Jn welchem neue besser glänzen, Jm angenehmen Wechsel, wieder.
Jndem ich also steh und denke, Und meinen Blick bald hie, bald dortwerts lenke: Erhebet sich ein Wind; es fällt ein dicker Regen; Jch spüret in der Luft ein schleuniges Bewegen; Es fiel das bunte Laub, der Schmuck der bunten Büsche, Mit einem raschelnden Gezische, Recht Schaarenweis herab; Das mir, wie folgt, zu denken Anlaß gab:
Man wird, selbst in dem Fall der Blätter, Von Gottes Ordnungen belehret, Der zu dem Endzweck, der Natur solch eine weise Richtschnur gab, Da in dem Herbst, so wohl der Wind, als viele Feuchtigkeit sich mehret. Durch Regen muß der Stengel faulen; dann streift der Wind sie fertig ab, Da sonst, durch ihre Zähigkeit, sie sich vom Baum nicht leicht- lich trennen, Und folglich denen folgenden nicht ihren Platz verschaffen können.
Nach
Herbſt-Betrachtung.
Jn welchem neue beſſer glaͤnzen, Jm angenehmen Wechſel, wieder.
Jndem ich alſo ſteh und denke, Und meinen Blick bald hie, bald dortwerts lenke: Erhebet ſich ein Wind; es faͤllt ein dicker Regen; Jch ſpuͤret in der Luft ein ſchleuniges Bewegen; Es fiel das bunte Laub, der Schmuck der bunten Buͤſche, Mit einem raſchelnden Geziſche, Recht Schaarenweiſ herab; Das mir, wie folgt, zu denken Anlaß gab:
Man wird, ſelbſt in dem Fall der Blaͤtter, Von Gottes Ordnungen belehret, Der zu dem Endzweck, der Natur ſolch eine weiſe Richtſchnur gab, Da in dem Herbſt, ſo wohl der Wind, als viele Feuchtigkeit ſich mehret. Durch Regen muß der Stengel faulen; dann ſtreift der Wind ſie fertig ab, Da ſonſt, durch ihre Zaͤhigkeit, ſie ſich vom Baum nicht leicht- lich trennen, Und folglich denen folgenden nicht ihren Platz verſchaffen koͤnnen.
Nach
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Herbſt-Betrachtung.
Jn welchem neue beſſer glaͤnzen,
Jm angenehmen Wechſel, wieder.
Jndem ich alſo ſteh und denke,
Und meinen Blick bald hie, bald dortwerts lenke:
Erhebet ſich ein Wind; es faͤllt ein dicker Regen;
Jch ſpuͤret in der Luft ein ſchleuniges Bewegen;
Es fiel das bunte Laub, der Schmuck der bunten Buͤſche,
Mit einem raſchelnden Geziſche,
Recht Schaarenweiſ herab;
Das mir, wie folgt, zu denken Anlaß gab:
Man wird, ſelbſt in dem Fall der Blaͤtter,
Von Gottes Ordnungen belehret,
Der zu dem Endzweck, der Natur ſolch eine weiſe Richtſchnur gab,
Da in dem Herbſt, ſo wohl der Wind, als viele Feuchtigkeit
ſich mehret.
Durch Regen muß der Stengel faulen; dann ſtreift der Wind
ſie fertig ab,
Da ſonſt, durch ihre Zaͤhigkeit, ſie ſich vom Baum nicht leicht-
lich trennen,
Und folglich denen folgenden nicht ihren Platz verſchaffen
koͤnnen.
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 150. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/174>, abgerufen am 21.11.2024.
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