Hier ein Beyspiel von zu geben, Was für viele Cörperlein Müssen in den Lüften schweben, Die uns unbegreiflich seyn? Und die dennoch von den Hunden Wunder-würdig sind empfunden. Nimmer träfen sie die Spur, Thät' es nicht der Luft Natur.
20.
Daß die Luft, die uns umringet, Und nur ein Geruch der Welt, Uns nicht durch die Nase dringet, Uns nicht in die Sinne fällt, Kommt daher, weil gleich auf Erden Wir der Luft gewohnt schon werden; Weil man sie sogleich empfind't, Wenn wir kaum gebohren sind.
21.
Sie wirk't in den Elementen Mit so sonderbarer Kraft, Daß sie nicht bestehen könnten Sonder ihrem Lebens-Saft. Wasser faul't, die Erde schwindet, Wenn nicht jedes Luft empfindet. Sie verlieren alsobald Fruchtbarkeit, Kraft und Gestalt.
22. Was
II. Theil. Q
19.
Hier ein Beyſpiel von zu geben, Was fuͤr viele Coͤrperlein Muͤſſen in den Luͤften ſchweben, Die uns unbegreiflich ſeyn? Und die dennoch von den Hunden Wunder-wuͤrdig ſind empfunden. Nimmer traͤfen ſie die Spur, Thaͤt’ es nicht der Luft Natur.
20.
Daß die Luft, die uns umringet, Und nur ein Geruch der Welt, Uns nicht durch die Naſe dringet, Uns nicht in die Sinne faͤllt, Kommt daher, weil gleich auf Erden Wir der Luft gewohnt ſchon werden; Weil man ſie ſogleich empfind’t, Wenn wir kaum gebohren ſind.
21.
Sie wirk’t in den Elementen Mit ſo ſonderbarer Kraft, Daß ſie nicht beſtehen koͤnnten Sonder ihrem Lebens-Saft. Waſſer faul’t, die Erde ſchwindet, Wenn nicht jedes Luft empfindet. Sie verlieren alſobald Fruchtbarkeit, Kraft und Geſtalt.
22. Was
II. Theil. Q
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0277"n="241"/><lgn="35"><head>19.</head><lb/><l>Hier ein Beyſpiel von zu geben,</l><lb/><l>Was fuͤr viele Coͤrperlein</l><lb/><l>Muͤſſen in den Luͤften ſchweben,</l><lb/><l>Die uns unbegreiflich ſeyn?</l><lb/><l>Und die dennoch von den Hunden</l><lb/><l>Wunder-wuͤrdig ſind empfunden.</l><lb/><l>Nimmer traͤfen ſie die Spur,</l><lb/><l>Thaͤt’ es nicht der Luft Natur.</l></lg><lb/><lgn="36"><head>20.</head><lb/><l>Daß die Luft, die uns umringet,</l><lb/><l>Und nur ein Geruch der Welt,</l><lb/><l>Uns nicht durch die Naſe dringet,</l><lb/><l>Uns nicht in die Sinne faͤllt,</l><lb/><l>Kommt daher, weil gleich auf Erden</l><lb/><l>Wir der Luft gewohnt ſchon werden;</l><lb/><l>Weil man ſie ſogleich empfind’t,</l><lb/><l>Wenn wir kaum gebohren ſind.</l></lg><lb/><lgn="37"><head>21.</head><lb/><l>Sie wirk’t in den Elementen</l><lb/><l>Mit ſo ſonderbarer Kraft,</l><lb/><l>Daß ſie nicht beſtehen koͤnnten</l><lb/><l>Sonder ihrem Lebens-Saft.</l><lb/><l>Waſſer faul’t, die Erde ſchwindet,</l><lb/><l>Wenn nicht jedes Luft empfindet.</l><lb/><l>Sie verlieren alſobald</l><lb/><l>Fruchtbarkeit, Kraft und Geſtalt.</l></lg><lb/><fwplace="bottom"type="sig"><hirendition="#aq">II.</hi> Theil. Q</fw><fwplace="bottom"type="catch">22. Was</fw><lb/></div></div></body></text></TEI>
[241/0277]
19.
Hier ein Beyſpiel von zu geben,
Was fuͤr viele Coͤrperlein
Muͤſſen in den Luͤften ſchweben,
Die uns unbegreiflich ſeyn?
Und die dennoch von den Hunden
Wunder-wuͤrdig ſind empfunden.
Nimmer traͤfen ſie die Spur,
Thaͤt’ es nicht der Luft Natur.
20.
Daß die Luft, die uns umringet,
Und nur ein Geruch der Welt,
Uns nicht durch die Naſe dringet,
Uns nicht in die Sinne faͤllt,
Kommt daher, weil gleich auf Erden
Wir der Luft gewohnt ſchon werden;
Weil man ſie ſogleich empfind’t,
Wenn wir kaum gebohren ſind.
21.
Sie wirk’t in den Elementen
Mit ſo ſonderbarer Kraft,
Daß ſie nicht beſtehen koͤnnten
Sonder ihrem Lebens-Saft.
Waſſer faul’t, die Erde ſchwindet,
Wenn nicht jedes Luft empfindet.
Sie verlieren alſobald
Fruchtbarkeit, Kraft und Geſtalt.
22. Was
II. Theil. Q
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 2. Hamburg, 1727, S. 241. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen02_1727/277>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.