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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 5. Hamburg, 1736.

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Die Wahrheit.
Grosser Schöpfer! ich erkenne, daß ich nichts erkenn'
und weiß,

Aber, selber dieß Erkennen mehrt in mir doch deinen Preis;
Denn, indem ich dieß erkenne, daß ich nichts erkennen kann,
Treff' ich was in meinen Wesen, welches was erkennet, an.
Die Betrachtungen sind fähig, alle Zweiffels-Furcht zu stillen;
Weil aus dieser Selbst-Erkänntniß Demuth, Trost und
Andacht qvillen.
Demuth, da ich nichts begreiffe, treibt den Hochmuth fern
von mir;
Trost entsteht aus der Erkänntniß, daß ich besser als
ein Thier;
Andacht aber, da ich finde, wie so vieles mir gebricht,

Führet meine leere Seele zu der ew'gen Weisheit Licht.
Dieß nun läßt mich Sonnen-klar in des Schöpfers Wun-
der-Wercken

Diese Strahlen-reiche Wahrheit allenthalben deutlich
mercken:
Der Schöpfer will und kann allein
Bewundert, nicht begriffen, seyn.
[Abbildung]
Be-
G 5
Die Wahrheit.
Groſſer Schoͤpfer! ich erkenne, daß ich nichts erkenn’
und weiß,

Aber, ſelber dieß Erkennen mehrt in mir doch deinen Preis;
Denn, indem ich dieß erkenne, daß ich nichts erkennen kann,
Treff’ ich was in meinen Weſen, welches was erkennet, an.
Die Betrachtungen ſind faͤhig, alle Zweiffels-Furcht zu ſtillen;
Weil aus dieſer Selbſt-Erkaͤnntniß Demuth, Troſt und
Andacht qvillen.
Demuth, da ich nichts begreiffe, treibt den Hochmuth fern
von mir;
Troſt entſteht aus der Erkaͤnntniß, daß ich beſſer als
ein Thier;
Andacht aber, da ich finde, wie ſo vieles mir gebricht,

Fuͤhret meine leere Seele zu der ew’gen Weisheit Licht.
Dieß nun laͤßt mich Sonnen-klar in des Schoͤpfers Wun-
der-Wercken

Dieſe Strahlen-reiche Wahrheit allenthalben deutlich
mercken:
Der Schoͤpfer will und kann allein
Bewundert, nicht begriffen, ſeyn.
[Abbildung]
Be-
G 5
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[105/0121] Die Wahrheit. Groſſer Schoͤpfer! ich erkenne, daß ich nichts erkenn’ und weiß, Aber, ſelber dieß Erkennen mehrt in mir doch deinen Preis; Denn, indem ich dieß erkenne, daß ich nichts erkennen kann, Treff’ ich was in meinen Weſen, welches was erkennet, an. Die Betrachtungen ſind faͤhig, alle Zweiffels-Furcht zu ſtillen; Weil aus dieſer Selbſt-Erkaͤnntniß Demuth, Troſt und Andacht qvillen. Demuth, da ich nichts begreiffe, treibt den Hochmuth fern von mir; Troſt entſteht aus der Erkaͤnntniß, daß ich beſſer als ein Thier; Andacht aber, da ich finde, wie ſo vieles mir gebricht, Fuͤhret meine leere Seele zu der ew’gen Weisheit Licht. Dieß nun laͤßt mich Sonnen-klar in des Schoͤpfers Wun- der-Wercken Dieſe Strahlen-reiche Wahrheit allenthalben deutlich mercken: Der Schoͤpfer will und kann allein Bewundert, nicht begriffen, ſeyn. [Abbildung] Be- G 5

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Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 5. Hamburg, 1736, S. 105. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen05_1736/121>, abgerufen am 24.11.2024.