Verschiedne Büsch, im hellen Grünen, stehn, Die denn das Dunkelgrün der übrigen erhellen. Noch mehr, ein röthlich Gelb ist hier und dort zu sehn, Die ihre Nachbarschaft, so bräunlich - roth, erhöhn. Durch der so mannichfach gemischten Farben Pracht, Wie sehr sie gleich gebrochen, finden wir Ein buntes Ganz, das, in verschiedner Zier, Ein Feld, mit Kohl bedeckt, um desto schöner macht.
Von meinen Kindern eins, mein kleiner Julius, Den, weil er oftermals dergleichen that, Und manche Kräuterchen mir eingereichet hat, Jch billig darum loben muß, Kam eben, wie ich dieses dachte, Und mehrte meine Lust, indem er mir Ein schön vom bunten Kohl gepflückt Bouquetchen brachte. Dieß glänzt um desto mehr in einer bunten Zier, Als er von ungefähr der Farben Unterscheid, Jn einer lieblichen und bunten Zierlichkeit, So süß vereint, so angenehm vermischet, Daß es sowohl mein Herz, als mein Gesicht, erfrischet. Jch lobte seinen Fleiß, behielt den kleinen Strauß, Und zahlet ihm, zum Lohn, zwey Groschen aus. Drauf hüpft er, recht vergnügt in seinem kleinen Sinn, Mit Freuden wiederum dahin; Und ich schlug meinen Blick Auf das besagte Kraut zurück, Um, Gott zum Ruhm, von neuen, wie so schön Der schöne Kohl, noch ferner anzusehn.
Auch dieser Pflanzen Laub vermehrt noch das Vergnügen, Wenn man den klaren Thau, der auf den Kohl gefallen, Jn großen Tropfen, recht als Kugeln von Krystallen,
Auf
O 3
Betrachtung uͤber den braunen Kohl.
Verſchiedne Buͤſch, im hellen Gruͤnen, ſtehn, Die denn das Dunkelgruͤn der uͤbrigen erhellen. Noch mehr, ein roͤthlich Gelb iſt hier und dort zu ſehn, Die ihre Nachbarſchaft, ſo braͤunlich - roth, erhoͤhn. Durch der ſo mannichfach gemiſchten Farben Pracht, Wie ſehr ſie gleich gebrochen, finden wir Ein buntes Ganz, das, in verſchiedner Zier, Ein Feld, mit Kohl bedeckt, um deſto ſchoͤner macht.
Von meinen Kindern eins, mein kleiner Julius, Den, weil er oftermals dergleichen that, Und manche Kraͤuterchen mir eingereichet hat, Jch billig darum loben muß, Kam eben, wie ich dieſes dachte, Und mehrte meine Luſt, indem er mir Ein ſchoͤn vom bunten Kohl gepfluͤckt Bouquetchen brachte. Dieß glaͤnzt um deſto mehr in einer bunten Zier, Als er von ungefaͤhr der Farben Unterſcheid, Jn einer lieblichen und bunten Zierlichkeit, So ſuͤß vereint, ſo angenehm vermiſchet, Daß es ſowohl mein Herz, als mein Geſicht, erfriſchet. Jch lobte ſeinen Fleiß, behielt den kleinen Strauß, Und zahlet ihm, zum Lohn, zwey Groſchen aus. Drauf huͤpft er, recht vergnuͤgt in ſeinem kleinen Sinn, Mit Freuden wiederum dahin; Und ich ſchlug meinen Blick Auf das beſagte Kraut zuruͤck, Um, Gott zum Ruhm, von neuen, wie ſo ſchoͤn Der ſchoͤne Kohl, noch ferner anzuſehn.
Auch dieſer Pflanzen Laub vermehrt noch das Vergnuͤgen, Wenn man den klaren Thau, der auf den Kohl gefallen, Jn großen Tropfen, recht als Kugeln von Kryſtallen,
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Betrachtung uͤber den braunen Kohl.
Verſchiedne Buͤſch, im hellen Gruͤnen, ſtehn,
Die denn das Dunkelgruͤn der uͤbrigen erhellen.
Noch mehr, ein roͤthlich Gelb iſt hier und dort zu ſehn,
Die ihre Nachbarſchaft, ſo braͤunlich - roth, erhoͤhn.
Durch der ſo mannichfach gemiſchten Farben Pracht,
Wie ſehr ſie gleich gebrochen, finden wir
Ein buntes Ganz, das, in verſchiedner Zier,
Ein Feld, mit Kohl bedeckt, um deſto ſchoͤner macht.
Von meinen Kindern eins, mein kleiner Julius,
Den, weil er oftermals dergleichen that,
Und manche Kraͤuterchen mir eingereichet hat,
Jch billig darum loben muß,
Kam eben, wie ich dieſes dachte,
Und mehrte meine Luſt, indem er mir
Ein ſchoͤn vom bunten Kohl gepfluͤckt Bouquetchen brachte.
Dieß glaͤnzt um deſto mehr in einer bunten Zier,
Als er von ungefaͤhr der Farben Unterſcheid,
Jn einer lieblichen und bunten Zierlichkeit,
So ſuͤß vereint, ſo angenehm vermiſchet,
Daß es ſowohl mein Herz, als mein Geſicht, erfriſchet.
Jch lobte ſeinen Fleiß, behielt den kleinen Strauß,
Und zahlet ihm, zum Lohn, zwey Groſchen aus.
Drauf huͤpft er, recht vergnuͤgt in ſeinem kleinen Sinn,
Mit Freuden wiederum dahin;
Und ich ſchlug meinen Blick
Auf das beſagte Kraut zuruͤck,
Um, Gott zum Ruhm, von neuen, wie ſo ſchoͤn
Der ſchoͤne Kohl, noch ferner anzuſehn.
Auch dieſer Pflanzen Laub vermehrt noch das Vergnuͤgen,
Wenn man den klaren Thau, der auf den Kohl gefallen,
Jn großen Tropfen, recht als Kugeln von Kryſtallen,
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 213. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/237>, abgerufen am 24.11.2024.
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