Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Herrn B. H. Brockes, [...] verdeutschte Grund-Sätze der Welt-Weisheit, des Herrn Abts Genest. Bd. 3. 2. Aufl. Hamburg, 1730.

Bild:
<< vorherige Seite
Von den Gesetzen der Bewegung.


Der Eindruck, den sie bey uns wirckt,
Jst fast in einem Wort bezirckt;
Man heisset sie LOCAL. Ohn' sich vom Ort zu trennen,
Wird man Bewegungen nicht füglich fassen können.


Bewegung ist ein Weg des Cörpers, der sich rühret,
Wenn er sich aus der Ordnung führet
Der Cörper, welche ihn umgeben,
Und die in Ruhe, wie wir meinen,
Jhn zu berühren scheinen:
Um sich nach andern zu erheben,
Die ihm, indem sie weichen,
Den neuen Ort, wonach er strebet, gleichsam reichen.


Durch diesen klaren Grund wird jeder überführet:
Kein Cörper finder sich, der von sich selbst sich
rühret.
Fängt einer nun sich zu bewegen
Durch einen andern an; so muß man überlegen,
Und Stuffenweis' erwegen,
Woher der Erstere dasjenige bekommen,
Was er dem andern gab. So wird durch den Verstand
Ein Erstes Wesen gleich erkannt,
Von Welchem alle Ding' ihr Wesen hergenommen,
Durch Welches sie bestehn, Das die Natur gemacht,
Und Welches sie erhält.
Sein
G 5
Von den Geſetzen der Bewegung.


Der Eindruck, den ſie bey uns wirckt,
Jſt faſt in einem Wort bezirckt;
Man heiſſet ſie LOCAL. Ohn’ ſich vom Ort zu trennen,
Wird man Bewegungen nicht fuͤglich faſſen koͤnnen.


Bewegung iſt ein Weg des Coͤrpers, der ſich ruͤhret,
Wenn er ſich aus der Ordnung fuͤhret
Der Coͤrper, welche ihn umgeben,
Und die in Ruhe, wie wir meinen,
Jhn zu beruͤhren ſcheinen:
Um ſich nach andern zu erheben,
Die ihm, indem ſie weichen,
Den neuen Ort, wonach er ſtrebet, gleichſam reichen.


Durch dieſen klaren Grund wird jeder uͤberfuͤhret:
Kein Coͤrper finder ſich, der von ſich ſelbſt ſich
ruͤhret.
Faͤngt einer nun ſich zu bewegen
Durch einen andern an; ſo muß man uͤberlegen,
Und Stuffenweis’ erwegen,
Woher der Erſtere dasjenige bekommen,
Was er dem andern gab. So wird durch den Verſtand
Ein Erſtes Weſen gleich erkannt,
Von Welchem alle Ding’ ihr Weſen hergenommen,
Durch Welches ſie beſtehn, Das die Natur gemacht,
Und Welches ſie erhaͤlt.
Sein
G 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="1">
          <div n="2">
            <div n="3">
              <pb facs="#f0135" n="105"/>
              <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Von den Ge&#x017F;etzen der Bewegung.</hi> </fw><lb/>
              <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
              <lg type="poem">
                <l><hi rendition="#in">D</hi>er Eindruck, den &#x017F;ie bey uns wirckt,</l><lb/>
                <l>J&#x017F;t fa&#x017F;t in einem Wort bezirckt;</l><lb/>
                <l>Man hei&#x017F;&#x017F;et &#x017F;ie LOCAL. Ohn&#x2019; &#x017F;ich vom Ort zu trennen,</l><lb/>
                <l>Wird man Bewegungen nicht fu&#x0364;glich fa&#x017F;&#x017F;en ko&#x0364;nnen.</l>
              </lg><lb/>
              <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
              <lg type="poem">
                <l><hi rendition="#in">B</hi>ewegung i&#x017F;t ein Weg des Co&#x0364;rpers, der &#x017F;ich ru&#x0364;hret,</l><lb/>
                <l>Wenn er &#x017F;ich aus der Ordnung fu&#x0364;hret</l><lb/>
                <l>Der Co&#x0364;rper, welche ihn umgeben,</l><lb/>
                <l>Und die in Ruhe, wie wir meinen,</l><lb/>
                <l>Jhn zu beru&#x0364;hren &#x017F;cheinen:</l><lb/>
                <l>Um &#x017F;ich nach andern zu erheben,</l><lb/>
                <l>Die ihm, indem &#x017F;ie weichen,</l><lb/>
                <l>Den neuen Ort, wonach er &#x017F;trebet, gleich&#x017F;am reichen.</l>
              </lg><lb/>
              <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
              <lg type="poem">
                <l><hi rendition="#in">D</hi>urch die&#x017F;en klaren Grund wird jeder u&#x0364;berfu&#x0364;hret:</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#fr">Kein Co&#x0364;rper finder &#x017F;ich, der von &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t &#x017F;ich</hi> </l><lb/>
                <l> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#et">ru&#x0364;hret.</hi> </hi> </l><lb/>
                <l>Fa&#x0364;ngt einer nun &#x017F;ich zu bewegen</l><lb/>
                <l>Durch einen andern an; &#x017F;o muß man u&#x0364;berlegen,</l><lb/>
                <l>Und Stuffenweis&#x2019; erwegen,</l><lb/>
                <l>Woher der Er&#x017F;tere dasjenige bekommen,</l><lb/>
                <l>Was er dem andern gab. So wird durch den Ver&#x017F;tand</l><lb/>
                <l><hi rendition="#fr">Ein Er&#x017F;tes We&#x017F;en</hi> gleich erkannt,</l><lb/>
                <l>Von Welchem alle Ding&#x2019; ihr We&#x017F;en hergenommen,</l><lb/>
                <l>Durch Welches &#x017F;ie be&#x017F;tehn, Das die Natur gemacht,</l><lb/>
                <l>Und Welches &#x017F;ie erha&#x0364;lt.</l>
              </lg><lb/>
              <fw place="bottom" type="sig">G 5</fw>
              <fw place="bottom" type="catch">Sein</fw><lb/>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[105/0135] Von den Geſetzen der Bewegung. Der Eindruck, den ſie bey uns wirckt, Jſt faſt in einem Wort bezirckt; Man heiſſet ſie LOCAL. Ohn’ ſich vom Ort zu trennen, Wird man Bewegungen nicht fuͤglich faſſen koͤnnen. Bewegung iſt ein Weg des Coͤrpers, der ſich ruͤhret, Wenn er ſich aus der Ordnung fuͤhret Der Coͤrper, welche ihn umgeben, Und die in Ruhe, wie wir meinen, Jhn zu beruͤhren ſcheinen: Um ſich nach andern zu erheben, Die ihm, indem ſie weichen, Den neuen Ort, wonach er ſtrebet, gleichſam reichen. Durch dieſen klaren Grund wird jeder uͤberfuͤhret: Kein Coͤrper finder ſich, der von ſich ſelbſt ſich ruͤhret. Faͤngt einer nun ſich zu bewegen Durch einen andern an; ſo muß man uͤberlegen, Und Stuffenweis’ erwegen, Woher der Erſtere dasjenige bekommen, Was er dem andern gab. So wird durch den Verſtand Ein Erſtes Weſen gleich erkannt, Von Welchem alle Ding’ ihr Weſen hergenommen, Durch Welches ſie beſtehn, Das die Natur gemacht, Und Welches ſie erhaͤlt. Sein G 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen03_1730
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen03_1730/135
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Herrn B. H. Brockes, [...] verdeutschte Grund-Sätze der Welt-Weisheit, des Herrn Abts Genest. Bd. 3. 2. Aufl. Hamburg, 1730, S. 105. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen03_1730/135>, abgerufen am 06.05.2024.