Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743.

Bild:
<< vorherige Seite
beym Sonnenschein nach dem Regen.
Mein Leser wird leicht fassen können, daß ein so buntes
Farben-Spiel,
So mir, als allen, die zugegen, mehr, als man glauben kann,
gefiel.
Allein, was war doch dieses alles bey einem noch weit
schönerm Licht,
Das unser ganz darob erstauntes, für Lust verwirretes,
Gesicht
Allein auf seinen Schimmer zog, so, daß wir alle Pracht
vergaßen,
Die uns bisher beschäftiget, und diese Pracht allein
ermaaßen?
Der schönste Schmuck des Firmaments, der holden Jris
bunter Bogen
Schwamm auf dem spiegelnden Krystall, und prägte den
gefärbten Schein,
Nebst seinem Regel-rechten Kreise, dem grün-gefärbten
Wasser ein,
Schien hier, in einem Gegenbilde, auch unten gleichfalls
rund gezogen,
Und macht, im klaren Wiederschein, von seiner Form- und
Farben Glanz,
Jn der so ähnlichen Copie, den sonst nur halben Cirkel
ganz.
Wir fuhren recht im Mittelpunct von diesem grossen Wun-
der-Kreise,
Und mußten, mit vereinter Stimm, Dem Schöpfer aller
Welt zum Preise,
Recht inniglich dadurch gerührt, voll Lust und Anmuht,
zugestehn:
Es sey ein prächtiger Spectakel wol nicht, auf dieser Welt,
zu sehn.
Wann
7 Theil. J
beym Sonnenſchein nach dem Regen.
Mein Leſer wird leicht faſſen koͤnnen, daß ein ſo buntes
Farben-Spiel,
So mir, als allen, die zugegen, mehr, als man glauben kann,
gefiel.
Allein, was war doch dieſes alles bey einem noch weit
ſchoͤnerm Licht,
Das unſer ganz darob erſtauntes, fuͤr Luſt verwirretes,
Geſicht
Allein auf ſeinen Schimmer zog, ſo, daß wir alle Pracht
vergaßen,
Die uns bisher beſchaͤftiget, und dieſe Pracht allein
ermaaßen?
Der ſchoͤnſte Schmuck des Firmaments, der holden Jris
bunter Bogen
Schwamm auf dem ſpiegelnden Kryſtall, und praͤgte den
gefaͤrbten Schein,
Nebſt ſeinem Regel-rechten Kreiſe, dem gruͤn-gefaͤrbten
Waſſer ein,
Schien hier, in einem Gegenbilde, auch unten gleichfalls
rund gezogen,
Und macht, im klaren Wiederſchein, von ſeiner Form- und
Farben Glanz,
Jn der ſo aͤhnlichen Copie, den ſonſt nur halben Cirkel
ganz.
Wir fuhren recht im Mittelpunct von dieſem groſſen Wun-
der-Kreiſe,
Und mußten, mit vereinter Stimm, Dem Schoͤpfer aller
Welt zum Preiſe,
Recht inniglich dadurch geruͤhrt, voll Luſt und Anmuht,
zugeſtehn:
Es ſey ein praͤchtiger Spectakel wol nicht, auf dieſer Welt,
zu ſehn.
Wann
7 Theil. J
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <lg type="poem">
              <pb facs="#f0147" n="129"/>
              <fw place="top" type="header">beym Sonnen&#x017F;chein nach dem Regen.</fw><lb/>
              <lg n="5">
                <l>Mein Le&#x017F;er wird leicht fa&#x017F;&#x017F;en ko&#x0364;nnen, daß ein &#x017F;o buntes</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">Farben-Spiel,</hi> </l><lb/>
                <l>So mir, als allen, die zugegen, mehr, als man glauben kann,</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">gefiel.</hi> </l><lb/>
                <l>Allein, was war doch die&#x017F;es alles bey einem noch weit</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">&#x017F;cho&#x0364;nerm Licht,</hi> </l><lb/>
                <l>Das un&#x017F;er ganz darob er&#x017F;tauntes, fu&#x0364;r Lu&#x017F;t verwirretes,</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">Ge&#x017F;icht</hi> </l><lb/>
                <l>Allein auf &#x017F;einen Schimmer zog, &#x017F;o, daß wir alle Pracht</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">vergaßen,</hi> </l><lb/>
                <l>Die uns bisher be&#x017F;cha&#x0364;ftiget, und die&#x017F;e Pracht allein</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">ermaaßen?</hi> </l><lb/>
                <l>Der &#x017F;cho&#x0364;n&#x017F;te Schmuck des Firmaments, der holden Jris</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">bunter Bogen</hi> </l><lb/>
                <l>Schwamm auf dem &#x017F;piegelnden Kry&#x017F;tall, und pra&#x0364;gte den</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">gefa&#x0364;rbten Schein,</hi> </l><lb/>
                <l>Neb&#x017F;t &#x017F;einem Regel-rechten Krei&#x017F;e, dem gru&#x0364;n-gefa&#x0364;rbten</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">Wa&#x017F;&#x017F;er ein,</hi> </l><lb/>
                <l>Schien hier, in einem Gegenbilde, auch unten gleichfalls</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">rund gezogen,</hi> </l><lb/>
                <l>Und macht, im klaren Wieder&#x017F;chein, von &#x017F;einer Form- und</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">Farben Glanz,</hi> </l><lb/>
                <l>Jn der &#x017F;o a&#x0364;hnlichen Copie, den &#x017F;on&#x017F;t nur halben Cirkel</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">ganz.</hi> </l><lb/>
                <l>Wir fuhren recht im Mittelpunct von die&#x017F;em gro&#x017F;&#x017F;en Wun-</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">der-Krei&#x017F;e,</hi> </l><lb/>
                <l>Und mußten, mit vereinter Stimm, Dem Scho&#x0364;pfer aller</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">Welt zum Prei&#x017F;e,</hi> </l><lb/>
                <l>Recht inniglich dadurch geru&#x0364;hrt, voll Lu&#x017F;t und Anmuht,</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">zuge&#x017F;tehn:</hi> </l><lb/>
                <l>Es &#x017F;ey ein pra&#x0364;chtiger Spectakel wol nicht, auf die&#x017F;er Welt,</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">zu &#x017F;ehn.</hi> </l>
              </lg><lb/>
              <fw place="bottom" type="sig">7 <hi rendition="#fr">Theil.</hi> J</fw>
              <fw place="bottom" type="catch">Wann</fw><lb/>
            </lg>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[129/0147] beym Sonnenſchein nach dem Regen. Mein Leſer wird leicht faſſen koͤnnen, daß ein ſo buntes Farben-Spiel, So mir, als allen, die zugegen, mehr, als man glauben kann, gefiel. Allein, was war doch dieſes alles bey einem noch weit ſchoͤnerm Licht, Das unſer ganz darob erſtauntes, fuͤr Luſt verwirretes, Geſicht Allein auf ſeinen Schimmer zog, ſo, daß wir alle Pracht vergaßen, Die uns bisher beſchaͤftiget, und dieſe Pracht allein ermaaßen? Der ſchoͤnſte Schmuck des Firmaments, der holden Jris bunter Bogen Schwamm auf dem ſpiegelnden Kryſtall, und praͤgte den gefaͤrbten Schein, Nebſt ſeinem Regel-rechten Kreiſe, dem gruͤn-gefaͤrbten Waſſer ein, Schien hier, in einem Gegenbilde, auch unten gleichfalls rund gezogen, Und macht, im klaren Wiederſchein, von ſeiner Form- und Farben Glanz, Jn der ſo aͤhnlichen Copie, den ſonſt nur halben Cirkel ganz. Wir fuhren recht im Mittelpunct von dieſem groſſen Wun- der-Kreiſe, Und mußten, mit vereinter Stimm, Dem Schoͤpfer aller Welt zum Preiſe, Recht inniglich dadurch geruͤhrt, voll Luſt und Anmuht, zugeſtehn: Es ſey ein praͤchtiger Spectakel wol nicht, auf dieſer Welt, zu ſehn. Wann 7 Theil. J

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/147
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 129. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/147>, abgerufen am 18.05.2024.