Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735.Des Himmels Schimmer schwächt der Augen starcken Strahl; Drum senckt' er sich herab, sich ruhend zu erquicken; Doch Silber und Sapphir lässt sich dennoch erblicken, Es spiegelt sich im Fluß, und gläntzet nun zweymahl. Da fällt und stürtzt die Lust auf Dich in Menge loß, Die Lust vergnüget Dich, doch Meng' und Zusturtz schrecket, Du wirst zu starck gerührt, doch zwiefach starck erwecket, Und Andacht, Danck-Begier wird zwiefach starck und groß. Das Schiff treibt auf der Fluth, am Himmel mancher Dufft, Das Ufer hemmt die Fahrt, der Dunst des Himmels Strahlen, Du trittst ans Land, siehst auf, beschaust der Wolcken mahlen, x) pag. 122. Wie manches helles Bild ein Schmuck der blauen Lufft. Der Wolcken sanftes Licht durchdringt die glatte Fluth, Lufft, Fluth stimmt überein in Harmonie von Bildern, Kann aber Lufft und Fluth im Dunst so schön sich schildern, So fühlst Du, welche Lust im Dufft und Dünsten ruht. Du gehst durchs feuchte Land mit tieffen Schritten fort, Die Elbe liess'st Du kaum, den Elb-Strand zu besehen, So heisst ein kleiner Bach den Fuß schon wieder stehen, y) p. 107. seqq. Doch nein, es hält den Fuß ein gäntzlich schöner Ort. Zur Rechten spiegelt sich im Bach ein kleiner Wald, Dein schöner Rosen-Strauch will Lufft und Balsam mischen, Den Gaum ein süsser Safft von Chinens Frucht erfrischen, Der Sonnen Neigen steigt an herrlicher Gestalt. Des Abends kühler West ergetzet Hertz und Brust, Der Nachtigall Music erfüllt beblühmte Hecken: Bey solchem Hören, Sehn, bey Riechen, Fühlen, Schmetken, Schallt iedesmahl: GOTT Lob! bey iedes Sinnes Lust. Be- b 4
Des Himmels Schimmer ſchwaͤcht der Augen ſtarcken Strahl; Drum ſenckt’ er ſich herab, ſich ruhend zu erquicken; Doch Silber und Sapphir laͤſſt ſich dennoch erblicken, Es ſpiegelt ſich im Fluß, und glaͤntzet nun zweymahl. Da faͤllt und ſtuͤrtzt die Luſt auf Dich in Menge loß, Die Luſt vergnuͤget Dich, doch Meng’ und Zuſturtz ſchrecket, Du wirſt zu ſtarck geruͤhrt, doch zwiefach ſtarck erwecket, Und Andacht, Danck-Begier wird zwiefach ſtarck und groß. Das Schiff treibt auf der Fluth, am Himmel mancher Dufft, Das Ufer hemmt die Fahrt, der Dunſt des Himmels Strahlen, Du trittſt ans Land, ſiehſt auf, beſchauſt der Wolcken mahlen, x) pag. 122. Wie manches helles Bild ein Schmuck der blauen Lufft. Der Wolcken ſanftes Licht durchdringt die glatte Fluth, Lufft, Fluth ſtimmt uͤberein in Harmonie von Bildern, Kann aber Lufft und Fluth im Dunſt ſo ſchoͤn ſich ſchildern, So fuͤhlſt Du, welche Luſt im Dufft und Duͤnſten ruht. Du gehſt durchs feuchte Land mit tieffen Schritten fort, Die Elbe lieſſ’ſt Du kaum, den Elb-Strand zu beſehen, So heiſſt ein kleiner Bach den Fuß ſchon wieder ſtehen, y) p. 107. ſeqq. Doch nein, es haͤlt den Fuß ein gaͤntzlich ſchoͤner Ort. Zur Rechten ſpiegelt ſich im Bach ein kleiner Wald, Dein ſchoͤner Roſen-Strauch will Lufft und Balſam miſchen, Den Gaum ein ſuͤſſer Safft von Chinens Frucht erfriſchen, Der Sonnen Neigen ſteigt an herrlicher Geſtalt. Des Abends kuͤhler Weſt ergetzet Hertz und Bruſt, Der Nachtigall Muſic erfuͤllt bebluͤhmte Hecken: Bey ſolchem Hoͤren, Sehn, bey Riechen, Fuͤhlen, Schmetken, Schallt iedesmahl: GOTT Lob! bey iedes Sinnes Luſt. Be- b 4
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Des Himmels Schimmer ſchwaͤcht der Augen ſtarcken
Strahl;
Drum ſenckt’ er ſich herab, ſich ruhend zu erquicken;
Doch Silber und Sapphir laͤſſt ſich dennoch erblicken,
Es ſpiegelt ſich im Fluß, und glaͤntzet nun zweymahl.
Da faͤllt und ſtuͤrtzt die Luſt auf Dich in Menge loß,
Die Luſt vergnuͤget Dich, doch Meng’ und Zuſturtz ſchrecket,
Du wirſt zu ſtarck geruͤhrt, doch zwiefach ſtarck erwecket,
Und Andacht, Danck-Begier wird zwiefach ſtarck und groß.
Das Schiff treibt auf der Fluth, am Himmel mancher Dufft,
Das Ufer hemmt die Fahrt, der Dunſt des Himmels Strahlen,
Du trittſt ans Land, ſiehſt auf, beſchauſt der Wolcken mahlen,
x⁾ pag. 122.
Wie manches helles Bild ein Schmuck der blauen Lufft.
Der Wolcken ſanftes Licht durchdringt die glatte Fluth,
Lufft, Fluth ſtimmt uͤberein in Harmonie von Bildern,
Kann aber Lufft und Fluth im Dunſt ſo ſchoͤn ſich ſchildern,
So fuͤhlſt Du, welche Luſt im Dufft und Duͤnſten ruht.
Du gehſt durchs feuchte Land mit tieffen Schritten fort,
Die Elbe lieſſ’ſt Du kaum, den Elb-Strand zu beſehen,
So heiſſt ein kleiner Bach den Fuß ſchon wieder ſtehen,
y⁾ p. 107. ſeqq.
Doch nein, es haͤlt den Fuß ein gaͤntzlich ſchoͤner Ort.
Zur Rechten ſpiegelt ſich im Bach ein kleiner Wald,
Dein ſchoͤner Roſen-Strauch will Lufft und Balſam miſchen,
Den Gaum ein ſuͤſſer Safft von Chinens Frucht erfriſchen,
Der Sonnen Neigen ſteigt an herrlicher Geſtalt.
Des Abends kuͤhler Weſt ergetzet Hertz und Bruſt,
Der Nachtigall Muſic erfuͤllt bebluͤhmte Hecken:
Bey ſolchem Hoͤren, Sehn, bey Riechen, Fuͤhlen, Schmetken,
Schallt iedesmahl: GOTT Lob! bey iedes Sinnes Luſt.
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