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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743.

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beym Sonnenschein nach dem Regen.
Sie fast recht mit Feuer-Farben, gleich geschührten Kohlen,
mahlte,
Und der Südwind sie bewegte, schien, als ob, in gleicher
Schnur,
Aus dem Korn, das unverbrennlich, eine helle Lohe fuhr,
Und den ganzen Steig erleuchtet, welcher, ohne das, schon
glänzte,
Da von andern Bluhmen mehr recht ein bunter Kranz
ihn kränzte,
Da die Himmel-blauen Korn-gelben Bluhmen und Ca-
millen,
Nebst der Purpur-farbnen Radel, beyde Seiten Strich-weis'
füllen,
Die daselbst sich gleichsam selbst hingesät zu haben schienen,
Daß man ihrer auch erwehnen, sie betrachten, und in ihnen
Unsre Lust, zu Gottes Ehren,
Sich verdoppeln, sich vergrössern, die Bewundrung sich
vermehren,
Unser Dank sich häufen mögte. Wenigstens kam ihre
Zier,
Da sie gar zu Regel-recht, mir zuweilen also für.
Diese Lust war kaum genossen, als ich, auf des Schlosses
Graben,
Noch ein' andre Art von Lust, nachher mich entschloß zu
haben.
Weil des stillen Wassers Klarheit mein gerührtes Aug'
ergetzte,
Und mich zur Spatzierfahrt reizte, daß ich in ein Boot mich
setzte.
Hier nun nahm der grüne Spiegel, und der holde Wieder-
schein
Mein und unser aller Augen, in gefärbtem Schimmer, ein.
Es
beym Sonnenſchein nach dem Regen.
Sie faſt recht mit Feuer-Farben, gleich geſchuͤhrten Kohlen,
mahlte,
Und der Suͤdwind ſie bewegte, ſchien, als ob, in gleicher
Schnur,
Aus dem Korn, das unverbrennlich, eine helle Lohe fuhr,
Und den ganzen Steig erleuchtet, welcher, ohne das, ſchon
glaͤnzte,
Da von andern Bluhmen mehr recht ein bunter Kranz
ihn kraͤnzte,
Da die Himmel-blauen Korn-gelben Bluhmen und Ca-
millen,
Nebſt der Purpur-farbnen Radel, beyde Seiten Strich-weiſ’
fuͤllen,
Die daſelbſt ſich gleichſam ſelbſt hingeſaͤt zu haben ſchienen,
Daß man ihrer auch erwehnen, ſie betrachten, und in ihnen
Unſre Luſt, zu Gottes Ehren,
Sich verdoppeln, ſich vergroͤſſern, die Bewundrung ſich
vermehren,
Unſer Dank ſich haͤufen moͤgte. Wenigſtens kam ihre
Zier,
Da ſie gar zu Regel-recht, mir zuweilen alſo fuͤr.
Dieſe Luſt war kaum genoſſen, als ich, auf des Schloſſes
Graben,
Noch ein’ andre Art von Luſt, nachher mich entſchloß zu
haben.
Weil des ſtillen Waſſers Klarheit mein geruͤhrtes Aug’
ergetzte,
Und mich zur Spatzierfahrt reizte, daß ich in ein Boot mich
ſetzte.
Hier nun nahm der gruͤne Spiegel, und der holde Wieder-
ſchein
Mein und unſer aller Augen, in gefaͤrbtem Schimmer, ein.
Es
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[127/0145] beym Sonnenſchein nach dem Regen. Sie faſt recht mit Feuer-Farben, gleich geſchuͤhrten Kohlen, mahlte, Und der Suͤdwind ſie bewegte, ſchien, als ob, in gleicher Schnur, Aus dem Korn, das unverbrennlich, eine helle Lohe fuhr, Und den ganzen Steig erleuchtet, welcher, ohne das, ſchon glaͤnzte, Da von andern Bluhmen mehr recht ein bunter Kranz ihn kraͤnzte, Da die Himmel-blauen Korn-gelben Bluhmen und Ca- millen, Nebſt der Purpur-farbnen Radel, beyde Seiten Strich-weiſ’ fuͤllen, Die daſelbſt ſich gleichſam ſelbſt hingeſaͤt zu haben ſchienen, Daß man ihrer auch erwehnen, ſie betrachten, und in ihnen Unſre Luſt, zu Gottes Ehren, Sich verdoppeln, ſich vergroͤſſern, die Bewundrung ſich vermehren, Unſer Dank ſich haͤufen moͤgte. Wenigſtens kam ihre Zier, Da ſie gar zu Regel-recht, mir zuweilen alſo fuͤr. Dieſe Luſt war kaum genoſſen, als ich, auf des Schloſſes Graben, Noch ein’ andre Art von Luſt, nachher mich entſchloß zu haben. Weil des ſtillen Waſſers Klarheit mein geruͤhrtes Aug’ ergetzte, Und mich zur Spatzierfahrt reizte, daß ich in ein Boot mich ſetzte. Hier nun nahm der gruͤne Spiegel, und der holde Wieder- ſchein Mein und unſer aller Augen, in gefaͤrbtem Schimmer, ein. Es

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Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 127. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/145>, abgerufen am 25.11.2024.