Jhr hindert nicht in kleinen Dingen, daß sie so groß, in großen nicht, Daß sie so klein; sie kann sich selbst, nicht nur vergrößern, sondern sie Verkleint sich auch, und ziehet gleichsam, in zween Finger, oh- ne Müh, Die ganze Kraft und Kunst zusammen. Jst etwan einer ein Gewicht Zu schwer; hilft ihr die andre Hand. Man sieht sie gleich mit Hülf erscheinen, So daß sie gleichsam sich verbinden; es wird aus beyden eine Hand, Und zwar die in der That so groß, als wie der Raum ist aus gespannt, Der zwischen beyden sich befindet, indem in ihnen sich ver- einen, Durch einen beyderseitgen Wechsel, die beyden Kräft in eine Kraft. Man sieht daher so an der Hände, als an der Finger, Eigen- schaft, Da sie getheilt, ein sonder Wunder. Sie könnten sich un- möglich trennen, Wenn sie vereint, indem sie jetzt, da sie zertheilt, sich fügen können.
Nun laßt uns, was, durch unsre Hand, für Wunder auf der Welt geschehn, Dem Schöpfer, welcher sie gemacht, und uns geschenkt, zum Ruhm, besehn! Wer hat so Tempel und Altär' errichtet, als der Menschen Hand?
Wer
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der Wohlthaten in der Hand.
Jhr hindert nicht in kleinen Dingen, daß ſie ſo groß, in großen nicht, Daß ſie ſo klein; ſie kann ſich ſelbſt, nicht nur vergroͤßern, ſondern ſie Verkleint ſich auch, und ziehet gleichſam, in zween Finger, oh- ne Muͤh, Die ganze Kraft und Kunſt zuſammen. Jſt etwan einer ein Gewicht Zu ſchwer; hilft ihr die andre Hand. Man ſieht ſie gleich mit Huͤlf erſcheinen, So daß ſie gleichſam ſich verbinden; es wird aus beyden eine Hand, Und zwar die in der That ſo groß, als wie der Raum iſt aus geſpannt, Der zwiſchen beyden ſich befindet, indem in ihnen ſich ver- einen, Durch einen beyderſeitgen Wechſel, die beyden Kraͤft in eine Kraft. Man ſieht daher ſo an der Haͤnde, als an der Finger, Eigen- ſchaft, Da ſie getheilt, ein ſonder Wunder. Sie koͤnnten ſich un- moͤglich trennen, Wenn ſie vereint, indem ſie jetzt, da ſie zertheilt, ſich fuͤgen koͤnnen.
Nun laßt uns, was, durch unſre Hand, fuͤr Wunder auf der Welt geſchehn, Dem Schoͤpfer, welcher ſie gemacht, und uns geſchenkt, zum Ruhm, beſehn! Wer hat ſo Tempel und Altaͤr’ errichtet, als der Menſchen Hand?
Wer
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[363[633]/0657]
der Wohlthaten in der Hand.
Jhr hindert nicht in kleinen Dingen, daß ſie ſo groß, in
großen nicht,
Daß ſie ſo klein; ſie kann ſich ſelbſt, nicht nur vergroͤßern,
ſondern ſie
Verkleint ſich auch, und ziehet gleichſam, in zween Finger, oh-
ne Muͤh,
Die ganze Kraft und Kunſt zuſammen. Jſt etwan einer ein
Gewicht
Zu ſchwer; hilft ihr die andre Hand. Man ſieht ſie gleich mit
Huͤlf erſcheinen,
So daß ſie gleichſam ſich verbinden; es wird aus beyden eine
Hand,
Und zwar die in der That ſo groß, als wie der Raum iſt aus
geſpannt,
Der zwiſchen beyden ſich befindet, indem in ihnen ſich ver-
einen,
Durch einen beyderſeitgen Wechſel, die beyden Kraͤft in eine
Kraft.
Man ſieht daher ſo an der Haͤnde, als an der Finger, Eigen-
ſchaft,
Da ſie getheilt, ein ſonder Wunder. Sie koͤnnten ſich un-
moͤglich trennen,
Wenn ſie vereint, indem ſie jetzt, da ſie zertheilt, ſich fuͤgen
koͤnnen.
Nun laßt uns, was, durch unſre Hand, fuͤr Wunder auf
der Welt geſchehn,
Dem Schoͤpfer, welcher ſie gemacht, und uns geſchenkt, zum
Ruhm, beſehn!
Wer hat ſo Tempel und Altaͤr’ errichtet, als der Menſchen
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 363[633]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/657>, abgerufen am 23.11.2024.
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