Wie wir denn noch, zur Anmuth unsern Blicken, Mit Blumen, unsern Nachtisch schmücken. Es scheinet ihre bunte Pracht So sehr zur Frölichkeit allein gemacht, Daß wir, bey uns so wohl, als bey den Alten, Bey aller Trauer, sie für unanständig halten. Der Wohlstand, welcher es von der Natur gelernt, Hat Blumen allezeit von Traur und Gram entfernt.
Auch Königinnen selbst, in ihrer größten Pracht, Mit Diamant- und Perlen ganz behangen, Verschmähen nicht der Blumen Prangen, Um, bey dem Ausbruch ihrer Macht, Bey ihren schimmernden und stralnden Edelsteinen, Auch liebreich, gnädig, hold und angenehm zu scheinen.
Jn Kirchen kann man gar, zu Gottes Ruhme, (Ach möcht es doch nur öfter noch geschehn) Bey Mayenbäumen, manche Blume Zuweilen lieblich spielen sehn.
Vergehn sie nun gleich schnell: So scheinet ihr Vergehen, Zu diesem Zweck nur zu geschehen, Und daß sie bloß darum so plötzlich scheiden, Durch ihre Daur sich uns nicht zu verleiden, Und andern, die so bald sie fort, entstehn, Nur aus dem Wege bloß zu gehn. Der Blumen größte Zahl, Dem gleichsam anbefohlen scheinet, Der Menschen Wohnung auszuzieren, Erscheinet uns nicht auf einmal, Zu einer Zeit, zusammen und vereint; Die mehresten von ihnen,
Die
Nuͤtzliche Blumen-Betrachtung.
Wie wir denn noch, zur Anmuth unſern Blicken, Mit Blumen, unſern Nachtiſch ſchmuͤcken. Es ſcheinet ihre bunte Pracht So ſehr zur Froͤlichkeit allein gemacht, Daß wir, bey uns ſo wohl, als bey den Alten, Bey aller Trauer, ſie fuͤr unanſtaͤndig halten. Der Wohlſtand, welcher es von der Natur gelernt, Hat Blumen allezeit von Traur und Gram entfernt.
Auch Koͤniginnen ſelbſt, in ihrer groͤßten Pracht, Mit Diamant- und Perlen ganz behangen, Verſchmaͤhen nicht der Blumen Prangen, Um, bey dem Ausbruch ihrer Macht, Bey ihren ſchimmernden und ſtralnden Edelſteinen, Auch liebreich, gnaͤdig, hold und angenehm zu ſcheinen.
Jn Kirchen kann man gar, zu Gottes Ruhme, (Ach moͤcht es doch nur oͤfter noch geſchehn) Bey Mayenbaͤumen, manche Blume Zuweilen lieblich ſpielen ſehn.
Vergehn ſie nun gleich ſchnell: So ſcheinet ihr Vergehen, Zu dieſem Zweck nur zu geſchehen, Und daß ſie bloß darum ſo ploͤtzlich ſcheiden, Durch ihre Daur ſich uns nicht zu verleiden, Und andern, die ſo bald ſie fort, entſtehn, Nur aus dem Wege bloß zu gehn. Der Blumen groͤßte Zahl, Dem gleichſam anbefohlen ſcheinet, Der Menſchen Wohnung auszuzieren, Erſcheinet uns nicht auf einmal, Zu einer Zeit, zuſammen und vereint; Die mehreſten von ihnen,
Die
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Nuͤtzliche Blumen-Betrachtung.
Wie wir denn noch, zur Anmuth unſern Blicken,
Mit Blumen, unſern Nachtiſch ſchmuͤcken.
Es ſcheinet ihre bunte Pracht
So ſehr zur Froͤlichkeit allein gemacht,
Daß wir, bey uns ſo wohl, als bey den Alten,
Bey aller Trauer, ſie fuͤr unanſtaͤndig halten.
Der Wohlſtand, welcher es von der Natur gelernt,
Hat Blumen allezeit von Traur und Gram entfernt.
Auch Koͤniginnen ſelbſt, in ihrer groͤßten Pracht,
Mit Diamant- und Perlen ganz behangen,
Verſchmaͤhen nicht der Blumen Prangen,
Um, bey dem Ausbruch ihrer Macht,
Bey ihren ſchimmernden und ſtralnden Edelſteinen,
Auch liebreich, gnaͤdig, hold und angenehm zu ſcheinen.
Jn Kirchen kann man gar, zu Gottes Ruhme,
(Ach moͤcht es doch nur oͤfter noch geſchehn)
Bey Mayenbaͤumen, manche Blume
Zuweilen lieblich ſpielen ſehn.
Vergehn ſie nun gleich ſchnell: So ſcheinet ihr Vergehen,
Zu dieſem Zweck nur zu geſchehen,
Und daß ſie bloß darum ſo ploͤtzlich ſcheiden,
Durch ihre Daur ſich uns nicht zu verleiden,
Und andern, die ſo bald ſie fort, entſtehn,
Nur aus dem Wege bloß zu gehn.
Der Blumen groͤßte Zahl,
Dem gleichſam anbefohlen ſcheinet,
Der Menſchen Wohnung auszuzieren,
Erſcheinet uns nicht auf einmal,
Zu einer Zeit, zuſammen und vereint;
Die mehreſten von ihnen,
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 82. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/106>, abgerufen am 24.11.2024.
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