Wobey denn nicht, wie hier, Gewohnheit Eckel bringen, Die Lust vermindern wird; wie wir in allen Dingen Dies Unglück auf der Welt erfahren. Ach nein! was sie vor hundert Jahren, Als lieblich, herrlich und als schön, Zu GOTTES Ehren angesehn, Bleibt ewig neu bey Jhnen. Keine Lust Wird, aus der nimmer ecklen Brust, Durch eine neue Lust, verdrenget: Wol aber wird ein neu Vergnügen Sich stets zu allen andern fügen; Und so wird ihre Lust, zu ihres Schöpffers Ehren, Mit neuer Wissenschafft, sich, sonder Ende, mehren.
Die Wunder, so auf dieser Erden, Durch GOTTES Allmachts-Wort geschehn, Wird er erstaunend übersehn. Er wird sodann gar leichtlich fassen Die Wunder, anf der Berge Höh', Die Wunder in der tieffen See, Auf welche Art von der Materie Die Theilchen an einander hangen, Davon wird er die Nachricht bald erlangen. Es wird sich das sodann von ihm begreiffen lassen, Was alle Weisen hier verwirrt, Worinn der klügste Geist geirrt. Es wird ihm die Natur, die Ursach und der Grund, Der Schwehr' und der Bewegung kund. Von den Erscheinungen der würckenden Natur Kommt er auch gleichfalls auf die Spur: Es wird ihm deutlich seyn und klar,
Durch
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Wobey denn nicht, wie hier, Gewohnheit Eckel bringen, Die Luſt vermindern wird; wie wir in allen Dingen Dies Ungluͤck auf der Welt erfahren. Ach nein! was ſie vor hundert Jahren, Als lieblich, herrlich und als ſchoͤn, Zu GOTTES Ehren angeſehn, Bleibt ewig neu bey Jhnen. Keine Luſt Wird, aus der nimmer ecklen Bruſt, Durch eine neue Luſt, verdrenget: Wol aber wird ein neu Vergnuͤgen Sich ſtets zu allen andern fuͤgen; Und ſo wird ihre Luſt, zu ihres Schoͤpffers Ehren, Mit neuer Wiſſenſchafft, ſich, ſonder Ende, mehren.
Die Wunder, ſo auf dieſer Erden, Durch GOTTES Allmachts-Wort geſchehn, Wird er erſtaunend uͤberſehn. Er wird ſodann gar leichtlich faſſen Die Wunder, anf der Berge Hoͤh’, Die Wunder in der tieffen See, Auf welche Art von der Materie Die Theilchen an einander hangen, Davon wird er die Nachricht bald erlangen. Es wird ſich das ſodann von ihm begreiffen laſſen, Was alle Weiſen hier verwirrt, Worinn der kluͤgſte Geiſt geirrt. Es wird ihm die Natur, die Urſach und der Grund, Der Schwehr’ und der Bewegung kund. Von den Erſcheinungen der wuͤrckenden Natur Kommt er auch gleichfalls auf die Spur: Es wird ihm deutlich ſeyn und klar,
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Wobey denn nicht, wie hier, Gewohnheit Eckel bringen,
Die Luſt vermindern wird; wie wir in allen Dingen
Dies Ungluͤck auf der Welt erfahren.
Ach nein! was ſie vor hundert Jahren,
Als lieblich, herrlich und als ſchoͤn,
Zu GOTTES Ehren angeſehn,
Bleibt ewig neu bey Jhnen. Keine Luſt
Wird, aus der nimmer ecklen Bruſt,
Durch eine neue Luſt, verdrenget:
Wol aber wird ein neu Vergnuͤgen
Sich ſtets zu allen andern fuͤgen;
Und ſo wird ihre Luſt, zu ihres Schoͤpffers Ehren,
Mit neuer Wiſſenſchafft, ſich, ſonder Ende, mehren.
Die Wunder, ſo auf dieſer Erden,
Durch GOTTES Allmachts-Wort geſchehn,
Wird er erſtaunend uͤberſehn.
Er wird ſodann gar leichtlich faſſen
Die Wunder, anf der Berge Hoͤh’,
Die Wunder in der tieffen See,
Auf welche Art von der Materie
Die Theilchen an einander hangen,
Davon wird er die Nachricht bald erlangen.
Es wird ſich das ſodann von ihm begreiffen laſſen,
Was alle Weiſen hier verwirrt,
Worinn der kluͤgſte Geiſt geirrt.
Es wird ihm die Natur, die Urſach und der Grund,
Der Schwehr’ und der Bewegung kund.
Von den Erſcheinungen der wuͤrckenden Natur
Kommt er auch gleichfalls auf die Spur:
Es wird ihm deutlich ſeyn und klar,
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Brockes, Barthold Heinrich: Herrn B. H. Brockes, [...] verdeutschte Grund-Sätze der Welt-Weisheit, des Herrn Abts Genest. Bd. 3. 2. Aufl. Hamburg, 1730, S. 649. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen03_1730/679>, abgerufen am 22.11.2024.
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