Brentano, Clemens: Gockel, Hinkel und Gackeleia. Frankfurt, 1838.Bekennet hat er mir, der Braut, Die ihn erst tüchtig zappeln ließ, Ihm tüchtig wusch die grobe Haut, Die Nas' ihm auf den Fehler stieß, Und endlich, nach manch bitterm Ach, Dich zu versöhnen ihm versprach. Doch, daß ich selbst mich nicht vergess', Vergönne jetzt in Demuth mir Zu sagen, daß ich, was Prinzeß Bei Menschen ist, bin als ein Thier, Und zwar als kleine, weiße Maus, So schütt' ich nun mein Herz dir aus! -- Prinzeß Siffi von Mandelbiß Fleht dich um Ritterdienste an; Du weißt aus dem Aesop gewiß, Was für die Maus ein Löw gethan, Und wie ihm dankbar half die Maus Dann wieder aus dem Netz heraus. Auch meinem Bräutigam und mir Hilf sicher in das Mäusereich, -- Die Katz, das ungeheure Thier, Macht mich vor Schreck ganz todtenbleich! O hättest du ein Bischen nur Von Mausgeschmack und Mausnatur. O wüßtest du, wie weiß und zart, Wie lieblich ich an Leib und Seel, Gar nicht nach andrer Mäuseart, Ja unter allen ein Juwel, Du littest lieber selbst den Tod, Als du mich ließ'st in Katzennoth. Die Aeuglein sind wie Diamant, Die Zähne Perl und Elfenbein, Mein Leib ist zierlich und gewandt, Die Pfötchen rosenroth und klein, Die Oehrlein sind zwei Blumen zart, Die Nase einer Blüthe gleich; Wie Blüthenfäden ist mein Bart So rein, so fein, so weiß und weich. Bekennet hat er mir, der Braut, Die ihn erſt tuͤchtig zappeln ließ, Ihm tuͤchtig wuſch die grobe Haut, Die Naſ' ihm auf den Fehler ſtieß, Und endlich, nach manch bitterm Ach, Dich zu verſoͤhnen ihm verſprach. Doch, daß ich ſelbſt mich nicht vergeſſ', Vergoͤnne jetzt in Demuth mir Zu ſagen, daß ich, was Prinzeß Bei Menſchen iſt, bin als ein Thier, Und zwar als kleine, weiße Maus, So ſchuͤtt' ich nun mein Herz dir aus! — Prinzeß Siffi von Mandelbiß Fleht dich um Ritterdienſte an; Du weißt aus dem Aeſop gewiß, Was fuͤr die Maus ein Loͤw gethan, Und wie ihm dankbar half die Maus Dann wieder aus dem Netz heraus. Auch meinem Braͤutigam und mir Hilf ſicher in das Maͤuſereich, — Die Katz, das ungeheure Thier, Macht mich vor Schreck ganz todtenbleich! O haͤtteſt du ein Biſchen nur Von Mausgeſchmack und Mausnatur. O wuͤßteſt du, wie weiß und zart, Wie lieblich ich an Leib und Seel, Gar nicht nach andrer Maͤuſeart, Ja unter allen ein Juwel, Du litteſt lieber ſelbſt den Tod, Als du mich ließ'ſt in Katzennoth. Die Aeuglein ſind wie Diamant, Die Zaͤhne Perl und Elfenbein, Mein Leib iſt zierlich und gewandt, Die Pfoͤtchen roſenroth und klein, Die Oehrlein ſind zwei Blumen zart, Die Naſe einer Bluͤthe gleich; Wie Bluͤthenfaͤden iſt mein Bart So rein, ſo fein, ſo weiß und weich. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0050" n="24"/> <l>Bekennet hat er mir, der Braut,</l><lb/> <l>Die ihn erſt tuͤchtig zappeln ließ,</l><lb/> <l>Ihm tuͤchtig wuſch die grobe Haut,</l><lb/> <l>Die Naſ' ihm auf den Fehler ſtieß,</l><lb/> <l>Und endlich, nach manch bitterm Ach,</l><lb/> <l>Dich zu verſoͤhnen ihm verſprach.</l><lb/> <l>Doch, daß ich ſelbſt mich nicht vergeſſ',</l><lb/> <l>Vergoͤnne jetzt in Demuth mir</l><lb/> <l>Zu ſagen, daß ich, was Prinzeß</l><lb/> <l>Bei Menſchen iſt, bin als ein Thier,</l><lb/> <l>Und zwar als kleine, weiße Maus,</l><lb/> <l>So ſchuͤtt' ich nun mein Herz dir aus! —</l><lb/> <l>Prinzeß Siffi von Mandelbiß</l><lb/> <l>Fleht dich um Ritterdienſte an;</l><lb/> <l>Du weißt aus dem Aeſop gewiß,</l><lb/> <l>Was fuͤr die Maus ein Loͤw gethan,</l><lb/> <l>Und wie ihm dankbar half die Maus</l><lb/> <l>Dann wieder aus dem Netz heraus.</l><lb/> <l>Auch meinem Braͤutigam und mir</l><lb/> <l>Hilf ſicher in das Maͤuſereich, —</l><lb/> <l>Die Katz, das ungeheure Thier,</l><lb/> <l>Macht mich vor Schreck ganz todtenbleich!</l><lb/> <l>O haͤtteſt du ein Biſchen nur</l><lb/> <l>Von Mausgeſchmack und Mausnatur.</l><lb/> <l>O wuͤßteſt du, wie weiß und zart,</l><lb/> <l>Wie lieblich ich an Leib und Seel,</l><lb/> <l>Gar nicht nach andrer Maͤuſeart,</l><lb/> <l>Ja unter allen ein Juwel,</l><lb/> <l>Du litteſt lieber ſelbſt den Tod,</l><lb/> <l>Als du mich ließ'ſt in Katzennoth.</l><lb/> <l>Die Aeuglein ſind wie Diamant,</l><lb/> <l>Die Zaͤhne Perl und Elfenbein,</l><lb/> <l>Mein Leib iſt zierlich und gewandt,</l><lb/> <l>Die Pfoͤtchen roſenroth und klein,</l><lb/> <l>Die Oehrlein ſind zwei Blumen zart,</l><lb/> <l>Die Naſe einer Bluͤthe gleich;</l><lb/> <l>Wie Bluͤthenfaͤden iſt mein Bart</l><lb/> <l>So rein, ſo fein, ſo weiß und weich.</l><lb/> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [24/0050]
Bekennet hat er mir, der Braut,
Die ihn erſt tuͤchtig zappeln ließ,
Ihm tuͤchtig wuſch die grobe Haut,
Die Naſ' ihm auf den Fehler ſtieß,
Und endlich, nach manch bitterm Ach,
Dich zu verſoͤhnen ihm verſprach.
Doch, daß ich ſelbſt mich nicht vergeſſ',
Vergoͤnne jetzt in Demuth mir
Zu ſagen, daß ich, was Prinzeß
Bei Menſchen iſt, bin als ein Thier,
Und zwar als kleine, weiße Maus,
So ſchuͤtt' ich nun mein Herz dir aus! —
Prinzeß Siffi von Mandelbiß
Fleht dich um Ritterdienſte an;
Du weißt aus dem Aeſop gewiß,
Was fuͤr die Maus ein Loͤw gethan,
Und wie ihm dankbar half die Maus
Dann wieder aus dem Netz heraus.
Auch meinem Braͤutigam und mir
Hilf ſicher in das Maͤuſereich, —
Die Katz, das ungeheure Thier,
Macht mich vor Schreck ganz todtenbleich!
O haͤtteſt du ein Biſchen nur
Von Mausgeſchmack und Mausnatur.
O wuͤßteſt du, wie weiß und zart,
Wie lieblich ich an Leib und Seel,
Gar nicht nach andrer Maͤuſeart,
Ja unter allen ein Juwel,
Du litteſt lieber ſelbſt den Tod,
Als du mich ließ'ſt in Katzennoth.
Die Aeuglein ſind wie Diamant,
Die Zaͤhne Perl und Elfenbein,
Mein Leib iſt zierlich und gewandt,
Die Pfoͤtchen roſenroth und klein,
Die Oehrlein ſind zwei Blumen zart,
Die Naſe einer Bluͤthe gleich;
Wie Bluͤthenfaͤden iſt mein Bart
So rein, ſo fein, ſo weiß und weich.
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