Durch die so dünne Lufft. Nun diese Fertigkeit Sich zu bewegen, wird zur Leichtigkeit. So weichet, Wenn man sie Stuffenweis vergleichet, Sich die Materie einander allezeit. Ob gleich die Lufft sich schwer und langsam nur beweget, Vergleichet man sie mit der Himmels-Lufft; Jst sie doch bey der Fluht und Erd' ein leichter Dufft. Nach seiner Schwere, die er heget, Senckt jeder Cörper sich. Diejenigen, so mehr Verwickelt und vereint, auch nicht so schnelle gehn, Sind, da die andern sie starck drucken, anzusehn, Als wären sie nach ihrem Wesen schwer. Sie sincken unterwerts. Dieß aber nun geschicht Durch eine Gegen-Last und schwereres Gewicht. Ein Cörper sinckt, wenn sich ein andrer Cörper hebet; Es nehmen einige der andern Stellen ein. Es treibet die Figur den Lauff, Es hält auch die Figur ihn auf. Man sieht den Unterscheid, nachdem sie dichte seyn. Aus einer eintzigen Bewegung fleusst Die dopple Würckung her, weswegen man Die Cörper schwer und leichte heist.
Allein, durch welche Macht wird doch das Meer beweget, Wann wir es seinen Strand verschlingen sehn, Und daß, wie schwer es gleich, durch neuen Druck erreget, Die saltzen Fluhten sich erhöhn, So daß es scheint, als ob aus seinem Bette Man es geworffen hätte?
Es
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Von der Schwere, Leichte, Fluht, Ebbe.
Durch die ſo duͤnne Lufft. Nun dieſe Fertigkeit Sich zu bewegen, wird zur Leichtigkeit. So weichet, Wenn man ſie Stuffenweis vergleichet, Sich die Materie einander allezeit. Ob gleich die Lufft ſich ſchwer und langſam nur beweget, Vergleichet man ſie mit der Himmels-Lufft; Jſt ſie doch bey der Fluht und Erd’ ein leichter Dufft. Nach ſeiner Schwere, die er heget, Senckt jeder Coͤrper ſich. Diejenigen, ſo mehr Verwickelt und vereint, auch nicht ſo ſchnelle gehn, Sind, da die andern ſie ſtarck drucken, anzuſehn, Als waͤren ſie nach ihrem Weſen ſchwer. Sie ſincken unterwerts. Dieß aber nun geſchicht Durch eine Gegen-Laſt und ſchwereres Gewicht. Ein Coͤrper ſinckt, wenn ſich ein andrer Coͤrper hebet; Es nehmen einige der andern Stellen ein. Es treibet die Figur den Lauff, Es haͤlt auch die Figur ihn auf. Man ſieht den Unterſcheid, nachdem ſie dichte ſeyn. Aus einer eintzigen Bewegung fleuſſt Die dopple Wuͤrckung her, weswegen man Die Coͤrper ſchwer und leichte heiſt.
Allein, durch welche Macht wird doch das Meer beweget, Wann wir es ſeinen Strand verſchlingen ſehn, Und daß, wie ſchwer es gleich, durch neuen Druck erreget, Die ſaltzen Fluhten ſich erhoͤhn, So daß es ſcheint, als ob aus ſeinem Bette Man es geworffen haͤtte?
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Von der Schwere, Leichte, Fluht, Ebbe.
Durch die ſo duͤnne Lufft. Nun dieſe Fertigkeit
Sich zu bewegen, wird zur Leichtigkeit. So weichet,
Wenn man ſie Stuffenweis vergleichet,
Sich die Materie einander allezeit.
Ob gleich die Lufft ſich ſchwer und langſam nur beweget,
Vergleichet man ſie mit der Himmels-Lufft;
Jſt ſie doch bey der Fluht und Erd’ ein leichter Dufft.
Nach ſeiner Schwere, die er heget,
Senckt jeder Coͤrper ſich. Diejenigen, ſo mehr
Verwickelt und vereint, auch nicht ſo ſchnelle gehn,
Sind, da die andern ſie ſtarck drucken, anzuſehn,
Als waͤren ſie nach ihrem Weſen ſchwer.
Sie ſincken unterwerts. Dieß aber nun geſchicht
Durch eine Gegen-Laſt und ſchwereres Gewicht.
Ein Coͤrper ſinckt, wenn ſich ein andrer Coͤrper hebet;
Es nehmen einige der andern Stellen ein.
Es treibet die Figur den Lauff,
Es haͤlt auch die Figur ihn auf.
Man ſieht den Unterſcheid, nachdem ſie dichte ſeyn.
Aus einer eintzigen Bewegung fleuſſt
Die dopple Wuͤrckung her, weswegen man
Die Coͤrper ſchwer und leichte heiſt.
Allein, durch welche Macht wird doch das Meer beweget,
Wann wir es ſeinen Strand verſchlingen ſehn,
Und daß, wie ſchwer es gleich, durch neuen Druck erreget,
Die ſaltzen Fluhten ſich erhoͤhn,
So daß es ſcheint, als ob aus ſeinem Bette
Man es geworffen haͤtte?
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Brockes, Barthold Heinrich: Herrn B. H. Brockes, [...] verdeutschte Grund-Sätze der Welt-Weisheit, des Herrn Abts Genest. Bd. 3. 2. Aufl. Hamburg, 1730, S. 231. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen03_1730/261>, abgerufen am 16.07.2024.
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