Und damit verbinden könnten! wären's auch nur die Jdeen, Welche durch genöß'ner Cörper Geistigkeit und Kraft ent- stehen, Und ins Hirn geführet werden, wo sie sich mit andern binden. Wie der Cörper durch die Theile, welche cörperlich sich nährt, Wird vermutlich durch die Kräfte, die im Nahrungs-Saft sich finden, Wenigstens den Lebens-Geistern, eine Art von Kraft gewährt, Da ja alles voller Kräfte. Finden wir, daß Leib und Seelen, Würcklich und unwiedersprächlich, mit einander sich ver- mählen; Scheinet es nicht minder möglich, daß die menschlichen Jdeen Auch vom Cörper etwas haben, und aus beyderley bestehen, Die sich denn, wenn sie beständig mit dem wallenden Geblüte Sich verbinden und vereinen, ihren Einfluß nicht allein Jn den Cörper, sondern auch, wenn sie wol verbunden seyn, Einen starcken Eindruck machen in den Geist und ins Ge- mühte. Scheinet nicht die Bibel selber dieses deutlich anzuzeigen, Wenn sie spricht daß aus dem Hertzen sündliche Gedancken steigen, Welches, wenn wir es erwegen, durch des Blutes Lauf allein, Das uns aus dem Hertzen steiget, gläublich muß gewircket seyn. Ob wir nun dadurch das Wesen unsrer flüchtigen Jdeen Nicht nach allen ihren Theilen, und nur oben hin verstehen; Scheint es doch ein grösser Licht, als vorher, uns anzustecken, Und mich deucht, ob könne man etwas deutlicher entdecken,
Wie
Neu-Jahrs Gedichte.
Und damit verbinden koͤnnten! waͤren’s auch nur die Jdeen, Welche durch genoͤß’ner Coͤrper Geiſtigkeit und Kraft ent- ſtehen, Und ins Hirn gefuͤhret werden, wo ſie ſich mit andern binden. Wie der Coͤrper durch die Theile, welche coͤrperlich ſich naͤhrt, Wird vermutlich durch die Kraͤfte, die im Nahrungs-Saft ſich finden, Wenigſtens den Lebens-Geiſtern, eine Art von Kraft gewaͤhrt, Da ja alles voller Kraͤfte. Finden wir, daß Leib und Seelen, Wuͤrcklich und unwiederſpraͤchlich, mit einander ſich ver- maͤhlen; Scheinet es nicht minder moͤglich, daß die menſchlichen Jdeen Auch vom Coͤrper etwas haben, und aus beyderley beſtehen, Die ſich denn, wenn ſie beſtaͤndig mit dem wallenden Gebluͤte Sich verbinden und vereinen, ihren Einfluß nicht allein Jn den Coͤrper, ſondern auch, wenn ſie wol verbunden ſeyn, Einen ſtarcken Eindruck machen in den Geiſt und ins Ge- muͤhte. Scheinet nicht die Bibel ſelber dieſes deutlich anzuzeigen, Wenn ſie ſpricht daß aus dem Hertzen ſuͤndliche Gedancken ſteigen, Welches, wenn wir es erwegen, durch des Blutes Lauf allein, Das uns aus dem Hertzen ſteiget, glaͤublich muß gewircket ſeyn. Ob wir nun dadurch das Weſen unſrer fluͤchtigen Jdeen Nicht nach allen ihren Theilen, und nur oben hin verſtehen; Scheint es doch ein groͤſſer Licht, als vorher, uns anzuſtecken, Und mich deucht, ob koͤnne man etwas deutlicher entdecken,
Wie
<TEI><text><body><divn="1"><lgtype="poem"><lgn="166"><l><pbfacs="#f0506"n="490"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Neu-Jahrs Gedichte.</hi></fw></l><lb/><l>Und damit verbinden koͤnnten! waͤren’s auch nur die Jdeen,</l><lb/><l>Welche durch genoͤß’ner Coͤrper Geiſtigkeit und Kraft ent-<lb/><hirendition="#et">ſtehen,</hi></l><lb/><l>Und ins Hirn gefuͤhret werden, wo ſie ſich mit andern binden.</l><lb/><l>Wie der Coͤrper durch die Theile, welche coͤrperlich ſich<lb/><hirendition="#et">naͤhrt,</hi></l><lb/><l>Wird vermutlich durch die Kraͤfte, die im Nahrungs-Saft ſich<lb/><hirendition="#et">finden,</hi></l><lb/><l>Wenigſtens den Lebens-Geiſtern, eine Art von Kraft<lb/><hirendition="#et">gewaͤhrt,</hi></l><lb/><l>Da ja alles voller Kraͤfte. Finden wir, daß Leib und Seelen,</l><lb/><l>Wuͤrcklich und unwiederſpraͤchlich, mit einander ſich ver-<lb/><hirendition="#et">maͤhlen;</hi></l><lb/><l>Scheinet es nicht minder moͤglich, daß die menſchlichen Jdeen</l><lb/><l>Auch vom Coͤrper etwas haben, und aus beyderley beſtehen,</l><lb/><l>Die ſich denn, wenn ſie beſtaͤndig mit dem wallenden Gebluͤte</l><lb/><l>Sich verbinden und vereinen, ihren Einfluß nicht allein</l><lb/><l>Jn den Coͤrper, ſondern auch, wenn ſie wol verbunden ſeyn,</l><lb/><l>Einen ſtarcken Eindruck machen in den Geiſt und ins Ge-<lb/><hirendition="#et">muͤhte.</hi></l><lb/><l>Scheinet nicht die Bibel ſelber dieſes deutlich anzuzeigen,</l><lb/><l>Wenn ſie ſpricht daß aus dem Hertzen ſuͤndliche Gedancken<lb/><hirendition="#et">ſteigen,</hi></l><lb/><l>Welches, wenn wir es erwegen, durch des Blutes Lauf<lb/><hirendition="#et">allein,</hi></l><lb/><l>Das uns aus dem Hertzen ſteiget, glaͤublich muß gewircket<lb/><hirendition="#et">ſeyn.</hi></l><lb/><l>Ob wir nun dadurch das Weſen unſrer fluͤchtigen Jdeen</l><lb/><l>Nicht nach allen ihren Theilen, und nur oben hin verſtehen;</l><lb/><l>Scheint es doch ein groͤſſer Licht, als vorher, uns anzuſtecken,</l><lb/><l>Und mich deucht, ob koͤnne man etwas deutlicher entdecken,<lb/><fwplace="bottom"type="catch">Wie</fw><lb/></l></lg></lg></div></body></text></TEI>
[490/0506]
Neu-Jahrs Gedichte.
Und damit verbinden koͤnnten! waͤren’s auch nur die Jdeen,
Welche durch genoͤß’ner Coͤrper Geiſtigkeit und Kraft ent-
ſtehen,
Und ins Hirn gefuͤhret werden, wo ſie ſich mit andern binden.
Wie der Coͤrper durch die Theile, welche coͤrperlich ſich
naͤhrt,
Wird vermutlich durch die Kraͤfte, die im Nahrungs-Saft ſich
finden,
Wenigſtens den Lebens-Geiſtern, eine Art von Kraft
gewaͤhrt,
Da ja alles voller Kraͤfte. Finden wir, daß Leib und Seelen,
Wuͤrcklich und unwiederſpraͤchlich, mit einander ſich ver-
maͤhlen;
Scheinet es nicht minder moͤglich, daß die menſchlichen Jdeen
Auch vom Coͤrper etwas haben, und aus beyderley beſtehen,
Die ſich denn, wenn ſie beſtaͤndig mit dem wallenden Gebluͤte
Sich verbinden und vereinen, ihren Einfluß nicht allein
Jn den Coͤrper, ſondern auch, wenn ſie wol verbunden ſeyn,
Einen ſtarcken Eindruck machen in den Geiſt und ins Ge-
muͤhte.
Scheinet nicht die Bibel ſelber dieſes deutlich anzuzeigen,
Wenn ſie ſpricht daß aus dem Hertzen ſuͤndliche Gedancken
ſteigen,
Welches, wenn wir es erwegen, durch des Blutes Lauf
allein,
Das uns aus dem Hertzen ſteiget, glaͤublich muß gewircket
ſeyn.
Ob wir nun dadurch das Weſen unſrer fluͤchtigen Jdeen
Nicht nach allen ihren Theilen, und nur oben hin verſtehen;
Scheint es doch ein groͤſſer Licht, als vorher, uns anzuſtecken,
Und mich deucht, ob koͤnne man etwas deutlicher entdecken,
Wie
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 5. Hamburg, 1736, S. 490. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen05_1736/506>, abgerufen am 03.10.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.