Brentano, Clemens: Gockel, Hinkel und Gackeleia. Frankfurt, 1838.gerhunde bellten und heulten und alle Hähne krähten. Es "Patriotisches Gelnhausen jubilire, Deine Fenster gleich all' illuminire, Hochlöbliche städtische Metzgerschaft Beurkunde jetzt deiner Treue Kraft; Liefre Schweinsblasen viel und billig, Zeig' edles Gelnhausen dich willig, Lass' donnern den hehren Feierknall, Erfülle die Nacht mit Freudenschall; Eifrasius und Eilegia theuer Geruhen harmonisch ungeheuer Zu ruhen, zu schlafen und zu schnarchen, Wer kann's ihnen unterthänigst verargen? Es war ja, was ich schier heiser sag, Wohl gestern fürwahr ein heißer Tag. Prinz Kronovus im Oberhof-Ofenloch Ist ganz wohl auf und singt munter noch: "Gackeleia, liebste Gackeleia mein, "Wann werden wir wieder beisammen seyn." Postfkriptum. "Jetzt allgemeine Illumination,
Nebst großer Blasendetonation; Morgen früh vor dem Hanauerthor Große Parade vom Nachtwächterchor, Dann nach Eierburg Deputation Vom weißgekleideten Bataillon Der Mädchen, Blumen zu streuen, Sie können heute Nacht noch heuen Im Mondschein auf städtischer Weide; Das keinen Schaden doch leide Die Au bürgermeisterlicher Schafe Wird geboten bei fünf Gulden Strafe." gerhunde bellten und heulten und alle Haͤhne kraͤhten. Es „Patriotiſches Gelnhauſen jubilire, Deine Fenſter gleich all' illuminire, Hochloͤbliche ſtaͤdtiſche Metzgerſchaft Beurkunde jetzt deiner Treue Kraft; Liefre Schweinsblaſen viel und billig, Zeig' edles Gelnhauſen dich willig, Laſſ' donnern den hehren Feierknall, Erfuͤlle die Nacht mit Freudenſchall; Eifraſius und Eilegia theuer Geruhen harmoniſch ungeheuer Zu ruhen, zu ſchlafen und zu ſchnarchen, Wer kann's ihnen unterthaͤnigſt verargen? Es war ja, was ich ſchier heiſer ſag, Wohl geſtern fuͤrwahr ein heißer Tag. Prinz Kronovus im Oberhof-Ofenloch Iſt ganz wohl auf und ſingt munter noch: „Gackeleia, liebſte Gackeleia mein, „Wann werden wir wieder beiſammen ſeyn.“ Poſtfkriptum. „Jetzt allgemeine Illumination,
Nebſt großer Blaſendetonation; Morgen fruͤh vor dem Hanauerthor Große Parade vom Nachtwaͤchterchor, Dann nach Eierburg Deputation Vom weißgekleideten Bataillon Der Maͤdchen, Blumen zu ſtreuen, Sie koͤnnen heute Nacht noch heuen Im Mondſchein auf ſtaͤdtiſcher Weide; Das keinen Schaden doch leide Die Au buͤrgermeiſterlicher Schafe Wird geboten bei fuͤnf Gulden Strafe.“ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0169" n="127"/> gerhunde bellten und heulten und alle Haͤhne kraͤhten. Es<lb/> war eine beiſpiellos angeſtrengte, theilnahmvolle, ſchlafloſe,<lb/> patriotiſche Nacht fuͤr Gelnhauſen. Kaum hatten die Buͤr¬<lb/> ger die Schlafkappen aufgeſetzt, als ploͤtzlich alle Nachtwaͤch¬<lb/> ter an den Fenſterladen pochten und ausriefen:</p><lb/> <lg type="poem"> <l>„Patriotiſches Gelnhauſen jubilire,</l><lb/> <l>Deine Fenſter gleich all' illuminire,</l><lb/> <l>Hochloͤbliche ſtaͤdtiſche Metzgerſchaft</l><lb/> <l>Beurkunde jetzt deiner Treue Kraft;</l><lb/> <l>Liefre Schweinsblaſen viel und billig,</l><lb/> <l>Zeig' edles Gelnhauſen dich willig,</l><lb/> <l>Laſſ' donnern den hehren Feierknall,</l><lb/> <l>Erfuͤlle die Nacht mit Freudenſchall;</l><lb/> <l>Eifraſius und Eilegia theuer</l><lb/> <l>Geruhen harmoniſch ungeheuer</l><lb/> <l>Zu ruhen, zu ſchlafen und zu ſchnarchen,</l><lb/> <l>Wer kann's ihnen unterthaͤnigſt verargen?</l><lb/> <l>Es war ja, was ich ſchier heiſer ſag,</l><lb/> <l>Wohl geſtern fuͤrwahr ein heißer Tag.</l><lb/> <l>Prinz Kronovus im Oberhof-Ofenloch</l><lb/> <l>Iſt ganz wohl auf und ſingt munter noch:</l><lb/> <l>„Gackeleia, liebſte Gackeleia mein,</l><lb/> <l>„Wann werden wir wieder beiſammen ſeyn.“</l><lb/> </lg> <p> <hi rendition="#g">Poſtfkriptum.</hi> </p><lb/> <lg type="poem"> <l>„Jetzt allgemeine Illumination,</l><lb/> <l>Nebſt großer Blaſendetonation;</l><lb/> <l>Morgen fruͤh vor dem Hanauerthor</l><lb/> <l>Große Parade vom Nachtwaͤchterchor,</l><lb/> <l>Dann nach Eierburg Deputation</l><lb/> <l>Vom weißgekleideten Bataillon</l><lb/> <l>Der Maͤdchen, Blumen zu ſtreuen,</l><lb/> <l>Sie koͤnnen heute Nacht noch heuen</l><lb/> <l>Im Mondſchein auf ſtaͤdtiſcher Weide;</l><lb/> <l>Das keinen Schaden doch leide</l><lb/> <l>Die Au buͤrgermeiſterlicher Schafe</l><lb/> <l>Wird geboten bei fuͤnf Gulden Strafe.“</l><lb/> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [127/0169]
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war eine beiſpiellos angeſtrengte, theilnahmvolle, ſchlafloſe,
patriotiſche Nacht fuͤr Gelnhauſen. Kaum hatten die Buͤr¬
ger die Schlafkappen aufgeſetzt, als ploͤtzlich alle Nachtwaͤch¬
ter an den Fenſterladen pochten und ausriefen:
„Patriotiſches Gelnhauſen jubilire,
Deine Fenſter gleich all' illuminire,
Hochloͤbliche ſtaͤdtiſche Metzgerſchaft
Beurkunde jetzt deiner Treue Kraft;
Liefre Schweinsblaſen viel und billig,
Zeig' edles Gelnhauſen dich willig,
Laſſ' donnern den hehren Feierknall,
Erfuͤlle die Nacht mit Freudenſchall;
Eifraſius und Eilegia theuer
Geruhen harmoniſch ungeheuer
Zu ruhen, zu ſchlafen und zu ſchnarchen,
Wer kann's ihnen unterthaͤnigſt verargen?
Es war ja, was ich ſchier heiſer ſag,
Wohl geſtern fuͤrwahr ein heißer Tag.
Prinz Kronovus im Oberhof-Ofenloch
Iſt ganz wohl auf und ſingt munter noch:
„Gackeleia, liebſte Gackeleia mein,
„Wann werden wir wieder beiſammen ſeyn.“
Poſtfkriptum.
„Jetzt allgemeine Illumination,
Nebſt großer Blaſendetonation;
Morgen fruͤh vor dem Hanauerthor
Große Parade vom Nachtwaͤchterchor,
Dann nach Eierburg Deputation
Vom weißgekleideten Bataillon
Der Maͤdchen, Blumen zu ſtreuen,
Sie koͤnnen heute Nacht noch heuen
Im Mondſchein auf ſtaͤdtiſcher Weide;
Das keinen Schaden doch leide
Die Au buͤrgermeiſterlicher Schafe
Wird geboten bei fuͤnf Gulden Strafe.“
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