Die scheinen sich bey uns, bald auf bald abzuführen, Um, nach einander uns zu dienen. Es läßt, ob hätten sie sich unter sich verbunden, Damit kein Theil von Jahr von ihnen leer, Noch gänzlich ungeschmückt gefunden, Und sonder alle Blumen wär; Sich gleichsam Ketten-weis einander anzufassen, Kein Leeres zwischen sich zu lassen.
Es pranget nicht nur jede Jahreszeit Mit Blumen von besonderm Unterscheid; Auch die, so mit einander blühen, Sieht man, ganz unterschiedlich schön, Jn mancherley Figuren stehn, Jn ganz verschiednen Farben glühen, Wodurch sie, wie die weise Kraft Des großen Meisters, der sie schafft, So ungezählt, so mancherley, Und an Erfindungen sie lieblich zu formiren, Auch mit so manchem Glanz und Farben sie zu zieren, Unendlich, unerschöpflich sey. Man siehet fast kein einzig mal, Jn ihren Zeichnungen, Copien. Von allen Sorten, welche blühen, Jst ieglich ein Original.
Wie lieblich ist an einigen zu spüren, Wie sanft die Farben sich in sich verlieren, Wie süß und lieblich sie sich allgemächlich schwächen, Wie| unvermerkt gelinde sie sich brechen. Sie schmelzen, sonder Härtigkeit, Und senken ihren zarten Schein Unsichtbar in einander ein.
Man
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Nuͤtzliche Blumen-Betrachtung.
Die ſcheinen ſich bey uns, bald auf bald abzufuͤhren, Um, nach einander uns zu dienen. Es laͤßt, ob haͤtten ſie ſich unter ſich verbunden, Damit kein Theil von Jahr von ihnen leer, Noch gaͤnzlich ungeſchmuͤckt gefunden, Und ſonder alle Blumen waͤr; Sich gleichſam Ketten-weiſ einander anzufaſſen, Kein Leeres zwiſchen ſich zu laſſen.
Es pranget nicht nur jede Jahreszeit Mit Blumen von beſonderm Unterſcheid; Auch die, ſo mit einander bluͤhen, Sieht man, ganz unterſchiedlich ſchoͤn, Jn mancherley Figuren ſtehn, Jn ganz verſchiednen Farben gluͤhen, Wodurch ſie, wie die weiſe Kraft Des großen Meiſters, der ſie ſchafft, So ungezaͤhlt, ſo mancherley, Und an Erfindungen ſie lieblich zu formiren, Auch mit ſo manchem Glanz und Farben ſie zu zieren, Unendlich, unerſchoͤpflich ſey. Man ſiehet faſt kein einzig mal, Jn ihren Zeichnungen, Copien. Von allen Sorten, welche bluͤhen, Jſt ieglich ein Original.
Wie lieblich iſt an einigen zu ſpuͤren, Wie ſanft die Farben ſich in ſich verlieren, Wie ſuͤß und lieblich ſie ſich allgemaͤchlich ſchwaͤchen, Wie| unvermerkt gelinde ſie ſich brechen. Sie ſchmelzen, ſonder Haͤrtigkeit, Und ſenken ihren zarten Schein Unſichtbar in einander ein.
Man
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[83/0107]
Nuͤtzliche Blumen-Betrachtung.
Die ſcheinen ſich bey uns, bald auf bald abzufuͤhren,
Um, nach einander uns zu dienen.
Es laͤßt, ob haͤtten ſie ſich unter ſich verbunden,
Damit kein Theil von Jahr von ihnen leer,
Noch gaͤnzlich ungeſchmuͤckt gefunden,
Und ſonder alle Blumen waͤr;
Sich gleichſam Ketten-weiſ einander anzufaſſen,
Kein Leeres zwiſchen ſich zu laſſen.
Es pranget nicht nur jede Jahreszeit
Mit Blumen von beſonderm Unterſcheid;
Auch die, ſo mit einander bluͤhen,
Sieht man, ganz unterſchiedlich ſchoͤn,
Jn mancherley Figuren ſtehn,
Jn ganz verſchiednen Farben gluͤhen,
Wodurch ſie, wie die weiſe Kraft
Des großen Meiſters, der ſie ſchafft,
So ungezaͤhlt, ſo mancherley,
Und an Erfindungen ſie lieblich zu formiren,
Auch mit ſo manchem Glanz und Farben ſie zu zieren,
Unendlich, unerſchoͤpflich ſey.
Man ſiehet faſt kein einzig mal,
Jn ihren Zeichnungen, Copien.
Von allen Sorten, welche bluͤhen,
Jſt ieglich ein Original.
Wie lieblich iſt an einigen zu ſpuͤren,
Wie ſanft die Farben ſich in ſich verlieren,
Wie ſuͤß und lieblich ſie ſich allgemaͤchlich ſchwaͤchen,
Wie| unvermerkt gelinde ſie ſich brechen.
Sie ſchmelzen, ſonder Haͤrtigkeit,
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 83. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/107>, abgerufen am 24.11.2024.
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