Da alle Körper, Geister, Umständ und Zufäll, hier auf dieser Welt, Da alles das, was die Natur, im Schooß des tiefen Raums, enthält, Ein' ewge Weisheit nicht allein zum Ursprung hat; nein, auch durch sie, Als die nicht aufgehört, in einer ununterbrochnen Harmonie, Gelenkt, geleitet und regieret, Jn majestätisch weiser Ordnung, zum besten Endzweck stets geführet, Und immer unterhalten wird, der freye Will auch dieser Führung, Und der allgegenwärtgen Gottheit allgegenwärtigen Regierung So wenig uns entziehen kann; daß wir vielmehr, daß Gott allein, So wohl das Wollen, als Vollbringen, uns geben muß, be- lehret seyn, Auch in der heilgen Bibel selbst: So muß auch billig unser Bethen, Wenn wir, vor Gottes Majestät, in Ehrfurcht voller Andacht treten, Mit Ernst dahin gerichtet seyn, daß die allweise, mächtge Liebe, So wohl die Umständ und die Zufäll, als unsrer Seelen Kräft und Triebe, Zu seiner Ehr und unserm Besten, aus Gnaden selber lenken wolle; Weil sonst, mit unsrer eignen Schwäche, selbst gegen uns nicht nur allein, Zugleich auch gegen Zufäll, Umständ, als Noth, Exempel Schmerz und Pein, Zu kämpfen uns nur gar zu schwer, ja ganz unmöglich, würde seyn.
Zur
Rechte Art zu bethen.
Rechte Art zu bethen.
Da alle Koͤrper, Geiſter, Umſtaͤnd und Zufaͤll, hier auf dieſer Welt, Da alles das, was die Natur, im Schooß des tiefen Raums, enthaͤlt, Ein’ ewge Weisheit nicht allein zum Urſprung hat; nein, auch durch ſie, Als die nicht aufgehoͤrt, in einer ununterbrochnen Harmonie, Gelenkt, geleitet und regieret, Jn majeſtaͤtiſch weiſer Ordnung, zum beſten Endzweck ſtets gefuͤhret, Und immer unterhalten wird, der freye Will auch dieſer Fuͤhrung, Und der allgegenwaͤrtgen Gottheit allgegenwaͤrtigen Regierung So wenig uns entziehen kann; daß wir vielmehr, daß Gott allein, So wohl das Wollen, als Vollbringen, uns geben muß, be- lehret ſeyn, Auch in der heilgen Bibel ſelbſt: So muß auch billig unſer Bethen, Wenn wir, vor Gottes Majeſtaͤt, in Ehrfurcht voller Andacht treten, Mit Ernſt dahin gerichtet ſeyn, daß die allweiſe, maͤchtge Liebe, So wohl die Umſtaͤnd und die Zufaͤll, als unſrer Seelen Kraͤft und Triebe, Zu ſeiner Ehr und unſerm Beſten, aus Gnaden ſelber lenken wolle; Weil ſonſt, mit unſrer eignen Schwaͤche, ſelbſt gegen uns nicht nur allein, Zugleich auch gegen Zufaͤll, Umſtaͤnd, als Noth, Exempel Schmerz und Pein, Zu kaͤmpfen uns nur gar zu ſchwer, ja ganz unmoͤglich, wuͤrde ſeyn.
Zur
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Rechte Art zu bethen.
Rechte Art zu bethen.
Da alle Koͤrper, Geiſter, Umſtaͤnd und Zufaͤll, hier auf
dieſer Welt,
Da alles das, was die Natur, im Schooß des tiefen Raums,
enthaͤlt,
Ein’ ewge Weisheit nicht allein zum Urſprung hat; nein, auch
durch ſie,
Als die nicht aufgehoͤrt, in einer ununterbrochnen Harmonie,
Gelenkt, geleitet und regieret,
Jn majeſtaͤtiſch weiſer Ordnung, zum beſten Endzweck ſtets
gefuͤhret,
Und immer unterhalten wird, der freye Will auch dieſer Fuͤhrung,
Und der allgegenwaͤrtgen Gottheit allgegenwaͤrtigen Regierung
So wenig uns entziehen kann; daß wir vielmehr, daß Gott
allein,
So wohl das Wollen, als Vollbringen, uns geben muß, be-
lehret ſeyn,
Auch in der heilgen Bibel ſelbſt: So muß auch billig unſer Bethen,
Wenn wir, vor Gottes Majeſtaͤt, in Ehrfurcht voller Andacht
treten,
Mit Ernſt dahin gerichtet ſeyn, daß die allweiſe, maͤchtge Liebe,
So wohl die Umſtaͤnd und die Zufaͤll, als unſrer Seelen
Kraͤft und Triebe,
Zu ſeiner Ehr und unſerm Beſten, aus Gnaden ſelber lenken
wolle;
Weil ſonſt, mit unſrer eignen Schwaͤche, ſelbſt gegen uns nicht
nur allein,
Zugleich auch gegen Zufaͤll, Umſtaͤnd, als Noth, Exempel
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Zu kaͤmpfen uns nur gar zu ſchwer, ja ganz unmoͤglich, wuͤrde ſeyn.
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 378. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/402>, abgerufen am 21.11.2024.
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