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Brentano, Clemens: Gockel, Hinkel und Gackeleia. Frankfurt, 1838.

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len. Einige dieser bunten Steinlein aber habe ich hier gesammelt
zum Spiele für das arme Kind von Hennegau, meine gnädige
Herrinn, auf deren Schultern die Lehnskleinode von Vadutz ruhen.

Aus den sieben Schichten der jungfräulichen Erde ließ
der Herr sich den edelsten Staub durch den Engel reichen
und bildete den ersten Menschen daraus, und da er ihm eine
lebendige Seele eingeblasen, ward der Rest jenes Staubes
ein Fels der köstlichsten Edelsteine, worin alle Art und Kraft
und alles Geheimniß jener zwölf Edelsteine vereinigt war,
die in späteren Zeiten auf dem Brustschild und den Schul¬
terspangen Aarons schimmerten. Dieser Fels ward mit
Adam in das Paradies versetzet, und er wohnte bei ihm. Er
war sein Altar und von ihm aus sprach der Herr mit ihm.
Als unsere ersten Eltern nach der Sünde aus dem Paradiese
auf die Erde gestoßen wurden, ward auch der Edelsteinfel¬
sen hinabgeworfen, er zertrümmerte und ward in vielen Thei¬
len über die Erde zerstreut. -- Als die Menschen nun Klei¬
der empfingen, sich zu bedecken, ward das Kleid Evas mit
Spangen von Einhorn, worin Körnlein dieses Edelsteins,
auf den Schultern geschürzt. -- Wie nun jetzt im Herzen des
Menschen Gutes und Böses, Rechtes und Linkes war, so
war auch ein Wiederspruch in die Trümmer dieses Felsens
gekommen. Alle Stücke der linken Seite wirkten irdisch und
leiblich, alle Trümmer der rechten Seite aber himmlisch und
geistlich. -- Wo die Menschen Altäre bauten, fügten sie Bruch¬
stücke dieses Felsens hinein. Abels Altar enthielt Trümmer
der rechten, Kains der linken Seite. -- Die Töchter der Men¬
schen suchten funkelnde Körnlein der linken Seite des Fel¬
sens, die schöner schimmerten, und schmückten ihre Schul¬
tern damit, wodurch sie bösen Zauber übten. -- Ein gro¬
ßes Bruchstück des Felsens, das auf die Erde fiel, hieß
Sakrath und war das Fundament des wunderbaren Berges
Kaf, der die ganze Erde umfaßt. Wer ein kleines Körnlein
dieses Steines Sakrath besitzt, kann große Wunder thun.

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len. Einige dieſer bunten Steinlein aber habe ich hier geſammelt
zum Spiele fuͤr das arme Kind von Hennegau, meine gnaͤdige
Herrinn, auf deren Schultern die Lehnskleinode von Vadutz ruhen.

Aus den ſieben Schichten der jungfraͤulichen Erde ließ
der Herr ſich den edelſten Staub durch den Engel reichen
und bildete den erſten Menſchen daraus, und da er ihm eine
lebendige Seele eingeblaſen, ward der Reſt jenes Staubes
ein Fels der koͤſtlichſten Edelſteine, worin alle Art und Kraft
und alles Geheimniß jener zwoͤlf Edelſteine vereinigt war,
die in ſpaͤteren Zeiten auf dem Bruſtſchild und den Schul¬
terſpangen Aarons ſchimmerten. Dieſer Fels ward mit
Adam in das Paradies verſetzet, und er wohnte bei ihm. Er
war ſein Altar und von ihm aus ſprach der Herr mit ihm.
Als unſere erſten Eltern nach der Suͤnde aus dem Paradieſe
auf die Erde geſtoßen wurden, ward auch der Edelſteinfel¬
ſen hinabgeworfen, er zertruͤmmerte und ward in vielen Thei¬
len uͤber die Erde zerſtreut. — Als die Menſchen nun Klei¬
der empfingen, ſich zu bedecken, ward das Kleid Evas mit
Spangen von Einhorn, worin Koͤrnlein dieſes Edelſteins,
auf den Schultern geſchuͤrzt. — Wie nun jetzt im Herzen des
Menſchen Gutes und Boͤſes, Rechtes und Linkes war, ſo
war auch ein Wiederſpruch in die Truͤmmer dieſes Felſens
gekommen. Alle Stuͤcke der linken Seite wirkten irdiſch und
leiblich, alle Truͤmmer der rechten Seite aber himmliſch und
geiſtlich. — Wo die Menſchen Altaͤre bauten, fuͤgten ſie Bruch¬
ſtuͤcke dieſes Felſens hinein. Abels Altar enthielt Truͤmmer
der rechten, Kains der linken Seite. — Die Toͤchter der Men¬
ſchen ſuchten funkelnde Koͤrnlein der linken Seite des Fel¬
ſens, die ſchoͤner ſchimmerten, und ſchmuͤckten ihre Schul¬
tern damit, wodurch ſie boͤſen Zauber uͤbten. — Ein gro¬
ßes Bruchſtuͤck des Felſens, das auf die Erde fiel, hieß
Sakrath und war das Fundament des wunderbaren Berges
Kaf, der die ganze Erde umfaßt. Wer ein kleines Koͤrnlein
dieſes Steines Sakrath beſitzt, kann große Wunder thun.

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[305/0359] len. Einige dieſer bunten Steinlein aber habe ich hier geſammelt zum Spiele fuͤr das arme Kind von Hennegau, meine gnaͤdige Herrinn, auf deren Schultern die Lehnskleinode von Vadutz ruhen. Aus den ſieben Schichten der jungfraͤulichen Erde ließ der Herr ſich den edelſten Staub durch den Engel reichen und bildete den erſten Menſchen daraus, und da er ihm eine lebendige Seele eingeblaſen, ward der Reſt jenes Staubes ein Fels der koͤſtlichſten Edelſteine, worin alle Art und Kraft und alles Geheimniß jener zwoͤlf Edelſteine vereinigt war, die in ſpaͤteren Zeiten auf dem Bruſtſchild und den Schul¬ terſpangen Aarons ſchimmerten. Dieſer Fels ward mit Adam in das Paradies verſetzet, und er wohnte bei ihm. Er war ſein Altar und von ihm aus ſprach der Herr mit ihm. Als unſere erſten Eltern nach der Suͤnde aus dem Paradieſe auf die Erde geſtoßen wurden, ward auch der Edelſteinfel¬ ſen hinabgeworfen, er zertruͤmmerte und ward in vielen Thei¬ len uͤber die Erde zerſtreut. — Als die Menſchen nun Klei¬ der empfingen, ſich zu bedecken, ward das Kleid Evas mit Spangen von Einhorn, worin Koͤrnlein dieſes Edelſteins, auf den Schultern geſchuͤrzt. — Wie nun jetzt im Herzen des Menſchen Gutes und Boͤſes, Rechtes und Linkes war, ſo war auch ein Wiederſpruch in die Truͤmmer dieſes Felſens gekommen. Alle Stuͤcke der linken Seite wirkten irdiſch und leiblich, alle Truͤmmer der rechten Seite aber himmliſch und geiſtlich. — Wo die Menſchen Altaͤre bauten, fuͤgten ſie Bruch¬ ſtuͤcke dieſes Felſens hinein. Abels Altar enthielt Truͤmmer der rechten, Kains der linken Seite. — Die Toͤchter der Men¬ ſchen ſuchten funkelnde Koͤrnlein der linken Seite des Fel¬ ſens, die ſchoͤner ſchimmerten, und ſchmuͤckten ihre Schul¬ tern damit, wodurch ſie boͤſen Zauber uͤbten. — Ein gro¬ ßes Bruchſtuͤck des Felſens, das auf die Erde fiel, hieß Sakrath und war das Fundament des wunderbaren Berges Kaf, der die ganze Erde umfaßt. Wer ein kleines Koͤrnlein dieſes Steines Sakrath beſitzt, kann große Wunder thun. 20

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Zitationshilfe: Brentano, Clemens: Gockel, Hinkel und Gackeleia. Frankfurt, 1838, S. 305. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brentano_gockel_1838/359>, abgerufen am 22.11.2024.