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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740.

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Betrachtung über den braunen Kohl.
Auf einem dunklen Grund, hier rollen und dort liegen,
Ja, Diamanten gleich, voll Schimmer glänzen sieht,
Worin der Sonnenstral oft, als ein Feuer, glüht,
Zumal wenn wir sie früh, vom Licht bestralt, entdecken.

Wer aber kann den Schmuck der krausen Ecken,
Der unbeschreiblich nett gespitzet und gedreht,
Jn schön verwirrter Ordnung steht,
Mit ihren zwar verwirrt-doch ordentlichen Bildern,
Jn gnugsam ähnlicher Gestalt und Farbe, schildern?
Es könnte keine Scheer, kein Messerchen so zierlich,
So nett, so rein gespitzt, so reinlich, so figürlich
Sie zieren, bilden, oder schneiden.
Kein wahres Menschen-Aug' erblickt sie sonder Freuden,
Zumal, wenn einige nicht nur
Mit der so nett gekerbt-und zierlichen Figur,
Nein, noch dazu mit andern Farben, prangen,
Als wie das ganze Blatt;
Da wir, auf manchem Kohl, der an sich dunkelbraun,
Die Ecken öfters weis, oft roth, oft hell-grün schaun,
Und manches weisse Blatt ganz rothe Spitzen hat.
Je länger man sie sieht, je mehr vermehret sich
Die Zierlichkeit und Pracht, absonderlich,
Wenn, wie es eben dazumal
Von ungefähr geschah, der helle Sonnenstral
Die trübe Luft durchdrang, worin ich damals mich,
Nebst meinem Sohn, befand. Mein Gott! wie wunderschön
Fing alles dazumal an auszusehn!
Wie schön war überall der frohen Augen Ziel,
Als nicht nur auf das klare Naß
Der Sonnenstral, als auf ein helles Glas,
Auch durch die bunten Blätter, fiel.
Da

Betrachtung uͤber den braunen Kohl.
Auf einem dunklen Grund, hier rollen und dort liegen,
Ja, Diamanten gleich, voll Schimmer glaͤnzen ſieht,
Worin der Sonnenſtral oft, als ein Feuer, gluͤht,
Zumal wenn wir ſie fruͤh, vom Licht beſtralt, entdecken.

Wer aber kann den Schmuck der krauſen Ecken,
Der unbeſchreiblich nett geſpitzet und gedreht,
Jn ſchoͤn verwirrter Ordnung ſteht,
Mit ihren zwar verwirrt-doch ordentlichen Bildern,
Jn gnugſam aͤhnlicher Geſtalt und Farbe, ſchildern?
Es koͤnnte keine Scheer, kein Meſſerchen ſo zierlich,
So nett, ſo rein geſpitzt, ſo reinlich, ſo figuͤrlich
Sie zieren, bilden, oder ſchneiden.
Kein wahres Menſchen-Aug’ erblickt ſie ſonder Freuden,
Zumal, wenn einige nicht nur
Mit der ſo nett gekerbt-und zierlichen Figur,
Nein, noch dazu mit andern Farben, prangen,
Als wie das ganze Blatt;
Da wir, auf manchem Kohl, der an ſich dunkelbraun,
Die Ecken oͤfters weis, oft roth, oft hell-gruͤn ſchaun,
Und manches weiſſe Blatt ganz rothe Spitzen hat.
Je laͤnger man ſie ſieht, je mehr vermehret ſich
Die Zierlichkeit und Pracht, abſonderlich,
Wenn, wie es eben dazumal
Von ungefaͤhr geſchah, der helle Sonnenſtral
Die truͤbe Luft durchdrang, worin ich damals mich,
Nebſt meinem Sohn, befand. Mein Gott! wie wunderſchoͤn
Fing alles dazumal an auszuſehn!
Wie ſchoͤn war uͤberall der frohen Augen Ziel,
Als nicht nur auf das klare Naß
Der Sonnenſtral, als auf ein helles Glas,
Auch durch die bunten Blaͤtter, fiel.
Da
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[214/0238] Betrachtung uͤber den braunen Kohl. Auf einem dunklen Grund, hier rollen und dort liegen, Ja, Diamanten gleich, voll Schimmer glaͤnzen ſieht, Worin der Sonnenſtral oft, als ein Feuer, gluͤht, Zumal wenn wir ſie fruͤh, vom Licht beſtralt, entdecken. Wer aber kann den Schmuck der krauſen Ecken, Der unbeſchreiblich nett geſpitzet und gedreht, Jn ſchoͤn verwirrter Ordnung ſteht, Mit ihren zwar verwirrt-doch ordentlichen Bildern, Jn gnugſam aͤhnlicher Geſtalt und Farbe, ſchildern? Es koͤnnte keine Scheer, kein Meſſerchen ſo zierlich, So nett, ſo rein geſpitzt, ſo reinlich, ſo figuͤrlich Sie zieren, bilden, oder ſchneiden. Kein wahres Menſchen-Aug’ erblickt ſie ſonder Freuden, Zumal, wenn einige nicht nur Mit der ſo nett gekerbt-und zierlichen Figur, Nein, noch dazu mit andern Farben, prangen, Als wie das ganze Blatt; Da wir, auf manchem Kohl, der an ſich dunkelbraun, Die Ecken oͤfters weis, oft roth, oft hell-gruͤn ſchaun, Und manches weiſſe Blatt ganz rothe Spitzen hat. Je laͤnger man ſie ſieht, je mehr vermehret ſich Die Zierlichkeit und Pracht, abſonderlich, Wenn, wie es eben dazumal Von ungefaͤhr geſchah, der helle Sonnenſtral Die truͤbe Luft durchdrang, worin ich damals mich, Nebſt meinem Sohn, befand. Mein Gott! wie wunderſchoͤn Fing alles dazumal an auszuſehn! Wie ſchoͤn war uͤberall der frohen Augen Ziel, Als nicht nur auf das klare Naß Der Sonnenſtral, als auf ein helles Glas, Auch durch die bunten Blaͤtter, fiel. Da

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Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 214. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/238>, abgerufen am 27.11.2024.