Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 2. Hamburg, 1727.

Bild:
<< vorherige Seite

Der Du auf Wolken fährst, und auf den Winden gehst,
So Arm' als Reiche machst, erniedrigst und erhöhst,
Vernichtigest, beschädigest und heilest,
Den Königen das Reich bald nimmst und bald erteilest:
Gericht und Regiment, Gerechtigkeit und Recht
Verwaltet man durch Dich. Fürst, Bauer, Herr und Knecht
Sind alle gleich vor Dir. Es fällt kein einzigs Har
Von unserm Haupt', o GOtt, zur Erd' ohn Deinen Willen.
Die Thronen, die Gewalt, und aller Engel Schar
Sind, HErr, Dir unterthan, und fertig zu erfüllen
Was Du befielst und willt. Der Sonnen Glanz und Licht,
Des Mondes Gegen-Schein erleuchteten uns nicht,
Falls Du es nicht beföl'st. Nur Du erteilst allein
Dem ungezäl'ten Heer der Sterne Glanz und Schein,
Füll'st die Unendlichkeit mit solchen Cörpern an,
Daß kein erschaff'ner Geist, kein Witz sie zälen kann.
Luft, Erde, Finsterniß, Licht, Nebel, Frost und Hitze,
Dampf, Feuer, Hagel, Schnee, Sturm, Wasser, Donner,
Blitze
Sind Diener Deines Winks. Von und in Ewigkeit
Jst Dein gewaltigs Reich. Du bleibest allezeit
Jn unveränderlich- und sel'ger Ruhe stehen.
Die Himmel ändern sich, die Erde wird vergehen;
Sie werden alt, recht wie ein Kleid.
Die unumschrenkte Kraft der Allmachts-vollen Hände
Kann sie, wenn sie sich ändern sollen,
Wie ein Gewand zusammen rollen;
Du aber bist und bleibst: Dein Wesen hat kein Ende.
Du bist die Weis heit selbst, unendlich an Verstand,

Der

Der Du auf Wolken faͤhrſt, und auf den Winden gehſt,
So Arm’ als Reiche machſt, erniedrigſt und erhoͤhſt,
Vernichtigeſt, beſchaͤdigeſt und heileſt,
Den Koͤnigen das Reich bald nimmſt und bald erteileſt:
Gericht und Regiment, Gerechtigkeit und Recht
Verwaltet man durch Dich. Fuͤrſt, Bauer, Herr und Knecht
Sind alle gleich vor Dir. Es faͤllt kein einzigs Har
Von unſerm Haupt’, o GOtt, zur Erd’ ohn Deinen Willen.
Die Thronen, die Gewalt, und aller Engel Schar
Sind, HErr, Dir unterthan, und fertig zu erfuͤllen
Was Du befielſt und willt. Der Sonnen Glanz und Licht,
Des Mondes Gegen-Schein erleuchteten uns nicht,
Falls Du es nicht befoͤl’ſt. Nur Du erteilſt allein
Dem ungezaͤl’ten Heer der Sterne Glanz und Schein,
Fuͤll’ſt die Unendlichkeit mit ſolchen Coͤrpern an,
Daß kein erſchaff’ner Geiſt, kein Witz ſie zaͤlen kann.
Luft, Erde, Finſterniß, Licht, Nebel, Froſt und Hitze,
Dampf, Feuer, Hagel, Schnee, Sturm, Waſſer, Donner,
Blitze
Sind Diener Deines Winks. Von und in Ewigkeit
Jſt Dein gewaltigs Reich. Du bleibeſt allezeit
Jn unveraͤnderlich- und ſel’ger Ruhe ſtehen.
Die Himmel aͤndern ſich, die Erde wird vergehen;
Sie werden alt, recht wie ein Kleid.
Die unumſchrenkte Kraft der Allmachts-vollen Haͤnde
Kann ſie, wenn ſie ſich aͤndern ſollen,
Wie ein Gewand zuſammen rollen;
Du aber biſt und bleibſt: Dein Weſen hat kein Ende.
Du biſt die Weiſ heit ſelbſt, unendlich an Verſtand,

Der
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg n="20">
            <l><pb facs="#f0472" n="436"/>
Der Du auf Wolken fa&#x0364;hr&#x017F;t, und auf den Winden geh&#x017F;t,</l><lb/>
            <l>So Arm&#x2019; als Reiche mach&#x017F;t, erniedrig&#x017F;t und erho&#x0364;h&#x017F;t,</l><lb/>
            <l>Vernichtige&#x017F;t, be&#x017F;cha&#x0364;dige&#x017F;t und heile&#x017F;t,</l><lb/>
            <l>Den Ko&#x0364;nigen das Reich bald nimm&#x017F;t und bald erteile&#x017F;t:</l><lb/>
            <l>Gericht und Regiment, Gerechtigkeit und Recht</l><lb/>
            <l>Verwaltet man durch Dich. Fu&#x0364;r&#x017F;t, Bauer, Herr und Knecht</l><lb/>
            <l>Sind alle gleich vor Dir. Es fa&#x0364;llt kein einzigs Har</l><lb/>
            <l>Von un&#x017F;erm Haupt&#x2019;, o GOtt, zur Erd&#x2019; ohn Deinen Willen.</l><lb/>
            <l>Die Thronen, die Gewalt, und aller Engel Schar</l><lb/>
            <l>Sind, HErr, Dir unterthan, und fertig zu erfu&#x0364;llen</l><lb/>
            <l>Was Du befiel&#x017F;t und willt. Der Sonnen Glanz und Licht,</l><lb/>
            <l>Des Mondes Gegen-Schein erleuchteten uns nicht,</l><lb/>
            <l>Falls Du es nicht befo&#x0364;l&#x2019;&#x017F;t. Nur Du erteil&#x017F;t allein</l><lb/>
            <l>Dem ungeza&#x0364;l&#x2019;ten Heer der Sterne Glanz und Schein,</l><lb/>
            <l>Fu&#x0364;ll&#x2019;&#x017F;t die Unendlichkeit mit &#x017F;olchen Co&#x0364;rpern an,</l><lb/>
            <l>Daß kein er&#x017F;chaff&#x2019;ner Gei&#x017F;t, kein Witz &#x017F;ie za&#x0364;len kann.</l><lb/>
            <l>Luft, Erde, Fin&#x017F;terniß, Licht, Nebel, Fro&#x017F;t und Hitze,</l><lb/>
            <l>Dampf, Feuer, Hagel, Schnee, Sturm, Wa&#x017F;&#x017F;er, Donner,</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">Blitze</hi> </l><lb/>
            <l>Sind Diener Deines Winks. Von und in Ewigkeit</l><lb/>
            <l>J&#x017F;t Dein gewaltigs Reich. Du bleibe&#x017F;t allezeit</l><lb/>
            <l>Jn unvera&#x0364;nderlich- und &#x017F;el&#x2019;ger Ruhe &#x017F;tehen.</l><lb/>
            <l>Die Himmel a&#x0364;ndern &#x017F;ich, die Erde wird vergehen;</l><lb/>
            <l>Sie werden alt, recht wie ein Kleid.</l><lb/>
            <l>Die unum&#x017F;chrenkte Kraft der Allmachts-vollen Ha&#x0364;nde</l><lb/>
            <l>Kann &#x017F;ie, wenn &#x017F;ie &#x017F;ich a&#x0364;ndern &#x017F;ollen,</l><lb/>
            <l>Wie ein Gewand zu&#x017F;ammen rollen;</l><lb/>
            <l>Du aber bi&#x017F;t und bleib&#x017F;t: Dein We&#x017F;en hat kein Ende.</l><lb/>
            <l>Du bi&#x017F;t die Wei&#x017F; heit &#x017F;elb&#x017F;t, unendlich an Ver&#x017F;tand,</l><lb/>
            <l>
              <fw place="bottom" type="catch">Der</fw><lb/>
            </l>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[436/0472] Der Du auf Wolken faͤhrſt, und auf den Winden gehſt, So Arm’ als Reiche machſt, erniedrigſt und erhoͤhſt, Vernichtigeſt, beſchaͤdigeſt und heileſt, Den Koͤnigen das Reich bald nimmſt und bald erteileſt: Gericht und Regiment, Gerechtigkeit und Recht Verwaltet man durch Dich. Fuͤrſt, Bauer, Herr und Knecht Sind alle gleich vor Dir. Es faͤllt kein einzigs Har Von unſerm Haupt’, o GOtt, zur Erd’ ohn Deinen Willen. Die Thronen, die Gewalt, und aller Engel Schar Sind, HErr, Dir unterthan, und fertig zu erfuͤllen Was Du befielſt und willt. Der Sonnen Glanz und Licht, Des Mondes Gegen-Schein erleuchteten uns nicht, Falls Du es nicht befoͤl’ſt. Nur Du erteilſt allein Dem ungezaͤl’ten Heer der Sterne Glanz und Schein, Fuͤll’ſt die Unendlichkeit mit ſolchen Coͤrpern an, Daß kein erſchaff’ner Geiſt, kein Witz ſie zaͤlen kann. Luft, Erde, Finſterniß, Licht, Nebel, Froſt und Hitze, Dampf, Feuer, Hagel, Schnee, Sturm, Waſſer, Donner, Blitze Sind Diener Deines Winks. Von und in Ewigkeit Jſt Dein gewaltigs Reich. Du bleibeſt allezeit Jn unveraͤnderlich- und ſel’ger Ruhe ſtehen. Die Himmel aͤndern ſich, die Erde wird vergehen; Sie werden alt, recht wie ein Kleid. Die unumſchrenkte Kraft der Allmachts-vollen Haͤnde Kann ſie, wenn ſie ſich aͤndern ſollen, Wie ein Gewand zuſammen rollen; Du aber biſt und bleibſt: Dein Weſen hat kein Ende. Du biſt die Weiſ heit ſelbſt, unendlich an Verſtand, Der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen02_1727
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen02_1727/472
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 2. Hamburg, 1727, S. 436. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen02_1727/472>, abgerufen am 22.11.2024.