Brockes, Barthold Heinrich: Herrn B. H. Brockes, [...] verdeutschte Grund-Sätze der Welt-Weisheit, des Herrn Abts Genest. Bd. 3. 2. Aufl. Hamburg, 1730.Von GOTT. Man hat euch ja gezeigt: er könne sich nicht regen. Ein Wesen, so kein Leib, müss' ihn allein bewegen: Daß alle Ding' aus einem Geist entstehn, Der einzig, und allein Nohtwendig müsse seyn, Der alle Cörper lenckt; der alle Geister klug Und weise macht. Man weiß: Er sey. Das ist genug. Will jemand, daß wir ihm, wie GOTT würckt, sagen sollen? Des Schöpffers Würcken ist sein Wollen. Durch wessen Willen denckt ein Mensch doch, daß die Welt Zuerst entstanden sey, was setzt man ihr Doch sonst für einen Schöpffer für, Als einen GOTT, der alles in sich hält, Vor welchem nichts je war, den nichts umschräncken kan. Sieht man solch einen GOTT für einen GOTT nicht an; So hat ein Nichts aus Nichts hervor gebracht Der Elementen Stoff, draus alles ist gemacht. Nur was unendlich ist, allein, Kan in sich selber alles finden. Gedenckt man ausser Jhm zu fassen, zu ergründen Woher der Stoff doch kan gekommen seyn? Er will; gleich sieht Er Seinen Willen Den Augenblick erfüllen. Man kan von allen, was wir schauen, Nichts als auf diesem Grunde bauen. ER muß allein die Ehre haben. So bald Sein Ewigs Wort die Zeit bestimmen wollte, Daß in der Welt so Licht, als Ordnung herrschen sollte, Hat
Von GOTT. Man hat euch ja gezeigt: er koͤnne ſich nicht regen. Ein Weſen, ſo kein Leib, muͤſſ’ ihn allein bewegen: Daß alle Ding’ aus einem Geiſt entſtehn, Der einzig, und allein Nohtwendig muͤſſe ſeyn, Der alle Coͤrper lenckt; der alle Geiſter klug Und weiſe macht. Man weiß: Er ſey. Das iſt genug. Will jemand, daß wir ihm, wie GOTT wuͤrckt, ſagen ſollen? Des Schoͤpffers Wuͤrcken iſt ſein Wollen. Durch weſſen Willen denckt ein Menſch doch, daß die Welt Zuerſt entſtanden ſey, was ſetzt man ihr Doch ſonſt fuͤr einen Schoͤpffer fuͤr, Als einen GOTT, der alles in ſich haͤlt, Vor welchem nichts je war, den nichts umſchraͤncken kan. Sieht man ſolch einen GOTT fuͤr einen GOTT nicht an; So hat ein Nichts aus Nichts hervor gebracht Der Elementen Stoff, draus alles iſt gemacht. Nur was unendlich iſt, allein, Kan in ſich ſelber alles finden. Gedenckt man auſſer Jhm zu faſſen, zu ergruͤnden Woher der Stoff doch kan gekommen ſeyn? Er will; gleich ſieht Er Seinen Willen Den Augenblick erfuͤllen. Man kan von allen, was wir ſchauen, Nichts als auf dieſem Grunde bauen. ER muß allein die Ehre haben. So bald Sein Ewigs Wort die Zeit beſtimmen wollte, Daß in der Welt ſo Licht, als Ordnung herrſchen ſollte, Hat
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Von GOTT.
Man hat euch ja gezeigt: er koͤnne ſich nicht regen.
Ein Weſen, ſo kein Leib, muͤſſ’ ihn allein bewegen:
Daß alle Ding’ aus einem Geiſt entſtehn,
Der einzig, und allein
Nohtwendig muͤſſe ſeyn,
Der alle Coͤrper lenckt; der alle Geiſter klug
Und weiſe macht. Man weiß: Er ſey. Das iſt genug.
Will jemand, daß wir ihm, wie GOTT wuͤrckt, ſagen ſollen?
Des Schoͤpffers Wuͤrcken iſt ſein Wollen.
Durch weſſen Willen denckt ein Menſch doch, daß die Welt
Zuerſt entſtanden ſey, was ſetzt man ihr
Doch ſonſt fuͤr einen Schoͤpffer fuͤr,
Als einen GOTT, der alles in ſich haͤlt,
Vor welchem nichts je war, den nichts umſchraͤncken kan.
Sieht man ſolch einen GOTT fuͤr einen GOTT nicht an;
So hat ein Nichts aus Nichts hervor gebracht
Der Elementen Stoff, draus alles iſt gemacht.
Nur was unendlich iſt, allein,
Kan in ſich ſelber alles finden.
Gedenckt man auſſer Jhm zu faſſen, zu ergruͤnden
Woher der Stoff doch kan gekommen ſeyn?
Er will; gleich ſieht Er Seinen Willen
Den Augenblick erfuͤllen.
Man kan von allen, was wir ſchauen,
Nichts als auf dieſem Grunde bauen.
ER muß allein die Ehre haben.
So bald Sein Ewigs Wort die Zeit beſtimmen wollte,
Daß in der Welt ſo Licht, als Ordnung herrſchen ſollte,
Hat
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