Wann wir nicht können, was wir wollen; Wann unser Leib nicht unser ist; Wann das gequetschte Fleisch geschwollen, Und uns das Ungezieffer frisst; Wann wir tyrannischer Barbaren Spott, Frevel, Bosheit, Ubermuth, Grimm, Marter, Plag und Schläg' erfahren, Die uns zerhenckern bis aufs Blut; Die, mit fast stündlichem entseelen, Selbst in des Kerckers Dunckelheit, Uns mit der strengsten Arbeit quälen, Ohn Aufschub, ohn Barmhertzigkeit. Wann solch' ein Jammer uns verletzet, Wie hoch wird zu derselben Zeit Die süsse Freyheit nicht geschätzet! Der man sich, im Genuß, nicht freut. Sollt' ieder, der von solchen Plagen, Durch GOttes Huld, nichts fühlt, nichts weiß, Nicht offt, mit froher Seele, sagen: Mein GOTT! Dir sey Lob, Ehr und Preis?
Nicht | minder elend und entsetzlich Jst, wann die nimmer satte Pest Uns in gesundem Blute plötzlich Ein wildes Feuer wüten lässt: Wann uns ein unerträglichs brennen, Als wie ein Blitz, den Leib durchfährt; Wodurch, eh' wir es hindern können, Der gantze Cörper fault und gährt.
Wann
Unempfindlichkeit der Menſchen.
Wann wir nicht koͤnnen, was wir wollen; Wann unſer Leib nicht unſer iſt; Wann das gequetſchte Fleiſch geſchwollen, Und uns das Ungezieffer friſſt; Wann wir tyranniſcher Barbaren Spott, Frevel, Bosheit, Ubermuth, Grimm, Marter, Plag und Schlaͤg’ erfahren, Die uns zerhenckern bis aufs Blut; Die, mit faſt ſtuͤndlichem entſeelen, Selbſt in des Kerckers Dunckelheit, Uns mit der ſtrengſten Arbeit quaͤlen, Ohn Aufſchub, ohn Barmhertzigkeit. Wann ſolch’ ein Jammer uns verletzet, Wie hoch wird zu derſelben Zeit Die ſuͤſſe Freyheit nicht geſchaͤtzet! Der man ſich, im Genuß, nicht freut. Sollt’ ieder, der von ſolchen Plagen, Durch GOttes Huld, nichts fuͤhlt, nichts weiß, Nicht offt, mit froher Seele, ſagen: Mein GOTT! Dir ſey Lob, Ehr und Preis?
Nicht | minder elend und entſetzlich Jſt, wann die nimmer ſatte Peſt Uns in geſundem Blute ploͤtzlich Ein wildes Feuer wuͤten laͤſſt: Wann uns ein unertraͤglichs brennen, Als wie ein Blitz, den Leib durchfaͤhrt; Wodurch, eh’ wir es hindern koͤnnen, Der gantze Coͤrper fault und gaͤhrt.
Wann
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Unempfindlichkeit der Menſchen.
Wann wir nicht koͤnnen, was wir wollen;
Wann unſer Leib nicht unſer iſt;
Wann das gequetſchte Fleiſch geſchwollen,
Und uns das Ungezieffer friſſt;
Wann wir tyranniſcher Barbaren
Spott, Frevel, Bosheit, Ubermuth,
Grimm, Marter, Plag und Schlaͤg’ erfahren,
Die uns zerhenckern bis aufs Blut;
Die, mit faſt ſtuͤndlichem entſeelen,
Selbſt in des Kerckers Dunckelheit,
Uns mit der ſtrengſten Arbeit quaͤlen,
Ohn Aufſchub, ohn Barmhertzigkeit.
Wann ſolch’ ein Jammer uns verletzet,
Wie hoch wird zu derſelben Zeit
Die ſuͤſſe Freyheit nicht geſchaͤtzet!
Der man ſich, im Genuß, nicht freut.
Sollt’ ieder, der von ſolchen Plagen,
Durch GOttes Huld, nichts fuͤhlt, nichts weiß,
Nicht offt, mit froher Seele, ſagen:
Mein GOTT! Dir ſey Lob, Ehr und Preis?
Nicht | minder elend und entſetzlich
Jſt, wann die nimmer ſatte Peſt
Uns in geſundem Blute ploͤtzlich
Ein wildes Feuer wuͤten laͤſſt:
Wann uns ein unertraͤglichs brennen,
Als wie ein Blitz, den Leib durchfaͤhrt;
Wodurch, eh’ wir es hindern koͤnnen,
Der gantze Coͤrper fault und gaͤhrt.
Wann
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735, S. 294. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen04_1735/326>, abgerufen am 25.11.2024.
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