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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 5. Hamburg, 1736.

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Neu-Jahrs Gedichte.
Es ist gantz gewiß an dem, wenn wir mit Vernunft erwegen
Und mit achtsamer Betrachtung gründlich bey uns überlegen;
Daß die menschlichen Gedancken nimmer, wie sie etwan
scheinen,

Und, aus eitlem Unbedacht, fast die meisten Menschen
meinen,

Sich von uns hinweg begeben, sich aus unserm Kopf ent-
fernen,

Daß sie sich in schneller Eile, bald von hier nach Asia,
Bald zu uns zurück, und bald wieder in America,
Jn den finstern Abgrund bald, bald gen Himmel, bey den
Sternen,

Sich, weit schneller wie der Blitz, heben und verfügen
können.

Nein! wol aber, daß dieselben sich, vor sich, nicht von uns
trennen;

Sondern in dem Obern-Theil unsers Kopfs, alwo die
Schrancken

Alles menschlichen Begriffs, aller menschlichen Gedancken,
Unaufhörlich sich befinden. Nun entstehet diese Frage,
Ob die Werckstatt unsers Cörpers etwan dergestalt formirt,
Daß, durchs innerliche Feuer, das, von dem, was durch
die Sinnen

Jn uns etwann eingegangen, was an Kraft und Geist
darinnen,

Durch so mancherley Canäle unaufhörlich sublimirt,
Und im Hirn dem Sitz der Seelen, von der Seelen reflectirt
Eingerichtet, eingetheilet, auch vereint sey und regirt.
Ja, da Blut und Nerven-Saft, unaufhörlich circulirt,
Auch so gar selbst im Gehirn, dürfft es nicht unmöglich
scheinen,

Daß mit unserm Lebens-Saft, selbst Jdeen sich vereinen,
Und
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Neu-Jahrs Gedichte.
Es iſt gantz gewiß an dem, wenn wir mit Vernunft erwegen
Und mit achtſamer Betrachtung gruͤndlich bey uns uͤberlegen;
Daß die menſchlichen Gedancken nimmer, wie ſie etwan
ſcheinen,

Und, aus eitlem Unbedacht, faſt die meiſten Menſchen
meinen,

Sich von uns hinweg begeben, ſich aus unſerm Kopf ent-
fernen,

Daß ſie ſich in ſchneller Eile, bald von hier nach Aſia,
Bald zu uns zuruͤck, und bald wieder in America,
Jn den finſtern Abgrund bald, bald gen Himmel, bey den
Sternen,

Sich, weit ſchneller wie der Blitz, heben und verfuͤgen
koͤnnen.

Nein! wol aber, daß dieſelben ſich, vor ſich, nicht von uns
trennen;

Sondern in dem Obern-Theil unſers Kopfs, alwo die
Schrancken

Alles menſchlichen Begriffs, aller menſchlichen Gedancken,
Unaufhoͤrlich ſich befinden. Nun entſtehet dieſe Frage,
Ob die Werckſtatt unſers Coͤrpers etwan dergeſtalt formirt,
Daß, durchs innerliche Feuer, das, von dem, was durch
die Sinnen

Jn uns etwann eingegangen, was an Kraft und Geiſt
darinnen,

Durch ſo mancherley Canaͤle unaufhoͤrlich ſublimirt,
Und im Hirn dem Sitz der Seelen, von der Seelen reflectirt
Eingerichtet, eingetheilet, auch vereint ſey und regirt.
Ja, da Blut und Nerven-Saft, unaufhoͤrlich circulirt,
Auch ſo gar ſelbſt im Gehirn, duͤrfft es nicht unmoͤglich
ſcheinen,

Daß mit unſerm Lebens-Saft, ſelbſt Jdeen ſich vereinen,
Und
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[489/0505] Neu-Jahrs Gedichte. Es iſt gantz gewiß an dem, wenn wir mit Vernunft erwegen Und mit achtſamer Betrachtung gruͤndlich bey uns uͤberlegen; Daß die menſchlichen Gedancken nimmer, wie ſie etwan ſcheinen, Und, aus eitlem Unbedacht, faſt die meiſten Menſchen meinen, Sich von uns hinweg begeben, ſich aus unſerm Kopf ent- fernen, Daß ſie ſich in ſchneller Eile, bald von hier nach Aſia, Bald zu uns zuruͤck, und bald wieder in America, Jn den finſtern Abgrund bald, bald gen Himmel, bey den Sternen, Sich, weit ſchneller wie der Blitz, heben und verfuͤgen koͤnnen. Nein! wol aber, daß dieſelben ſich, vor ſich, nicht von uns trennen; Sondern in dem Obern-Theil unſers Kopfs, alwo die Schrancken Alles menſchlichen Begriffs, aller menſchlichen Gedancken, Unaufhoͤrlich ſich befinden. Nun entſtehet dieſe Frage, Ob die Werckſtatt unſers Coͤrpers etwan dergeſtalt formirt, Daß, durchs innerliche Feuer, das, von dem, was durch die Sinnen Jn uns etwann eingegangen, was an Kraft und Geiſt darinnen, Durch ſo mancherley Canaͤle unaufhoͤrlich ſublimirt, Und im Hirn dem Sitz der Seelen, von der Seelen reflectirt Eingerichtet, eingetheilet, auch vereint ſey und regirt. Ja, da Blut und Nerven-Saft, unaufhoͤrlich circulirt, Auch ſo gar ſelbſt im Gehirn, duͤrfft es nicht unmoͤglich ſcheinen, Daß mit unſerm Lebens-Saft, ſelbſt Jdeen ſich vereinen, Und H h 5

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Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 5. Hamburg, 1736, S. 489. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen05_1736/505>, abgerufen am 03.10.2024.