Der Sonnen Sonn' und HErr, des Lichts selbstständigs Licht. Was in der Erden Grund, ins Himmels Höh geschicht, Und in des Meeres Tief', ist Dir allein bekannt. Du siehst die Menschen an von Deinem heil'gen Thron', Und schauest auf ihr Thun, du weist, worauf sie sinnen. Dein all-durchdringend Aug sieht unser Herz von innen, Ja, eh man noch gedenkt, weiß es der Schöpfer schon. Du kennest unsern Gang, du prüfest Puls und Nieren; Dein liebend Vater-Herz ist überall zu spüren; Dein Mitleid, Deine Gnad', Huld und Barmherzigkeit, Die ewiglich ohn' End' auf alles sich erstrecket, Durchdringet und umgiebt, erfüllet und bedecket Die Werke Deiner Hand. Du heilst der Wittwen Leid; Du bist der Armen Trost, ein Vater aller Waysen, Und Richter ihrer Sach'. Ach mögt' ich Deine Macht, Huld, Liebe, Majestät und Weis heit ewig preisen!
Es flammet bloß durch Dich in einer heitern Nacht Das funkelnde Gestirn, die sonderbare Pracht Des tiefen Firmaments, das sonder Ziel und Grenzen. Die Sonnen, die darin, als wären's Sterne, glänzen, Sind Cörper, die an Gröss den grossen Kreis der Welt Teils zehn-teils tausendmal (o Wunder!) übergehen. Die hast Du, Grosses All! gemacht und hingestellt. Aus ihrer Gröss' und Zal Kann man, wie groß Du selbst, am allerklär'sten sehen. Daß die Geschöpfe sich so wenig fassen lassen, Daraus muß man ja wol, daß Du nicht zu verstehen, Und nicht zu fassen seyst, am allerbesten fassen.
Jndessen dank' ich Dir, unendlichs ewigs Wesen,
Daß
E e 3
Der Sonnen Sonn’ und HErr, des Lichts ſelbſtſtaͤndigs Licht. Was in der Erden Grund, ins Himmels Hoͤh geſchicht, Und in des Meeres Tief’, iſt Dir allein bekannt. Du ſiehſt die Menſchen an von Deinem heil’gen Thron’, Und ſchaueſt auf ihr Thun, du weiſt, worauf ſie ſinnen. Dein all-durchdringend Aug ſieht unſer Herz von innen, Ja, eh man noch gedenkt, weiß es der Schoͤpfer ſchon. Du kenneſt unſern Gang, du pruͤfeſt Puls und Nieren; Dein liebend Vater-Herz iſt uͤberall zu ſpuͤren; Dein Mitleid, Deine Gnad’, Huld und Barmherzigkeit, Die ewiglich ohn’ End’ auf alles ſich erſtrecket, Durchdringet und umgiebt, erfuͤllet und bedecket Die Werke Deiner Hand. Du heilſt der Wittwen Leid; Du biſt der Armen Troſt, ein Vater aller Wayſen, Und Richter ihrer Sach’. Ach moͤgt’ ich Deine Macht, Huld, Liebe, Majeſtaͤt und Weiſ heit ewig preiſen!
Es flammet bloß durch Dich in einer heitern Nacht Das funkelnde Geſtirn, die ſonderbare Pracht Des tiefen Firmaments, das ſonder Ziel und Grenzen. Die Sonnen, die darin, als waͤren’s Sterne, glaͤnzen, Sind Coͤrper, die an Groͤſſ den groſſen Kreis der Welt Teils zehn-teils tauſendmal (o Wunder!) uͤbergehen. Die haſt Du, Groſſes All! gemacht und hingeſtellt. Aus ihrer Groͤſſ’ und Zal Kann man, wie groß Du ſelbſt, am allerklaͤr’ſten ſehen. Daß die Geſchoͤpfe ſich ſo wenig faſſen laſſen, Daraus muß man ja wol, daß Du nicht zu verſtehen, Und nicht zu faſſen ſeyſt, am allerbeſten faſſen.
Jndeſſen dank’ ich Dir, unendlichs ewigs Weſen,
Daß
E e 3
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><lgn="20"><l><pbfacs="#f0473"n="437"/>
Der Sonnen Sonn’ und HErr, des Lichts ſelbſtſtaͤndigs Licht.</l><lb/><l>Was in der Erden Grund, ins Himmels Hoͤh geſchicht,</l><lb/><l>Und in des Meeres Tief’, iſt Dir allein bekannt.</l><lb/><l>Du ſiehſt die Menſchen an von Deinem heil’gen Thron’,</l><lb/><l>Und ſchaueſt auf ihr Thun, du weiſt, worauf ſie ſinnen.</l><lb/><l>Dein all-durchdringend Aug ſieht unſer Herz von innen,</l><lb/><l>Ja, eh man noch gedenkt, weiß es der Schoͤpfer ſchon.</l><lb/><l>Du kenneſt unſern Gang, du pruͤfeſt Puls und Nieren;</l><lb/><l>Dein liebend Vater-Herz iſt uͤberall zu ſpuͤren;</l><lb/><l>Dein Mitleid, Deine Gnad’, Huld und Barmherzigkeit,</l><lb/><l>Die ewiglich ohn’ End’ auf alles ſich erſtrecket,</l><lb/><l>Durchdringet und umgiebt, erfuͤllet und bedecket</l><lb/><l>Die Werke Deiner Hand. Du heilſt der Wittwen Leid;</l><lb/><l>Du biſt der Armen Troſt, ein Vater aller Wayſen,</l><lb/><l>Und Richter ihrer Sach’. Ach moͤgt’ ich Deine Macht,</l><lb/><l>Huld, Liebe, Majeſtaͤt und Weiſ heit ewig preiſen!</l></lg><lb/><lgn="21"><l>Es flammet bloß durch Dich in einer heitern Nacht</l><lb/><l>Das funkelnde Geſtirn, die ſonderbare Pracht</l><lb/><l>Des tiefen Firmaments, das ſonder Ziel und Grenzen.</l><lb/><l>Die Sonnen, die darin, als waͤren’s Sterne, glaͤnzen,</l><lb/><l>Sind Coͤrper, die an Groͤſſ den groſſen Kreis der Welt</l><lb/><l>Teils zehn-teils tauſendmal (o Wunder!) uͤbergehen.</l><lb/><l>Die haſt Du, Groſſes All! gemacht und hingeſtellt.</l><lb/><l>Aus ihrer Groͤſſ’ und Zal</l><lb/><l>Kann man, wie groß Du ſelbſt, am allerklaͤr’ſten ſehen.</l><lb/><l>Daß die Geſchoͤpfe ſich ſo wenig faſſen laſſen,</l><lb/><l>Daraus muß man ja wol, daß Du nicht zu verſtehen,</l><lb/><l>Und nicht zu faſſen ſeyſt, am allerbeſten faſſen.</l></lg><lb/><lgn="22"><l>Jndeſſen dank’ ich Dir, unendlichs ewigs Weſen,</l><lb/><l><fwplace="bottom"type="sig">E e 3</fw><fwplace="bottom"type="catch">Daß</fw><lb/></l></lg></div></div></body></text></TEI>
[437/0473]
Der Sonnen Sonn’ und HErr, des Lichts ſelbſtſtaͤndigs Licht.
Was in der Erden Grund, ins Himmels Hoͤh geſchicht,
Und in des Meeres Tief’, iſt Dir allein bekannt.
Du ſiehſt die Menſchen an von Deinem heil’gen Thron’,
Und ſchaueſt auf ihr Thun, du weiſt, worauf ſie ſinnen.
Dein all-durchdringend Aug ſieht unſer Herz von innen,
Ja, eh man noch gedenkt, weiß es der Schoͤpfer ſchon.
Du kenneſt unſern Gang, du pruͤfeſt Puls und Nieren;
Dein liebend Vater-Herz iſt uͤberall zu ſpuͤren;
Dein Mitleid, Deine Gnad’, Huld und Barmherzigkeit,
Die ewiglich ohn’ End’ auf alles ſich erſtrecket,
Durchdringet und umgiebt, erfuͤllet und bedecket
Die Werke Deiner Hand. Du heilſt der Wittwen Leid;
Du biſt der Armen Troſt, ein Vater aller Wayſen,
Und Richter ihrer Sach’. Ach moͤgt’ ich Deine Macht,
Huld, Liebe, Majeſtaͤt und Weiſ heit ewig preiſen!
Es flammet bloß durch Dich in einer heitern Nacht
Das funkelnde Geſtirn, die ſonderbare Pracht
Des tiefen Firmaments, das ſonder Ziel und Grenzen.
Die Sonnen, die darin, als waͤren’s Sterne, glaͤnzen,
Sind Coͤrper, die an Groͤſſ den groſſen Kreis der Welt
Teils zehn-teils tauſendmal (o Wunder!) uͤbergehen.
Die haſt Du, Groſſes All! gemacht und hingeſtellt.
Aus ihrer Groͤſſ’ und Zal
Kann man, wie groß Du ſelbſt, am allerklaͤr’ſten ſehen.
Daß die Geſchoͤpfe ſich ſo wenig faſſen laſſen,
Daraus muß man ja wol, daß Du nicht zu verſtehen,
Und nicht zu faſſen ſeyſt, am allerbeſten faſſen.
Jndeſſen dank’ ich Dir, unendlichs ewigs Weſen,
Daß
E e 3
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 2. Hamburg, 1727, S. 437. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen02_1727/473>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.