Aus Wasser, Luft und Erde bringt; Daß von dem Sonnen-Schein und Regen Jm Saamen-Korn ein reicher Segen Nur bloß allein durch Dich entspringt. Jch hab' ein Dank-Fest eingesetzet, Das sich, mit Fug, ein Erndte-Fest, Jn Ritzebüttel, nennen läßt, Woran sich Jung und Alt ergetzet.
Der Tag brach an, der hell und klar (Ein günstig Himmels-Zeichen!) war. Man hörte das Geläut' erschallen; Man sah, auf diesen frohen Schall, Auf Weg- und Stegen überall, Zum Hause Gottes fröhlich wallen Der Land-Leut' ausgeschmückte Schaar, Die Menge, die Beweglichkeit, Die bunten Kleider in dem Grünen, Vom hellen Sonnen-Strahl beschienen, War lustig, angenehm und schön, Jn mancher Farb' und Form, zu sehn. Hier führte sie ein schmaler Steg Durch noch nicht abgemähten Rocken, Und dort ein allgemeiner Weg Durch zierlich aufgethürmte Hocken. Die Kirche war, in vielen Reihen, Mit frischen, grünen, jungen Mayen, Behäg- und lieblich ausgezieret. Es konnt' an diesen netten Büschen Nicht nur das Auge sich erfrischen; Es ward von ihrem süssen Duft Die ganz damit erfüllte Luft, Und auch, durch sie, der Geist gerühret.
Da,
Erndte-Feyer
Aus Waſſer, Luft und Erde bringt; Daß von dem Sonnen-Schein und Regen Jm Saamen-Korn ein reicher Segen Nur bloß allein durch Dich entſpringt. Jch hab’ ein Dank-Feſt eingeſetzet, Das ſich, mit Fug, ein Erndte-Feſt, Jn Ritzebuͤttel, nennen laͤßt, Woran ſich Jung und Alt ergetzet.
Der Tag brach an, der hell und klar (Ein guͤnſtig Himmels-Zeichen!) war. Man hoͤrte das Gelaͤut’ erſchallen; Man ſah, auf dieſen frohen Schall, Auf Weg- und Stegen uͤberall, Zum Hauſe Gottes froͤhlich wallen Der Land-Leut’ ausgeſchmuͤckte Schaar, Die Menge, die Beweglichkeit, Die bunten Kleider in dem Gruͤnen, Vom hellen Sonnen-Strahl beſchienen, War luſtig, angenehm und ſchoͤn, Jn mancher Farb’ und Form, zu ſehn. Hier fuͤhrte ſie ein ſchmaler Steg Durch noch nicht abgemaͤhten Rocken, Und dort ein allgemeiner Weg Durch zierlich aufgethuͤrmte Hocken. Die Kirche war, in vielen Reihen, Mit friſchen, gruͤnen, jungen Mayen, Behaͤg- und lieblich ausgezieret. Es konnt’ an dieſen netten Buͤſchen Nicht nur das Auge ſich erfriſchen; Es ward von ihrem ſuͤſſen Duft Die ganz damit erfuͤllte Luft, Und auch, durch ſie, der Geiſt geruͤhret.
Da,
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Erndte-Feyer
Aus Waſſer, Luft und Erde bringt;
Daß von dem Sonnen-Schein und Regen
Jm Saamen-Korn ein reicher Segen
Nur bloß allein durch Dich entſpringt.
Jch hab’ ein Dank-Feſt eingeſetzet,
Das ſich, mit Fug, ein Erndte-Feſt,
Jn Ritzebuͤttel, nennen laͤßt,
Woran ſich Jung und Alt ergetzet.
Der Tag brach an, der hell und klar
(Ein guͤnſtig Himmels-Zeichen!) war.
Man hoͤrte das Gelaͤut’ erſchallen;
Man ſah, auf dieſen frohen Schall,
Auf Weg- und Stegen uͤberall,
Zum Hauſe Gottes froͤhlich wallen
Der Land-Leut’ ausgeſchmuͤckte Schaar,
Die Menge, die Beweglichkeit,
Die bunten Kleider in dem Gruͤnen,
Vom hellen Sonnen-Strahl beſchienen,
War luſtig, angenehm und ſchoͤn,
Jn mancher Farb’ und Form, zu ſehn.
Hier fuͤhrte ſie ein ſchmaler Steg
Durch noch nicht abgemaͤhten Rocken,
Und dort ein allgemeiner Weg
Durch zierlich aufgethuͤrmte Hocken.
Die Kirche war, in vielen Reihen,
Mit friſchen, gruͤnen, jungen Mayen,
Behaͤg- und lieblich ausgezieret.
Es konnt’ an dieſen netten Buͤſchen
Nicht nur das Auge ſich erfriſchen;
Es ward von ihrem ſuͤſſen Duft
Die ganz damit erfuͤllte Luft,
Und auch, durch ſie, der Geiſt geruͤhret.
Da,
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 262. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/280>, abgerufen am 24.11.2024.
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