Da sie so viel Anmuth spüret, Welches sie, o Herr, zu dir, Als den Ursprung aller Zier, Aller Kraft und Anmuth, führet. Es erregt die Balsam-Fluht Dieser Ros' in ihr ein Wallen, Dem, der solche Wunder thut, Wünscht sie innig zu gefallen. Es entsteht in meinem Blut, Durch die Flammen, wie Rubin, Die in dieser Rose glühn, Einer reinen Andacht Gluht. Durch den bunten Schein gerührt, Fühl ich meinen frohen Geist Höher noch empor geführt, Wo er mir noch mehrers weist. Da des großen Schöpfers Macht Unerschöpflich, welcher Schein, Welcher Schmuck, und welche Pracht, Muß in andern Welten seyn! Jhrer Blumen Glanz und Zier Stell ich billig, von Figur, Farben, Kräften und Natur, Mir ganz unterschiedlich für. Hier erstaunt mach' ich den Schluß, Daß das, was Fabricius, Hamburgs Ruhm und Ehre, meynt, Mehr noch, als wahrscheinlich, scheint; Wann er glaubt: was an Figur Und an Farben möglich sey, Sey auch wirklich. Da uns nun, in einer Welt,
So
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Abermalige Betrachtung der Roſe.
Da ſie ſo viel Anmuth ſpuͤret, Welches ſie, o Herr, zu dir, Als den Urſprung aller Zier, Aller Kraft und Anmuth, fuͤhret. Es erregt die Balſam-Fluht Dieſer Roſ’ in ihr ein Wallen, Dem, der ſolche Wunder thut, Wuͤnſcht ſie innig zu gefallen. Es entſteht in meinem Blut, Durch die Flammen, wie Rubin, Die in dieſer Roſe gluͤhn, Einer reinen Andacht Gluht. Durch den bunten Schein geruͤhrt, Fuͤhl ich meinen frohen Geiſt Hoͤher noch empor gefuͤhrt, Wo er mir noch mehrers weiſt. Da des großen Schoͤpfers Macht Unerſchoͤpflich, welcher Schein, Welcher Schmuck, und welche Pracht, Muß in andern Welten ſeyn! Jhrer Blumen Glanz und Zier Stell ich billig, von Figur, Farben, Kraͤften und Natur, Mir ganz unterſchiedlich fuͤr. Hier erſtaunt mach’ ich den Schluß, Daß das, was Fabricius, Hamburgs Ruhm und Ehre, meynt, Mehr noch, als wahrſcheinlich, ſcheint; Wann er glaubt: was an Figur Und an Farben moͤglich ſey, Sey auch wirklich. Da uns nun, in einer Welt,
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Abermalige Betrachtung der Roſe.
Da ſie ſo viel Anmuth ſpuͤret,
Welches ſie, o Herr, zu dir,
Als den Urſprung aller Zier,
Aller Kraft und Anmuth, fuͤhret.
Es erregt die Balſam-Fluht
Dieſer Roſ’ in ihr ein Wallen,
Dem, der ſolche Wunder thut,
Wuͤnſcht ſie innig zu gefallen.
Es entſteht in meinem Blut,
Durch die Flammen, wie Rubin,
Die in dieſer Roſe gluͤhn,
Einer reinen Andacht Gluht.
Durch den bunten Schein geruͤhrt,
Fuͤhl ich meinen frohen Geiſt
Hoͤher noch empor gefuͤhrt,
Wo er mir noch mehrers weiſt.
Da des großen Schoͤpfers Macht
Unerſchoͤpflich, welcher Schein,
Welcher Schmuck, und welche Pracht,
Muß in andern Welten ſeyn!
Jhrer Blumen Glanz und Zier
Stell ich billig, von Figur,
Farben, Kraͤften und Natur,
Mir ganz unterſchiedlich fuͤr.
Hier erſtaunt mach’ ich den Schluß,
Daß das, was Fabricius,
Hamburgs Ruhm und Ehre, meynt,
Mehr noch, als wahrſcheinlich, ſcheint;
Wann er glaubt: was an Figur
Und an Farben moͤglich ſey,
Sey auch wirklich.
Da uns nun, in einer Welt,
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/63>, abgerufen am 04.12.2024.
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