Erst war, und Deiner Gaben Zahl, Je mehr verliehr' ich auf einmahl! So dacht' ich, voller Sorg' und Grämen. Beschloß doch, wie ich mich besann, Die Zuflucht bloß zu GOtt zu nehmen, Und rief Jhn, voll Vertrauen, an:
O HErr! Dir fehlt es nicht an Macht, Mir, was Du mir geschenkt, zu lassen. Laß mich dieß recht mit Andacht fassen; Es sey von mir mit Ernst bedacht. Und da wir nichts als beten können, So bet' ich, HErr! erbarm dich mein! Ach fahre fort, den hellen Schein Von Deiner Güte, mir zu gönnen! Laß das, so mir kann schädlich seyn, Die nahe Noht, sich von mir trennen, Damit ich könne ferner Dein, Wie vor, gesegnet Kind mich nennen! Doch es gescheh' Dein Will allein!
Damit mich nun an meiner Schuldigkeit, Und Gegenwehr, nichts möchte hindern, Ließ ich, für meine Frau, nebst unsern kleinsten Kindern, Ein wohlbesegelt Schiff früh, für den andern Morgen, Durch Jemand insgeheim besorgen. Und darauf that ich meiner Frauen Der Sachen Zustand kund, der denn, wie leicht zu denken, Auch sie nicht wenig mußte kränken; Doch fassete sie sich beherzt. Wir überdachten,
Jn
Gedanken
Erſt war, und Deiner Gaben Zahl, Je mehr verliehr’ ich auf einmahl! So dacht’ ich, voller Sorg’ und Graͤmen. Beſchloß doch, wie ich mich beſann, Die Zuflucht bloß zu GOtt zu nehmen, Und rief Jhn, voll Vertrauen, an:
O HErr! Dir fehlt es nicht an Macht, Mir, was Du mir geſchenkt, zu laſſen. Laß mich dieß recht mit Andacht faſſen; Es ſey von mir mit Ernſt bedacht. Und da wir nichts als beten koͤnnen, So bet’ ich, HErr! erbarm dich mein! Ach fahre fort, den hellen Schein Von Deiner Guͤte, mir zu goͤnnen! Laß das, ſo mir kann ſchaͤdlich ſeyn, Die nahe Noht, ſich von mir trennen, Damit ich koͤnne ferner Dein, Wie vor, geſegnet Kind mich nennen! Doch es geſcheh’ Dein Will allein!
Damit mich nun an meiner Schuldigkeit, Und Gegenwehr, nichts moͤchte hindern, Ließ ich, fuͤr meine Frau, nebſt unſern kleinſten Kindern, Ein wohlbeſegelt Schiff fruͤh, fuͤr den andern Morgen, Durch Jemand insgeheim beſorgen. Und darauf that ich meiner Frauen Der Sachen Zuſtand kund, der denn, wie leicht zu denken, Auch ſie nicht wenig mußte kraͤnken; Doch faſſete ſie ſich beherzt. Wir uͤberdachten,
Jn
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Gedanken
Erſt war, und Deiner Gaben Zahl,
Je mehr verliehr’ ich auf einmahl!
So dacht’ ich, voller Sorg’ und Graͤmen.
Beſchloß doch, wie ich mich beſann,
Die Zuflucht bloß zu GOtt zu nehmen,
Und rief Jhn, voll Vertrauen, an:
O HErr! Dir fehlt es nicht an Macht,
Mir, was Du mir geſchenkt, zu laſſen.
Laß mich dieß recht mit Andacht faſſen;
Es ſey von mir mit Ernſt bedacht.
Und da wir nichts als beten koͤnnen,
So bet’ ich, HErr! erbarm dich mein!
Ach fahre fort, den hellen Schein
Von Deiner Guͤte, mir zu goͤnnen!
Laß das, ſo mir kann ſchaͤdlich ſeyn,
Die nahe Noht, ſich von mir trennen,
Damit ich koͤnne ferner Dein,
Wie vor, geſegnet Kind mich nennen!
Doch es geſcheh’ Dein Will allein!
Damit mich nun an meiner Schuldigkeit,
Und Gegenwehr, nichts moͤchte hindern,
Ließ ich, fuͤr meine Frau, nebſt unſern kleinſten Kindern,
Ein wohlbeſegelt Schiff fruͤh, fuͤr den andern Morgen,
Durch Jemand insgeheim beſorgen.
Und darauf that ich meiner Frauen
Der Sachen Zuſtand kund, der denn, wie leicht zu denken,
Auch ſie nicht wenig mußte kraͤnken;
Doch faſſete ſie ſich beherzt. Wir uͤberdachten,
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 236. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/254>, abgerufen am 24.11.2024.
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