Sondern, mit gesundem Duft, Balsamiren sie die Luft; Ja sie lassen, durch ihr Hauchen, Jhm ein stetes Rauchwerk rauchen. Wo er gehet, wo er stehet, Wird ihm Ambra zugewehet, Und zwar scheinen sie am meisten, Jhren Dienst ihm denn zu leisten, Wenn zur Abendzeit sein Schritt, Nach getragner Tageslast, Mit spatziren sich befaßt, Und er zwischen ihnen tritt.
Ja es dient der Blumen Heer, mit den süß- und bunten Schätzen, Das Gesicht, und den Geruch nicht allein uns zu ergetzen; Sie vergnügen, dienen, nützen, in verschiedlichem Gebrauch, Uns, durch andre Sinnen auch. Zu Confect, in Arzeneyen, Wassern, die man distilliert, Wird von ihnen mancher Nutzen, manche Heilungskraft gespürt; So daß man in ihnen noch, wenn die Blume längst vorbey, Angenehm empfinden kann, daß sie da gewesen sey.
Jch habe Blumen zwar geliebet, Doch lange sie nur obenhin besehn, Der Meynung, daß sie hie und da, und nur von ungefähr, entstehn. Doch da mir die Erfahrung immer, von ihrem Werth mehr Nachricht giebet, Und finde, daß sie, mir zu gut, sollieblich, angenehm und schön: Seh ich sie mit Bewunderung, mit Anmuth und mit Andacht, an, Und danke dem, der so viel Wunder so wunderbar bereiten kann.
Ja
F 5
Nuͤtzliche Blumen-Betrachtung.
Sondern, mit geſundem Duft, Balſamiren ſie die Luft; Ja ſie laſſen, durch ihr Hauchen, Jhm ein ſtetes Rauchwerk rauchen. Wo er gehet, wo er ſtehet, Wird ihm Ambra zugewehet, Und zwar ſcheinen ſie am meiſten, Jhren Dienſt ihm denn zu leiſten, Wenn zur Abendzeit ſein Schritt, Nach getragner Tageslaſt, Mit ſpatziren ſich befaßt, Und er zwiſchen ihnen tritt.
Ja es dient der Blumen Heer, mit den ſuͤß- und bunten Schaͤtzen, Das Geſicht, und den Geruch nicht allein uns zu ergetzen; Sie vergnuͤgen, dienen, nuͤtzen, in verſchiedlichem Gebrauch, Uns, durch andre Sinnen auch. Zu Confect, in Arzeneyen, Waſſern, die man diſtilliert, Wird von ihnen mancher Nutzen, manche Heilungskraft geſpuͤrt; So daß man in ihnen noch, wenn die Blume laͤngſt vorbey, Angenehm empfinden kann, daß ſie da geweſen ſey.
Jch habe Blumen zwar geliebet, Doch lange ſie nur obenhin beſehn, Der Meynung, daß ſie hie und da, und nur von ungefaͤhr, entſtehn. Doch da mir die Erfahrung immer, von ihrem Werth mehr Nachricht giebet, Und finde, daß ſie, mir zu gut, ſollieblich, angenehm und ſchoͤn: Seh ich ſie mit Bewunderung, mit Anmuth und mit Andacht, an, Und danke dem, der ſo viel Wunder ſo wunderbar bereiten kann.
Ja
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Nuͤtzliche Blumen-Betrachtung.
Sondern, mit geſundem Duft,
Balſamiren ſie die Luft;
Ja ſie laſſen, durch ihr Hauchen,
Jhm ein ſtetes Rauchwerk rauchen.
Wo er gehet, wo er ſtehet,
Wird ihm Ambra zugewehet,
Und zwar ſcheinen ſie am meiſten,
Jhren Dienſt ihm denn zu leiſten,
Wenn zur Abendzeit ſein Schritt,
Nach getragner Tageslaſt,
Mit ſpatziren ſich befaßt,
Und er zwiſchen ihnen tritt.
Ja es dient der Blumen Heer, mit den ſuͤß- und bunten
Schaͤtzen,
Das Geſicht, und den Geruch nicht allein uns zu ergetzen;
Sie vergnuͤgen, dienen, nuͤtzen, in verſchiedlichem Gebrauch,
Uns, durch andre Sinnen auch.
Zu Confect, in Arzeneyen, Waſſern, die man diſtilliert,
Wird von ihnen mancher Nutzen, manche Heilungskraft geſpuͤrt;
So daß man in ihnen noch, wenn die Blume laͤngſt vorbey,
Angenehm empfinden kann, daß ſie da geweſen ſey.
Jch habe Blumen zwar geliebet,
Doch lange ſie nur obenhin beſehn,
Der Meynung, daß ſie hie und da, und nur von ungefaͤhr,
entſtehn.
Doch da mir die Erfahrung immer, von ihrem Werth mehr
Nachricht giebet,
Und finde, daß ſie, mir zu gut, ſollieblich, angenehm und ſchoͤn:
Seh ich ſie mit Bewunderung, mit Anmuth und mit Andacht, an,
Und danke dem, der ſo viel Wunder ſo wunderbar bereiten kann.
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/113>, abgerufen am 24.11.2024.
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