Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 2. Hamburg, 1727.

Bild:
<< vorherige Seite
22.
Was sich aber sonst aus Dingen,
Welche riechen, aufwärts drengt,
Und auf unsichtbaren Schwingen
Sich mit uns'rer Luft vermengt,
Wird so bald von uns verspüret,
Als es uns're Nase rühret,
Die die Süss- und Bitterkeit
Wunderbarlich unterscheid't.
23.
Alle Luft, die um uns schwebet,
Jst zwar leib- und cörperlich,
Doch sehr dünn und zart gewebet,
Und ihr Wesen dehnet sich.
So hieß GOTT sie sich bereiten,
Daß sie, stark sich auszubreiten
Und zu spannen wär' geschickt,
Sich verdünnet' und verdickt'.
24.
Wann sie Wärm' und Hitze spüret,
Spann't sie sich, und wird verdünn't:
Jst es aber kalt und frieret;
Wird, was ausgedehnt, geschwind
Wieder in sich selbst gedrücket,
Stark gedrenget und verdicket.
Hat sie also, wenn es kalt,
Einen kleinern Aufenthalt.
25. Wun-
22.
Was ſich aber ſonſt aus Dingen,
Welche riechen, aufwaͤrts drengt,
Und auf unſichtbaren Schwingen
Sich mit unſ’rer Luft vermengt,
Wird ſo bald von uns verſpuͤret,
Als es unſ’re Naſe ruͤhret,
Die die Suͤſſ- und Bitterkeit
Wunderbarlich unterſcheid’t.
23.
Alle Luft, die um uns ſchwebet,
Jſt zwar leib- und coͤrperlich,
Doch ſehr duͤnn und zart gewebet,
Und ihr Weſen dehnet ſich.
So hieß GOTT ſie ſich bereiten,
Daß ſie, ſtark ſich auszubreiten
Und zu ſpannen waͤr’ geſchickt,
Sich verduͤnnet’ und verdickt’.
24.
Wann ſie Waͤrm’ und Hitze ſpuͤret,
Spann’t ſie ſich, und wird verduͤnn’t:
Jſt es aber kalt und frieret;
Wird, was ausgedehnt, geſchwind
Wieder in ſich ſelbſt gedruͤcket,
Stark gedrenget und verdicket.
Hat ſie alſo, wenn es kalt,
Einen kleinern Aufenthalt.
25. Wun-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0278" n="242"/>
          <lg n="38">
            <head>22.</head><lb/>
            <l>Was &#x017F;ich aber &#x017F;on&#x017F;t aus Dingen,</l><lb/>
            <l>Welche riechen, aufwa&#x0364;rts drengt,</l><lb/>
            <l>Und auf un&#x017F;ichtbaren Schwingen</l><lb/>
            <l>Sich mit un&#x017F;&#x2019;rer Luft vermengt,</l><lb/>
            <l>Wird &#x017F;o bald von uns ver&#x017F;pu&#x0364;ret,</l><lb/>
            <l>Als es un&#x017F;&#x2019;re Na&#x017F;e ru&#x0364;hret,</l><lb/>
            <l>Die die Su&#x0364;&#x017F;&#x017F;- und Bitterkeit</l><lb/>
            <l>Wunderbarlich unter&#x017F;cheid&#x2019;t.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="39">
            <head>23.</head><lb/>
            <l>Alle Luft, die um uns &#x017F;chwebet,</l><lb/>
            <l>J&#x017F;t zwar leib- und co&#x0364;rperlich,</l><lb/>
            <l>Doch &#x017F;ehr du&#x0364;nn und zart gewebet,</l><lb/>
            <l>Und ihr We&#x017F;en dehnet &#x017F;ich.</l><lb/>
            <l>So hieß GOTT &#x017F;ie &#x017F;ich bereiten,</l><lb/>
            <l>Daß &#x017F;ie, &#x017F;tark &#x017F;ich auszubreiten</l><lb/>
            <l>Und zu &#x017F;pannen wa&#x0364;r&#x2019; ge&#x017F;chickt,</l><lb/>
            <l>Sich verdu&#x0364;nnet&#x2019; und verdickt&#x2019;.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="40">
            <head>24.</head><lb/>
            <l>Wann &#x017F;ie Wa&#x0364;rm&#x2019; und Hitze &#x017F;pu&#x0364;ret,</l><lb/>
            <l>Spann&#x2019;t &#x017F;ie &#x017F;ich, und wird verdu&#x0364;nn&#x2019;t:</l><lb/>
            <l>J&#x017F;t es aber kalt und frieret;</l><lb/>
            <l>Wird, was ausgedehnt, ge&#x017F;chwind</l><lb/>
            <l>Wieder in &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t gedru&#x0364;cket,</l><lb/>
            <l>Stark gedrenget und verdicket.</l><lb/>
            <l>Hat &#x017F;ie al&#x017F;o, wenn es kalt,</l><lb/>
            <l>Einen kleinern Aufenthalt.</l>
          </lg><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">25. Wun-</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[242/0278] 22. Was ſich aber ſonſt aus Dingen, Welche riechen, aufwaͤrts drengt, Und auf unſichtbaren Schwingen Sich mit unſ’rer Luft vermengt, Wird ſo bald von uns verſpuͤret, Als es unſ’re Naſe ruͤhret, Die die Suͤſſ- und Bitterkeit Wunderbarlich unterſcheid’t. 23. Alle Luft, die um uns ſchwebet, Jſt zwar leib- und coͤrperlich, Doch ſehr duͤnn und zart gewebet, Und ihr Weſen dehnet ſich. So hieß GOTT ſie ſich bereiten, Daß ſie, ſtark ſich auszubreiten Und zu ſpannen waͤr’ geſchickt, Sich verduͤnnet’ und verdickt’. 24. Wann ſie Waͤrm’ und Hitze ſpuͤret, Spann’t ſie ſich, und wird verduͤnn’t: Jſt es aber kalt und frieret; Wird, was ausgedehnt, geſchwind Wieder in ſich ſelbſt gedruͤcket, Stark gedrenget und verdicket. Hat ſie alſo, wenn es kalt, Einen kleinern Aufenthalt. 25. Wun-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen02_1727
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen02_1727/278
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 2. Hamburg, 1727, S. 242. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen02_1727/278>, abgerufen am 02.05.2024.