Durch welche Mischungen die Mannigfaltigkeit Der Dinge, die so wunderbar Und so verschiedlich sind, entstehn; Daß obgleich allezeit Die Cörper, durch beständigs reiben, Stets einen Abgang sehn, den sie ersetzen Durch andern Stoff, ohn dies ihr Wesen zu verletzen; Doch stets dasjenige, was sie gewesen, bleiben. Er kennt sodann der Thiere Seelen, Ob, und wie weit sie cörperlich. Es kann für sein' Erkenntniß sich Das Allerkleinste nicht verheelen. Es wird der Geist sodann erkennen, Auf welche wunderbare Weise Am Himmel so viel tausend Creise Beständig gläntzen, strahlen brennen, Jn so verschiednem Licht und Schein, Jn solcher Schimmer-reichen Pracht. Es wird ihm unverholen seyn, Durch welche Stärcke, Krafft und Macht, Ein solch unzählbar Heer, von Sonnen und von Erden, Jm Creise stets getrieben werden.
Wann wir sodann, weit höher noch erhoben, Als der Planeten rege Heere, Mit einem scharffen Blick von oben, Recht als im unümschränckten Meere, Viel tausend Cörper, gleich der Erden, Voll Wunder schwimmen sehen werden, Und zwar, weil unsrer Seelen Augen Viel weiter, als allhier die Cörperlichen taugen Durch hohl geschliffnes Glaß zu sehn;
Jn
Durch welche Miſchungen die Mannigfaltigkeit Der Dinge, die ſo wunderbar Und ſo verſchiedlich ſind, entſtehn; Daß obgleich allezeit Die Coͤrper, durch beſtaͤndigs reiben, Stets einen Abgang ſehn, den ſie erſetzen Durch andern Stoff, ohn dies ihr Weſen zu verletzen; Doch ſtets dasjenige, was ſie geweſen, bleiben. Er kennt ſodann der Thiere Seelen, Ob, und wie weit ſie coͤrperlich. Es kann fuͤr ſein’ Erkenntniß ſich Das Allerkleinſte nicht verheelen. Es wird der Geiſt ſodann erkennen, Auf welche wunderbare Weiſe Am Himmel ſo viel tauſend Creiſe Beſtaͤndig glaͤntzen, ſtrahlen brennen, Jn ſo verſchiednem Licht und Schein, Jn ſolcher Schimmer-reichen Pracht. Es wird ihm unverholen ſeyn, Durch welche Staͤrcke, Krafft und Macht, Ein ſolch unzaͤhlbar Heer, von Sonnen und von Erden, Jm Creiſe ſtets getrieben werden.
Wann wir ſodann, weit hoͤher noch erhoben, Als der Planeten rege Heere, Mit einem ſcharffen Blick von oben, Recht als im unuͤmſchraͤnckten Meere, Viel tauſend Coͤrper, gleich der Erden, Voll Wunder ſchwimmen ſehen werden, Und zwar, weil unſrer Seelen Augen Viel weiter, als allhier die Coͤrperlichen taugen Durch hohl geſchliffnes Glaß zu ſehn;
Jn
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><lgtype="poem"><pbfacs="#f0680"n="650"/><l>Durch welche Miſchungen die Mannigfaltigkeit</l><lb/><l>Der Dinge, die ſo wunderbar</l><lb/><l>Und ſo verſchiedlich ſind, entſtehn;</l><lb/><l>Daß obgleich allezeit</l><lb/><l>Die Coͤrper, durch beſtaͤndigs reiben,</l><lb/><l>Stets einen Abgang ſehn, den ſie erſetzen</l><lb/><l>Durch andern Stoff, ohn dies ihr Weſen zu verletzen;</l><lb/><l>Doch ſtets dasjenige, was ſie geweſen, bleiben.</l><lb/><l>Er kennt ſodann der Thiere Seelen,</l><lb/><l>Ob, und wie weit ſie coͤrperlich.</l><lb/><l>Es kann fuͤr ſein’ Erkenntniß ſich</l><lb/><l>Das Allerkleinſte nicht verheelen.</l><lb/><l>Es wird der Geiſt ſodann erkennen,</l><lb/><l>Auf welche wunderbare Weiſe</l><lb/><l>Am Himmel ſo viel tauſend Creiſe</l><lb/><l>Beſtaͤndig glaͤntzen, ſtrahlen brennen,</l><lb/><l>Jn ſo verſchiednem Licht und Schein,</l><lb/><l>Jn ſolcher Schimmer-reichen Pracht.</l><lb/><l>Es wird ihm unverholen ſeyn,</l><lb/><l>Durch welche Staͤrcke, Krafft und Macht,</l><lb/><l>Ein ſolch unzaͤhlbar Heer, von Sonnen und von Erden,</l><lb/><l>Jm Creiſe ſtets getrieben werden.</l></lg><lb/><lgtype="poem"><l>Wann wir ſodann, weit hoͤher noch erhoben,</l><lb/><l>Als der Planeten rege Heere,</l><lb/><l>Mit einem ſcharffen Blick von oben,</l><lb/><l>Recht als im unuͤmſchraͤnckten Meere,</l><lb/><l>Viel tauſend Coͤrper, gleich der Erden,</l><lb/><l>Voll Wunder ſchwimmen ſehen werden,</l><lb/><l>Und zwar, weil unſrer Seelen Augen</l><lb/><l>Viel weiter, als allhier die Coͤrperlichen taugen</l><lb/><l>Durch hohl geſchliffnes Glaß zu ſehn;</l><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Jn</fw><lb/></lg></div></div></body></text></TEI>
[650/0680]
Durch welche Miſchungen die Mannigfaltigkeit
Der Dinge, die ſo wunderbar
Und ſo verſchiedlich ſind, entſtehn;
Daß obgleich allezeit
Die Coͤrper, durch beſtaͤndigs reiben,
Stets einen Abgang ſehn, den ſie erſetzen
Durch andern Stoff, ohn dies ihr Weſen zu verletzen;
Doch ſtets dasjenige, was ſie geweſen, bleiben.
Er kennt ſodann der Thiere Seelen,
Ob, und wie weit ſie coͤrperlich.
Es kann fuͤr ſein’ Erkenntniß ſich
Das Allerkleinſte nicht verheelen.
Es wird der Geiſt ſodann erkennen,
Auf welche wunderbare Weiſe
Am Himmel ſo viel tauſend Creiſe
Beſtaͤndig glaͤntzen, ſtrahlen brennen,
Jn ſo verſchiednem Licht und Schein,
Jn ſolcher Schimmer-reichen Pracht.
Es wird ihm unverholen ſeyn,
Durch welche Staͤrcke, Krafft und Macht,
Ein ſolch unzaͤhlbar Heer, von Sonnen und von Erden,
Jm Creiſe ſtets getrieben werden.
Wann wir ſodann, weit hoͤher noch erhoben,
Als der Planeten rege Heere,
Mit einem ſcharffen Blick von oben,
Recht als im unuͤmſchraͤnckten Meere,
Viel tauſend Coͤrper, gleich der Erden,
Voll Wunder ſchwimmen ſehen werden,
Und zwar, weil unſrer Seelen Augen
Viel weiter, als allhier die Coͤrperlichen taugen
Durch hohl geſchliffnes Glaß zu ſehn;
Jn
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brockes, Barthold Heinrich: Herrn B. H. Brockes, [...] verdeutschte Grund-Sätze der Welt-Weisheit, des Herrn Abts Genest. Bd. 3. 2. Aufl. Hamburg, 1730, S. 650. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen03_1730/680>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.