Der Lehre von dem freyen Willen, und daß wir die Voll- kommenheit, Aufs wenigst in so hohem Grad, nicht hegen, Scheint eine große Schwierigkeit Dadurch sich in den Weg zu legen, Daß wenn wir unser Jnnerstes ergründen, Wir uns, uns selber zu vergnügen, Fast gänzlich ungeschickt, und gar nicht fähig finden, So doch der kräftigste Beweis der Lehre Von eines Willens Freyheit wäre. Zumal wir selbst an Gottes Werken, Worin er, seine Lieb und Allmacht zu bemerken, Uns so viel Proben wollen gönnen, Woran wir uns vergnügen sollen, Wir doch daran, auch wenn wir wollen, Uns dennoch nicht vergnügen können.
Rechte
A a 5
Der freye Wille.
Der freye Wille.
Der Lehre von dem freyen Willen, und daß wir die Voll- kommenheit, Aufs wenigſt in ſo hohem Grad, nicht hegen, Scheint eine große Schwierigkeit Dadurch ſich in den Weg zu legen, Daß wenn wir unſer Jnnerſtes ergruͤnden, Wir uns, uns ſelber zu vergnuͤgen, Faſt gaͤnzlich ungeſchickt, und gar nicht faͤhig finden, So doch der kraͤftigſte Beweis der Lehre Von eines Willens Freyheit waͤre. Zumal wir ſelbſt an Gottes Werken, Worin er, ſeine Lieb und Allmacht zu bemerken, Uns ſo viel Proben wollen goͤnnen, Woran wir uns vergnuͤgen ſollen, Wir doch daran, auch wenn wir wollen, Uns dennoch nicht vergnuͤgen koͤnnen.
Rechte
A a 5
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0401"n="377"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Der freye Wille.</hi></fw><lb/><divn="2"><head><hirendition="#b">Der freye Wille.</hi></head><lb/><lgtype="poem"><l><hirendition="#in">D</hi>er Lehre von dem freyen Willen, und daß wir die Voll-<lb/><hirendition="#et">kommenheit,</hi></l><lb/><l>Aufs wenigſt in ſo hohem Grad, nicht hegen,</l><lb/><l>Scheint eine große Schwierigkeit</l><lb/><l>Dadurch ſich in den Weg zu legen,</l><lb/><l>Daß wenn wir unſer Jnnerſtes ergruͤnden,</l><lb/><l>Wir uns, uns ſelber zu vergnuͤgen,</l><lb/><l>Faſt gaͤnzlich ungeſchickt, und gar nicht faͤhig finden,</l><lb/><l>So doch der kraͤftigſte Beweis der Lehre</l><lb/><l>Von eines Willens Freyheit waͤre.</l><lb/><l>Zumal wir ſelbſt an Gottes Werken,</l><lb/><l>Worin er, ſeine Lieb und Allmacht zu bemerken,</l><lb/><l>Uns ſo viel Proben wollen goͤnnen,</l><lb/><l>Woran wir uns vergnuͤgen ſollen,</l><lb/><l>Wir doch daran, auch wenn wir wollen,</l><lb/><l>Uns dennoch nicht vergnuͤgen koͤnnen.</l></lg></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><fwplace="bottom"type="sig"><hirendition="#fr">A a</hi> 5</fw><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#fr">Rechte</hi></fw><lb/></div></body></text></TEI>
[377/0401]
Der freye Wille.
Der freye Wille.
Der Lehre von dem freyen Willen, und daß wir die Voll-
kommenheit,
Aufs wenigſt in ſo hohem Grad, nicht hegen,
Scheint eine große Schwierigkeit
Dadurch ſich in den Weg zu legen,
Daß wenn wir unſer Jnnerſtes ergruͤnden,
Wir uns, uns ſelber zu vergnuͤgen,
Faſt gaͤnzlich ungeſchickt, und gar nicht faͤhig finden,
So doch der kraͤftigſte Beweis der Lehre
Von eines Willens Freyheit waͤre.
Zumal wir ſelbſt an Gottes Werken,
Worin er, ſeine Lieb und Allmacht zu bemerken,
Uns ſo viel Proben wollen goͤnnen,
Woran wir uns vergnuͤgen ſollen,
Wir doch daran, auch wenn wir wollen,
Uns dennoch nicht vergnuͤgen koͤnnen.
Rechte
A a 5
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 377. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/401>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.