Wodurch wir denn zugleich, wie thöricht der Atheisten Furcht, verspüren, Die Gottheit selber zu verlieren, um keine Wollust zu verlieren, Die ihnen von der Gottheit doch in höherm Grad gegönnet wird, Als sie sie ihnen selber machen. Heißt dieß nicht ungereimt geirrt? Ach laßt, ihr Atheisten, denn, ach lasset doch, bey solchen Gründen, Die ihr mit nichts, als Furcht, bekämpft, die unglückselge Furcht mir schwinden, Jhr werdet unsre Gründe wichtig, die euren selbst nicht red- lich finden.
Legt eure Gründ in eine Waag, und legt die unsrigen da- neben; So seht ihr, durch der Furcht Gewicht, vielleicht die eure sich nicht heben, Und so geteuschet, beyde Schalen in einer gleichen Höhe schweben. Nehmt aber von der eurigen die Furcht hinweg, wird alsobald Die eure Feder-leicht sich heben, und eure Schale dergestalt, Vom vorigen Gewichte leer, der unsern leicht den Ausschlag geben, Wie ihr es selbst gestehen würdet, wär euch nicht bang. Man sieht hiebey, Wie, unsern Gott nicht so tyrannisch zu bilden, nöth-und nütz- lich sey.
Die dritte Furcht des Atheisten nicht mit den schlecht- und kleinen Geistern, Vermischt und dadurch klein zu werden, bemüht sich auch, doch ohne Grund, Sich eines aufgeblähten Geists zu seinem Unglück zu bemeistern. Es sucht ein schwülstiges Gemüth hierinnen einen neuen Fund,
Zu
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Der Atheiſte.
Wodurch wir denn zugleich, wie thoͤricht der Atheiſten Furcht, verſpuͤren, Die Gottheit ſelber zu verlieren, um keine Wolluſt zu verlieren, Die ihnen von der Gottheit doch in hoͤherm Grad gegoͤnnet wird, Als ſie ſie ihnen ſelber machen. Heißt dieß nicht ungereimt geirrt? Ach laßt, ihr Atheiſten, denn, ach laſſet doch, bey ſolchen Gruͤnden, Die ihr mit nichts, als Furcht, bekaͤmpft, die ungluͤckſelge Furcht mir ſchwinden, Jhr werdet unſre Gruͤnde wichtig, die euren ſelbſt nicht red- lich finden.
Legt eure Gruͤnd in eine Waag, und legt die unſrigen da- neben; So ſeht ihr, durch der Furcht Gewicht, vielleicht die eure ſich nicht heben, Und ſo geteuſchet, beyde Schalen in einer gleichen Hoͤhe ſchweben. Nehmt aber von der eurigen die Furcht hinweg, wird alſobald Die eure Feder-leicht ſich heben, und eure Schale dergeſtalt, Vom vorigen Gewichte leer, der unſern leicht den Ausſchlag geben, Wie ihr es ſelbſt geſtehen wuͤrdet, waͤr euch nicht bang. Man ſieht hiebey, Wie, unſern Gott nicht ſo tyranniſch zu bilden, noͤth-und nuͤtz- lich ſey.
Die dritte Furcht des Atheiſten nicht mit den ſchlecht- und kleinen Geiſtern, Vermiſcht und dadurch klein zu werden, bemuͤht ſich auch, doch ohne Grund, Sich eines aufgeblaͤhten Geiſts zu ſeinem Ungluͤck zu bemeiſtern. Es ſucht ein ſchwuͤlſtiges Gemuͤth hierinnen einen neuen Fund,
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Der Atheiſte.
Wodurch wir denn zugleich, wie thoͤricht der Atheiſten Furcht,
verſpuͤren,
Die Gottheit ſelber zu verlieren, um keine Wolluſt zu verlieren,
Die ihnen von der Gottheit doch in hoͤherm Grad gegoͤnnet
wird,
Als ſie ſie ihnen ſelber machen. Heißt dieß nicht ungereimt
geirrt?
Ach laßt, ihr Atheiſten, denn, ach laſſet doch, bey ſolchen Gruͤnden,
Die ihr mit nichts, als Furcht, bekaͤmpft, die ungluͤckſelge Furcht
mir ſchwinden,
Jhr werdet unſre Gruͤnde wichtig, die euren ſelbſt nicht red-
lich finden.
Legt eure Gruͤnd in eine Waag, und legt die unſrigen da-
neben;
So ſeht ihr, durch der Furcht Gewicht, vielleicht die eure ſich
nicht heben,
Und ſo geteuſchet, beyde Schalen in einer gleichen Hoͤhe ſchweben.
Nehmt aber von der eurigen die Furcht hinweg, wird alſobald
Die eure Feder-leicht ſich heben, und eure Schale dergeſtalt,
Vom vorigen Gewichte leer, der unſern leicht den Ausſchlag
geben,
Wie ihr es ſelbſt geſtehen wuͤrdet, waͤr euch nicht bang. Man
ſieht hiebey,
Wie, unſern Gott nicht ſo tyranniſch zu bilden, noͤth-und nuͤtz-
lich ſey.
Die dritte Furcht des Atheiſten nicht mit den ſchlecht-
und kleinen Geiſtern,
Vermiſcht und dadurch klein zu werden, bemuͤht ſich auch, doch
ohne Grund,
Sich eines aufgeblaͤhten Geiſts zu ſeinem Ungluͤck zu bemeiſtern.
Es ſucht ein ſchwuͤlſtiges Gemuͤth hierinnen einen neuen Fund,
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 375. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/399>, abgerufen am 25.11.2024.
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