiten.
Hier bin ich oft, mit Lust, gesessen,
Hier hab' ich oft, mit frohem Sinn,
Die Schönheit der Natur ermessen,
Und wenn ich recht dadurch gerührt gewesen bin:
Hab' ich, GOtt Lob! des Dankens nicht vergessen.
Mon Repos.
Die Laube, die ich mon repos, zum Unterschied, zu nen-
nen pflag,
Liegt in dem Walde rechter Hand. Von Caprifolium
und Eichen
Bedecket hier, mit grünen Schatten, ein dicht-geflochtnes
Blätter-Dach,
Ein ausgeschweiftes Rasen-Bänkchen. Dieß lieget, zwi-
schen grünen Sträuchen,
An einem jungen Eichen-Baum, an dessen Stamm man
sanft sich lehnen,
Und recht bequehmlich ruhen kann, um desto mehr, als,
rechter Hand,
Ein ander krumm-gewachs'ner Baum, den Arm bequehm
darauf zu dehnen,
Und recht gemächlich, als ein Lehnstuhl, auf selbigem zu
ruhen, stand.
Der
Z 2
Zum Walde.
Da ſie der Lauben-Thuͤr
Gerad’ entgegen ſteht, ſo giebt ſie ihr,
Recht als ein Perſpectiv, noch faſt die groͤßte Zier.
Sechs, in gerader Linie,
Gepflanzte Baͤum’, und meiſt von einer Hoͤh’,
Beſchraͤnken, an den beyden Seiten,
Den Zugang dergeſtalt,
Daß ſie uns, vor den andern in dem Wald,
Am fertigſten den Schritt in dieſe Laube leiten.
Hier bin ich oft, mit Luſt, geſeſſen,
Hier hab’ ich oft, mit frohem Sinn,
Die Schoͤnheit der Natur ermeſſen,
Und wenn ich recht dadurch geruͤhrt geweſen bin:
Hab’ ich, GOtt Lob! des Dankens nicht vergeſſen.
Mon Repos.
Die Laube, die ich mon repos, zum Unterſchied, zu nen-
nen pflag,
Liegt in dem Walde rechter Hand. Von Caprifolium
und Eichen
Bedecket hier, mit gruͤnen Schatten, ein dicht-geflochtnes
Blaͤtter-Dach,
Ein ausgeſchweiftes Raſen-Baͤnkchen. Dieß lieget, zwi-
ſchen gruͤnen Straͤuchen,
An einem jungen Eichen-Baum, an deſſen Stamm man
ſanft ſich lehnen,
Und recht bequehmlich ruhen kann, um deſto mehr, als,
rechter Hand,
Ein ander krumm-gewachſ’ner Baum, den Arm bequehm
darauf zu dehnen,
Und recht gemaͤchlich, als ein Lehnſtuhl, auf ſelbigem zu
ruhen, ſtand.
Der
Z 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <lg type="poem">
                <pb facs="#f0373" n="355"/>
                <fw place="top" type="header">Zum Walde.</fw><lb/>
                <l>Da &#x017F;ie der Lauben-Thu&#x0364;r</l><lb/>
                <l>Gerad&#x2019; entgegen &#x017F;teht, &#x017F;o giebt &#x017F;ie ihr,</l><lb/>
                <l>Recht als ein Per&#x017F;pectiv, noch fa&#x017F;t die gro&#x0364;ßte Zier.</l><lb/>
                <l>Sechs, in gerader Linie,</l><lb/>
                <l>Gepflanzte Ba&#x0364;um&#x2019;, und mei&#x017F;t von einer Ho&#x0364;h&#x2019;,</l><lb/>
                <l>Be&#x017F;chra&#x0364;nken, an den beyden Seiten,</l><lb/>
                <l>Den Zugang derge&#x017F;talt,</l><lb/>
                <l>Daß &#x017F;ie uns, vor den andern in dem Wald,</l><lb/>
                <l>Am fertig&#x017F;ten den Schritt in die&#x017F;e Laube leiten.</l><lb/>
                <l>Hier bin ich oft, mit Lu&#x017F;t, ge&#x017F;e&#x017F;&#x017F;en,</l><lb/>
                <l>Hier hab&#x2019; ich oft, mit frohem Sinn,</l><lb/>
                <l>Die Scho&#x0364;nheit der Natur erme&#x017F;&#x017F;en,</l><lb/>
                <l>Und wenn ich recht dadurch geru&#x0364;hrt gewe&#x017F;en bin:</l><lb/>
                <l>Hab&#x2019; ich, GOtt Lob! des Dankens nicht verge&#x017F;&#x017F;en.</l>
              </lg><lb/>
              <lg type="poem">
                <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#aq">Mon Repos.</hi> </hi> </head><lb/>
                <lg n="1">
                  <l>Die Laube, die ich <hi rendition="#aq">mon repos,</hi> zum Unter&#x017F;chied, zu nen-</l><lb/>
                  <l> <hi rendition="#et">nen pflag,</hi> </l><lb/>
                  <l>Liegt in dem Walde rechter Hand. Von Caprifolium</l><lb/>
                  <l> <hi rendition="#et">und Eichen</hi> </l><lb/>
                  <l>Bedecket hier, mit gru&#x0364;nen Schatten, ein dicht-geflochtnes</l><lb/>
                  <l> <hi rendition="#et">Bla&#x0364;tter-Dach,</hi> </l><lb/>
                  <l>Ein ausge&#x017F;chweiftes Ra&#x017F;en-Ba&#x0364;nkchen. Dieß lieget, zwi-</l><lb/>
                  <l> <hi rendition="#et">&#x017F;chen gru&#x0364;nen Stra&#x0364;uchen,</hi> </l><lb/>
                  <l>An einem jungen Eichen-Baum, an de&#x017F;&#x017F;en Stamm man</l><lb/>
                  <l> <hi rendition="#et">&#x017F;anft &#x017F;ich lehnen,</hi> </l><lb/>
                  <l>Und recht bequehmlich ruhen kann, um de&#x017F;to mehr, als,</l><lb/>
                  <l> <hi rendition="#et">rechter Hand,</hi> </l><lb/>
                  <l>Ein ander krumm-gewach&#x017F;&#x2019;ner Baum, den Arm bequehm</l><lb/>
                  <l> <hi rendition="#et">darauf zu dehnen,</hi> </l><lb/>
                  <l>Und recht gema&#x0364;chlich, als ein Lehn&#x017F;tuhl, auf &#x017F;elbigem zu</l><lb/>
                  <l> <hi rendition="#et">ruhen, &#x017F;tand.</hi> </l>
                </lg><lb/>
                <fw place="bottom" type="sig">Z 2</fw>
                <fw place="bottom" type="catch">Der</fw><lb/>
              </lg>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[355/0373] Zum Walde. Da ſie der Lauben-Thuͤr Gerad’ entgegen ſteht, ſo giebt ſie ihr, Recht als ein Perſpectiv, noch faſt die groͤßte Zier. Sechs, in gerader Linie, Gepflanzte Baͤum’, und meiſt von einer Hoͤh’, Beſchraͤnken, an den beyden Seiten, Den Zugang dergeſtalt, Daß ſie uns, vor den andern in dem Wald, Am fertigſten den Schritt in dieſe Laube leiten. Hier bin ich oft, mit Luſt, geſeſſen, Hier hab’ ich oft, mit frohem Sinn, Die Schoͤnheit der Natur ermeſſen, Und wenn ich recht dadurch geruͤhrt geweſen bin: Hab’ ich, GOtt Lob! des Dankens nicht vergeſſen. Mon Repos. Die Laube, die ich mon repos, zum Unterſchied, zu nen- nen pflag, Liegt in dem Walde rechter Hand. Von Caprifolium und Eichen Bedecket hier, mit gruͤnen Schatten, ein dicht-geflochtnes Blaͤtter-Dach, Ein ausgeſchweiftes Raſen-Baͤnkchen. Dieß lieget, zwi- ſchen gruͤnen Straͤuchen, An einem jungen Eichen-Baum, an deſſen Stamm man ſanft ſich lehnen, Und recht bequehmlich ruhen kann, um deſto mehr, als, rechter Hand, Ein ander krumm-gewachſ’ner Baum, den Arm bequehm darauf zu dehnen, Und recht gemaͤchlich, als ein Lehnſtuhl, auf ſelbigem zu ruhen, ſtand. Der Z 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/373
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 355. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/373>, abgerufen am 23.11.2024.