Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743.

Bild:
<< vorherige Seite
Die Schönheit der Welt


Es war des Wassers ganze Fläche, sowohl als wie das
Ufer, grün,
Jndem kein Busch, kein Zweig, kein Blatt, der nicht darinn
verdoppelt schien.
Der helle Schilf schien insbesondre noch, von den dunkel-
grünen Flächen,
Gefärbt von Wipfeln dunkler Bäume, durch gelblich-grün,
sich abzustechen,
So Farb' als Bilder zu vermehren. Der schlanken Weiden
weisse Büsche
Formierten, mit den dunklen Erlen, ein licht- und dunkel-
grün Gemische.
Viel purpurne, vom Sonnen-Licht bestrahlte, schöne Bluh-
men schienen,
Fast feuriger in der Copie, als in dem Urbild, auf dem
Grünen.
Ein gleiches liessen uns die weissen und gelben Wasser-
Liljen sehn,
Die, in dem klaren Wiederschein, aufs dunkel-grüne,
doppelt schön.
Das edle Paar der weissen Schwäne, vom hellen Sonnen-
Licht bestrahlt,
Glitt, gleichfalls durch den Wiederschein natürlich dop-
pelt abgemahlt,
Jn stiller Majestät vorbey. Auf diesem schönen grünen
Grunde
Erblickt' ich noch viel weisse Lichter (die recht, wie weisse Ro-
sen glänzten)
Von einer Menge blühnder Flieder, die an dem feuchten
Ufer stunde,
Und die, im Schatten hoher Erlen, den Graben rings umher
begrenzten.
Mein
Die Schoͤnheit der Welt


Es war des Waſſers ganze Flaͤche, ſowohl als wie das
Ufer, gruͤn,
Jndem kein Buſch, kein Zweig, kein Blatt, der nicht darinn
verdoppelt ſchien.
Der helle Schilf ſchien insbeſondre noch, von den dunkel-
gruͤnen Flaͤchen,
Gefaͤrbt von Wipfeln dunkler Baͤume, durch gelblich-gruͤn,
ſich abzuſtechen,
So Farb’ als Bilder zu vermehren. Der ſchlanken Weiden
weiſſe Buͤſche
Formierten, mit den dunklen Erlen, ein licht- und dunkel-
gruͤn Gemiſche.
Viel purpurne, vom Sonnen-Licht beſtrahlte, ſchoͤne Bluh-
men ſchienen,
Faſt feuriger in der Copie, als in dem Urbild, auf dem
Gruͤnen.
Ein gleiches lieſſen uns die weiſſen und gelben Waſſer-
Liljen ſehn,
Die, in dem klaren Wiederſchein, aufs dunkel-gruͤne,
doppelt ſchoͤn.
Das edle Paar der weiſſen Schwaͤne, vom hellen Sonnen-
Licht beſtrahlt,
Glitt, gleichfalls durch den Wiederſchein natuͤrlich dop-
pelt abgemahlt,
Jn ſtiller Majeſtaͤt vorbey. Auf dieſem ſchoͤnen gruͤnen
Grunde
Erblickt’ ich noch viel weiſſe Lichter (die recht, wie weiſſe Ro-
ſen glaͤnzten)
Von einer Menge bluͤhnder Flieder, die an dem feuchten
Ufer ſtunde,
Und die, im Schatten hoher Erlen, den Graben rings umher
begrenzten.
Mein
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <lg type="poem">
              <pb facs="#f0146" n="128"/>
              <fw place="top" type="header">Die Scho&#x0364;nheit der Welt</fw><lb/>
              <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
              <lg n="4">
                <l>Es war des Wa&#x017F;&#x017F;ers ganze Fla&#x0364;che, &#x017F;owohl als wie das</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">Ufer, gru&#x0364;n,</hi> </l><lb/>
                <l>Jndem kein Bu&#x017F;ch, kein Zweig, kein Blatt, der nicht darinn</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">verdoppelt &#x017F;chien.</hi> </l><lb/>
                <l>Der helle Schilf &#x017F;chien insbe&#x017F;ondre noch, von den dunkel-</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">gru&#x0364;nen Fla&#x0364;chen,</hi> </l><lb/>
                <l>Gefa&#x0364;rbt von Wipfeln dunkler Ba&#x0364;ume, durch gelblich-gru&#x0364;n,</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">&#x017F;ich abzu&#x017F;techen,</hi> </l><lb/>
                <l>So Farb&#x2019; als Bilder zu vermehren. Der &#x017F;chlanken Weiden</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">wei&#x017F;&#x017F;e Bu&#x0364;&#x017F;che</hi> </l><lb/>
                <l>Formierten, mit den dunklen Erlen, ein licht- und dunkel-</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">gru&#x0364;n Gemi&#x017F;che.</hi> </l><lb/>
                <l>Viel purpurne, vom Sonnen-Licht be&#x017F;trahlte, &#x017F;cho&#x0364;ne Bluh-</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">men &#x017F;chienen,</hi> </l><lb/>
                <l>Fa&#x017F;t feuriger in der Copie, als in dem Urbild, auf dem</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">Gru&#x0364;nen.</hi> </l><lb/>
                <l>Ein gleiches lie&#x017F;&#x017F;en uns die wei&#x017F;&#x017F;en und gelben Wa&#x017F;&#x017F;er-</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">Liljen &#x017F;ehn,</hi> </l><lb/>
                <l>Die, in dem klaren Wieder&#x017F;chein, aufs dunkel-gru&#x0364;ne,</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">doppelt &#x017F;cho&#x0364;n.</hi> </l><lb/>
                <l>Das edle Paar der wei&#x017F;&#x017F;en Schwa&#x0364;ne, vom hellen Sonnen-</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">Licht be&#x017F;trahlt,</hi> </l><lb/>
                <l>Glitt, gleichfalls durch den Wieder&#x017F;chein natu&#x0364;rlich dop-</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">pelt abgemahlt,</hi> </l><lb/>
                <l>Jn &#x017F;tiller Maje&#x017F;ta&#x0364;t vorbey. Auf die&#x017F;em &#x017F;cho&#x0364;nen gru&#x0364;nen</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">Grunde</hi> </l><lb/>
                <l>Erblickt&#x2019; ich noch viel wei&#x017F;&#x017F;e Lichter (die recht, wie wei&#x017F;&#x017F;e Ro-</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">&#x017F;en gla&#x0364;nzten)</hi> </l><lb/>
                <l>Von einer Menge blu&#x0364;hnder Flieder, die an dem feuchten</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">Ufer &#x017F;tunde,</hi> </l><lb/>
                <l>Und die, im Schatten hoher Erlen, den Graben rings umher</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">begrenzten.</hi> </l>
              </lg><lb/>
              <fw place="bottom" type="catch">Mein</fw><lb/>
            </lg>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[128/0146] Die Schoͤnheit der Welt Es war des Waſſers ganze Flaͤche, ſowohl als wie das Ufer, gruͤn, Jndem kein Buſch, kein Zweig, kein Blatt, der nicht darinn verdoppelt ſchien. Der helle Schilf ſchien insbeſondre noch, von den dunkel- gruͤnen Flaͤchen, Gefaͤrbt von Wipfeln dunkler Baͤume, durch gelblich-gruͤn, ſich abzuſtechen, So Farb’ als Bilder zu vermehren. Der ſchlanken Weiden weiſſe Buͤſche Formierten, mit den dunklen Erlen, ein licht- und dunkel- gruͤn Gemiſche. Viel purpurne, vom Sonnen-Licht beſtrahlte, ſchoͤne Bluh- men ſchienen, Faſt feuriger in der Copie, als in dem Urbild, auf dem Gruͤnen. Ein gleiches lieſſen uns die weiſſen und gelben Waſſer- Liljen ſehn, Die, in dem klaren Wiederſchein, aufs dunkel-gruͤne, doppelt ſchoͤn. Das edle Paar der weiſſen Schwaͤne, vom hellen Sonnen- Licht beſtrahlt, Glitt, gleichfalls durch den Wiederſchein natuͤrlich dop- pelt abgemahlt, Jn ſtiller Majeſtaͤt vorbey. Auf dieſem ſchoͤnen gruͤnen Grunde Erblickt’ ich noch viel weiſſe Lichter (die recht, wie weiſſe Ro- ſen glaͤnzten) Von einer Menge bluͤhnder Flieder, die an dem feuchten Ufer ſtunde, Und die, im Schatten hoher Erlen, den Graben rings umher begrenzten. Mein

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/146
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/146>, abgerufen am 25.11.2024.